Wagners Parsifal vom Buddhismus inspiriert? – Gedanken zum Karfreitag
Zu den vielfältigen Vorbereitungen auf seine Operntexte und Inhalte gehörten für Richard Wagner zwischen 1856 und 1868 die Prosaentwürfe: Jesus von Nazareth und Die Sieger. Jesus ist hier und bei Wagner kein Welteroberer, sondern der Weltüberwinder. Dies entspricht Schopenhauers und eben auch Wagners Bestreben zu einer Weltanschauung, die über buddhistische Thesen und indische Weisheiten zu Wagners einzigem religiösen Werk, dem Parsifal, führt.
In seinem Prosaentwurf zu Jesus von Nazareth wird die Figur Magdalena mit der biblischen Ehebrecherin identifiziert, der die Sünden vergeben werden (siehe Joh. XIII). Im 2. Akt verkauft sie ihr gesamtes Eigentum und übergibt den Erlös an den Verwalter der Gemeinde, der Jesus vorsteht. Maria von Magdala, die von ihren Sünden freigesprochene Ehebrecherin, bereut ihr sündiges Leben und erklärt ihre neu gefundene Liebe zu ihrem Erlöser. Sie möchte als niedrigste Magd der Gemeinde dienen dürfen.
Im 3. Akt wird Maria von Magdala Zeugin eines Gespräches zwischen Judas und einem Pharisäer aus Tiberias. Aufgrund dieser Wahrnehmung fragt sie Jesus, ob er denn tasächlich vorhabe, sich gefangen nehmen zu lassen. Jesus wehrt die Frage ab, Maria salbt ihn dann und wäscht ihm auch die Füße.
Judas bemerkt es und gibt zu bedenken, dass sie das teure Öl besser hätte verkaufen sollen, um den Armen mit dem Geld zu helfen (Joh. 12). Jesus weist diesen Vorwurf zurück, dankt Maria und entlässt sie. Später sieht man sie allein in ihrem Jammer um die zu erwartende Gefangennahme ihres Meisters. Dabei preist sie sich glücklich, bei ihm in Diensten gewesen zu sein.
Als Judas, der Verräter mit den Kriegsknechten eintrifft, leugnet sie zu wissen, wohin Jesus mit seinen Männern gegangen sein könnte. Judas nimmt sie mit und sperrt sie ein. Als sie wieder frei wird, versucht sie Jesus zu warnen.
Und als Jesus bei Pilatus verhört wird, erhält dieser eine Nachricht, dass er keinesfalls Jesus bestrafen solle, denn dieser sei unschuldig. Maria von Magdala wird als Zeugin auftreten, aber erfolglos sein. Mit der Mutter von Jesus kommt sie später vom Richtplatz zurück und bringt die Nachricht von Jesus’ Tod: Er hat vollendet.
Maria von Magdala zweifelt nicht daran, dass sich Jesus zum Opfertod für die Welt entschlossen hat und dass dieser Tod eine Verklärung sei. Im Tempel des ersten Aktes erläutert Jesus dies gegenüber allen Anwesenden:
Und offen vor aller Augen werde ich den Tod erleiden um der Liebe willen, durch die ich die Welt erlöse zum ewigen Leben.
Jesus ist hier und bei Wagner kein Welteroberer, sondern der Weltüberwinder. Dies entspricht Schopenhauers und eben auch Wagners Bestreben zu einer Weltanschauung, die über buddhistische Thesen und indische Weisheiten zu Wagners einzigem religiösen Werk, dem Parsifal, führt. Hitler beabsichtigte ganz konträr dazu ein Welteroberer und keinesfalls ein entsagender Weltüberwinder zu sein.
Wagner legt Jesus von Nazareth beiseite und fasst am 26. April 1868 wieder seinen Plan, einen rein buddhistischen Stoff, nämlich: Die Sieger zu komponieren. In Triebschen in der Schweiz vergleicht er:
Wahrheit = Nirvana = Nacht
Musik = Brahma = Dämmerung
Dichtkunst = Sansara = Tag
Seine Studien zum Buddhismus führen Wagner zu einer Skizze vom 16. Mai 1856. Sie ist in Wagners Entwürfen, Gedanken und Fragmenten abgedruckt (Breitkopf & Härtel, Leipzig). Nach der Herausgeberin ihrer Memoiren einer Idealistin, Malvida von Meysenbug (1816-1903), die über Wagners Pariser Zeit berichtet, erhält Karl Heckel von ihr persönliche Informationen über die Grundlagen zu Wagners Stoff für die geplanten Die Sieger. Wagner findet sie in Burnoufs Introduction à l’histoire du Buddhisme indien (Burnoufs Einführung in die Geschichte des indischen Buddhismus’.)
