„Toter“ Ex-Tengelmann-Chef quicklebendig in Russland? Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Bruder
Im nach wie vor geheimnisumwitterten Fall des Verschwindens von Ex-Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub ermittelt die Staatsanwaltschaft nun gegen dessen Bruder Christian. Was sie dem nunmehrigen CEO der Einzelhandelsgruppe genau vorwirft, ist noch unklar. Es gehe jedoch um den Anfangsverdacht einer falschen Versicherung an Eides statt im Kontext der Todeserklärung.
Was wusste Christian Haub zum Zeitpunkt der Todeserklärung?
Am