Wagners Personenskizze für seine Komposition zeigt daher Namen aus indischer Mystik: Chakya-Muni, Ananda, Prakriti, Brahmanen, Schüler und Volk. Buddha ist der zur Erkenntnis Erwachte und Erleuchtete. Wird von ihm gesprochen, so ist bei Wagner der Religionsstifter Chakya-Muni des Brahmanismus gemeint. Ananda ist sein Schüler.
Aufgrund der indischen Lehre wird es nur den Brahmanen vergönnt, den Weg zu gehen, der zur Erlösung führt, während die Mitglieder anderer und damit niedrigerer Kasten nur durch gute Taten in ihrem jetzigen Leben die Hoffnung erhalten, nächstes Mal als Brahmanen wiedergeboren zu werden. Die niedrigsten Kasten, die Parias und Tschandalas stellen die Unberührbaren, Hoffnungslosen dar, und deshalb aus der Gesellschaft Ausgestoßenen.
Wagners Drama soll die letzte Wanderung Buddhas beschreiben. Prakriti, das Tschandala Mädchen – also aus niedrigster Kaste – ist verbotenerweise in Ananda verliebt. Ananda hat seinerseits Berührungsängste. Prakriti nähert sich Buddha, um von ihm Hilfe zu erbitten. Dieser fragt sie, ob sie die Bedingungen für die Erlaubnis, Ananda lieben zu dürfen und zu können, erfüllen wolle. Prakriti spricht jetzt zu Chakya-Muni vom Wunsche einer erotischen Verbindung mit Ananda und erschrickt, als sie erfahren muss, dass sie dessen Gelübde der Keuschheit respektieren und teilen müsse.
Im weiteren Verlauf von Wagners Idee muss sich Buddha gegen die Vorwürfe verteidigen, er befasse sich mit Prakriti, einer Unberührbaren. Ein wichtiges Detail wird die Erzählung Buddhas über Prakritis früheres Leben. Sie hat dort als Tochter eines Brahmanen dem Werben des Sohnes eines Tschandalakönigs nicht nachgegeben. Deshalb ist es im jetzigen Leben ihre Bestimmung geworden, eine Paria zu sein.
Es bleibt ihr nur übrig, Qualen hoffnungsloser Liebe zu empfinden, zugleich zu entsagen und so durch volle Erlösung in die Buddha-Gemeinde aufgenommen zu werden.
Zur Realisierung der beiden Stoffe Jesus von Nazareth und Die Sieger kommt es nicht. Trotzdem verarbeitet Wagner vieles daraus für sein letztes Werk, den Parsifal. Auch dort ist die Titelfigur kein Welteroberer, sondern ein Weltüberwinder – ganz im Sinne der buddhistischen Vorlage.
Ein zunächst sündiger trotzig-dummer Junge im ersten Akt, gelangt im zweiten zur Erkenntnis und wird schließlich im dritten Akt eine Art christlicher Buddha, ein Weiser, der als Parsifal – von Parsi = rein, fal = dumm, töricht (Wagner entlehnt es dem Persischen) – die christliche Kirche zwar restituiert, aber von ihrem dogmatischen Machtanspruch befreit. Parsifal führt die Gesellschaft durch Erlösung des Erlösers zur Schopenhauerschen und Wagnerschen Weltethik.
Im Sommer 1864 hat Wagner seinen Aufsatz Über Staat und Religion verfasst, der sich ebenfalls mit dem kirchlichen Dogma beschäftigt. Dort heißt es:
Die Religion lebt nur da, wo sie ihren ursprünglichen Quell und einzig richtigen Sitz hat: im tiefsten, heiligsten Innern des Individuums, – da, wohin nie ein Streit der Rationalisten und Supranationalisten noch des Klerus und des Staates gelangte, denn dieses ist eben das Wesen der wahren Religion, dass sie, dem täuschenden Tagesscheine der Welt ab [entfernt B.W.] in der Nacht des tiefsten Innern des menschlichen Gemütes als anderes, von der Weltsonne gänzlich verschiedenes, nur aus dieser Tiefe aber wahrnehmbares Licht leuchtet.
Und erneut: Richard Wagners Weltanschauung ist also nachweislich das Gegenteil von Hitlers weltlichem Machtanspruch und seinen rasseideologischen Morden.
Dass solche Zusammenhänge auch manchen heutigen Regisseuren nicht klar sind oder politisch korrekt eben nicht wahr sein dürfen, darf ich durch ein Gespräch mit meinem Freund Götz Friedrich belegen, der 1982 den Parsifal bei den Bayreuther Festspielen inszenierte. Das Bühnenbild zeigte im ersten Akt einen umgestürzten Tempel aus dem Faschismus der Mussolinizeit in Italien. Dadurch wurde die gekippte Gesellschaftsform gut gezeichnet.
Im dritten Akt hätte dieser Tempel entweder aufgerichtet oder in anderer Form renoviert sein müssen. Das hätte die Erlösung symbolisiert. Ich war Besucher der Generalprobe und fragte Götz nach dem Sinn des ruinierten Tempels auch für den dritten Akt. Es wird dann nur noch schlimmer, verteidigte Götz die für mich hier falsche, aber vielleicht politisch korrekte Lösung.
Parsifal und der Tod in Venedig
Während seines Kuraufenthaltes in Marienbad 1845 liest Richard Wagner Wolfram von Eschenbachs Parzival, jene epische Sammlung von Sagen, die aus mehreren Quellen entstanden ist. In Mein Leben berichtet der Künstler, wie er sich bei Spaziergängen mit der Lektüre der fremdartigen und doch so innig traulichen Gedichte Wolframs von Eschenbach beschäftigt.
Eschenbach hat hier ein bruchstückhaftes Parzival-Gedicht von Chrestien von Troyesund und eine keltische Sage von Peredur aus dem Roten Buch von Hergst verarbeitet. In letzterer Sage spielt bereits ein junges, wildes Mädchen eine Rolle, das bei Eschenbach zur Condrie la sorcière wird. Bei Wagner wird sie später zur Kundry im Parsifal.
Wagner liest die Bearbeitungen aus dem Mittelochdeutschen von Simrock und San Marte und so auch das anonyme Epos vom Lohengrin, das er ebenfalls als Quelle für seine gleichnamige Oper nutzt. In anderen Sagen findet Wagner die Blumenmädchen für seinen zweiten Akt im späteren Bühnenweihfestspiel Parsifal. Dann spielt noch das Alexanderlied von einem Geistlichen namens Lamprecht eine Rolle. Auch der Zauberer Theodas in Rudolf von Ems’ Gedicht Baarlam und Josephat scheint Quelle für Wagners Vorhaben zu sein.
Theodas versucht, eine schöne Frau zu beeinflussen, einen Mann zu verführen. Der Held widersteht aber diesen Künsten mit Hilfe des christlichen Kreuzes. Damit ist der späteren Handlung für den Titelhelden in Wagners Parsifal bereits viel vorgegeben, wenn dieser der Verführung durch Kundry widersteht. Und Eschenbachs Titurel wird außerdem Namensgeber für die Figur des kranken alten Vaters im Parsifal.
Zunächst verarbeitet der Komponist seine Quellen 1848 in den Entwurf zu seinem Drama Jesus von Nazareth hinein (s. oben). Darin heißt die spätere Kundry als Sünderin im Parsifal noch Maria von Magdala, die offensichtlich in Jesus verliebt ist.
Dann entwirft Wagner im Mai 1856 bezeichnenderweise dieses buddhistische Drama, Die Sieger (s. oben). Jenes leider auch nicht zuende geführte Stück wird – ich wiederhole – der direkte Vorläufer des Parsifal-Dramas.
Der französische Germanist Henri Lichtenberger zitiert Hans von Wolzogen, wie dieser von Wagners plötzlichem Einfall berichtet, um am Karfreitag 1858 sein dreiaktiges Drama Parsifal in Triebschen in der Schweiz zu skizzieren. Er legte seine Tristan-Partitur beiseite und komponierte jene Verse von mystischer Zartheit, in denen Gurnemanz dem Parsifal den Karfreitagszauber erklärt:
wie dieser höchste Schmerzenstag der Welt auch der Tag der Vergebung und Heiterkeit sei, wo die Halme, Blüten und Blumen, wo die ganze Natur das göttliche Mysterium der Erlösung ahnt und glücklich lächelnd zu dem reuigen, entsühnten, erlösten Menschen aufschaut … Der Hauptgedanke des >Parsifal< war gefunden.
Am 1. Oktober 1858 beschreibt Wagner in einem Brief an Mathilde Wesendonk nach Venedig alles über die Anlage zur Welterlösung durch das Mitleiden im Menschen und ihre Bedeutung am Morgen des Karfreitags im 3. Akt Parsifal.
„… Wenn … dieses Leiden einen Zweck haben kann, so ist dies einzig durch Erweckung des Mitleidens im Menschen … Diese Anlage zur Welterlösung durch das Mitleiden aber unentwickelt und recht geflissentlich unausgebildet verkommen zu sehen, macht mir nun eben den Menschen so widerwärtig und schwächt mein Mitleiden mit ihm bis zur gänzlichen Empfindungslosigkeit gegen ihn.
Er hat in seiner Not den Weg zur Erlösung, der eben dem Tiere verschlossen ist; erkennt er diesen nicht, sondern will er sich ihn durchaus versperrt halten, so drängt es mich dagegen, ihm diese Türe gerade recht weit aufzuschlagen, und ich kann bis zur Grausamkeit gehen, ihm die Not des Leidens zum Bewusstsein zu bringen.“
In seiner Festschrift für Beethoven entdeckt der Komponist eine innere Tiefe bei Wolfram von Eschenbach. Es hat der Entwicklung des deutschen Geistes nichts geschadet, dass unsere poetische Literatur des Mittelalters sich aus der Übertragung französischer Rittergedichte ernährte.
Eschenbach habe aus seiner christlich-ritterlichen Zeit heraus Abenteuer beschrieben, meint der nationalsozialistische Hans von Wolzogen, während Richard Wagner durch das alles verklärende Gralslicht ein Weihfestspiel des idealen Deutsch- und Christentums schuf. Für ein ideales Deutsch- und Christentum schuf er es eben nachweislich gerade nicht.
Gerhard Hauptmann hat 1911 einen anderen Zugang zu Wagners Kunst im Vergleich zu Wolzogen, wenn er schreibt, er sei weit entfernt, sich an Wagner deutschtümelnd zu entzücken.
Wagner sei ebenso griechisch als deutsch, ebenso asiatisch wie europäisch.
Die Lehre des Buddhismus von der Metempsychose [Seelenwanderung, B.W.] beinhaltet den festen Glauben daran, dass alles Leiden im augenblicklichen Dasein eine Buße für die in einem früheren Leben begangenen Sünden zu sehen und zu erdulden sei. Das Karma – die Seele – des Menschen findet in einem neuen Körper durch Wiedergeburt erneut ihren Platz.
Je nachdem das jeweilige Karma des Menschen von guter oder schlechter Beschaffenheit ist, gestaltet sich das neue Leben, sodass die Einen niedrig, die Anderen hoch stehen, die Einen elend, die Anderen glücklich sind.
Das Mysterium der Erlösung über das Blut Christi am Kreuz ist die zentrale Handlung im Parsifal und als überkirchliches Christentum bei Wagner zu verstehen. Und dort, wo Religion künstlich wird, meint Wagner, sei es der Kunst vorbehalten, den Kern der Religion zu retten, indem sie die mythischen Symbole nach ihrer sinnbildlichen Aussage erfasse. Nur so, erläutert Wagner, sei die tiefe Wahrheit zu erkennen.
Im 10. Bd. seiner gesammelten Schriften, auf den Seiten 282 + 283 äußert sich Richard Wagner erneut ganz deutlich über seine private religiöse Vorstellung und im Hinblick auf den Sinn seines Parsifal-Mysteriums: … dass dem mütterlichen Schoß (durch die Erlösung und Wiedergeburt) dieses Mal nicht nur ein höher organisiertes Individuum, sondern in diesem eine neue Spezies entsprossen wäre … Dass in jener wundervollen Geburt sich sublimierende Blut der ganzen leidenden menschlichen Gattung konnte nicht für das Interesse einer noch so bevorzugten Rasse fließen; vielmehr spendet er sich (der mütterliche Schoß) dem ganzen menschlichen Geschlechte zur edelsten Reinigung von allen Flecken seines Blutes.
Für Wagner soll es eben über den Gedanken der Wiedergeburt glückliche Menschen gleicher Rechte geben. In seinem Pamphlet über das Judentum in der Musik von 1850 und 1869 spricht er vom Untergang der Juden. Wagners vollständige Aussage heißt aber dort: Untergang und Wiedergeburt für das ganze menschliche Geschlecht, s. o.. Der zweite Teil dieser unerhört wichtigen Feststellung wird sowohl vom Nationalsozialismus als auch in unserer heutigen, doch so bestens aufgeklärten Zeit leider und zum großen Nachteil für den Komponisten, seine Aussagen und künstlerischen Werke sowie deren Interpreten übergangen. Dies hat auch negative politische und gesellschaftliche Auswirkungen, denn dort, wo ein kulturelles Vakuum entsteht, haben unerwünschte und gefährliche politische Ränder Platz sich zu entfalten. Darüber noch später. (Wird fortgesetzt)
https://www.youtube.com/watch?v=XxsgSfjivOk
Siegfried Jerusalem (Parsifal) Hans Sotin (Gurnemanz) Eva Randová (Kundry) Matti Salminen (Titurel) Bernd Weikl (Amfortas) Leif Roar (Klingsor) Horst Stein (Dirigent) Bayreuth, 1981, Regie Wolfgang Wagner
Anhang: Die Legende von Sidhartta
Nach der indischen Legende hat König Sudhodana einen jungen Sohn mit Namen Sidhartta. Dieser wird auch Gotama oder Chakya-muni gerufen. Gelehrte Brahmanen prophezeien seinem Vater, dass dieser, sein Sohn nur dann einmal der allermächtigste König werden kann, wenn er folgende Auflagen erfüllt und Prüfungen besteht: Der Prinz darf keinen gebrechlichen Alten ansehen, sowie auch keinen Kranken, Toten und auch keinen Einsiedler – sonst wird er selber zum Einsiedler.
Aber wie die Jugend zu allen Zeiten war und immer noch ist, hört Chakya-muni weder auf die Ratschläge der Brahmanen, noch auf die eindringlichen Worte seines Vaters. Er schiebt alle Vorsicht beiseite und beobachtet einen vom Alter schwer gezeichneten Mann. Dadurch wird ihm mit erschreckender Deutlichkeit die Vergänglichkeit des blühenden Lebens bewusst.
Dann sieht Chakya-muni einen Kranken und wird von großem Mitleid ergriffen. Und bei einem Toten verspürt er tiefe Trauer, so dass er selber alle Lebenslust verliert. Schließlich aber entdeckt er beim Einsiedler Frieden und Glückseligkeit und fasst einen tiefgreifenden Entschluss. Der Prinz entledigt sich allen Reichtums und unterwirft sich freiwillig allem irdischen Leiden und allen harten Prüfungen des Lebens.
Er will auf diese Weise Buddha und damit Welterlöser werden, um die Begierde, den Schmerz, sowie Geburt und Tod bei allen Wesen zu überwinden. Chakya-muni besteht alle diese selbst auferlegten Prüfungen, wird zum Buddha und erinnert durch seine Kraft des Mitleidens im Widerstand gegen die Versuchungen an den siegreichen späteren Parsifal.
1 Meysenbug, Malvida von: Memoiren einer Idealistin, Hsg. Renate Wiggershaus/Ulrike Helmer, Königstein. 1998
2 Heckel, Karl: Jesus von Nazareth – Buddha („Die Sieger“) – Parsifal. Bayreuther Blätter. 1891, Seite 5 ff,)
3 Wagner, Richard: Deutsche Kunst und Deutsche Politik. In: Gesammelte Schriften und Dichtungen, Bd. 8. Leipzig.
4 v. Wolzogen, a.a.O.
5 Richard Wagner Jahrbuch, Bd. IV 1912).
6 Lichtenberger, Henri: Richard Wagner, der Dichter und Denker, S. 417; Verleger Reißner 1913
7 Brief an Mathilde Wesendonk, 1. Oktober 1858
8 Wolzogen, Hans v.: Parzival und Parsifal, Nierenheim Bayreuth 1912
9 204 Der Merker (Sondernummer Bayreuth), Wien 1911, Heft 19/20
10 Nach der indischen Legende hat König Sudhodana einen jungen Sohn mit Namen Sidhartta
11 Worte Buddhas in Karl Heckel. Bayreuther Blätter, 1891
12 Wagner, Richard: Gesammelte Schriften Bd. X, S. 282 f.).
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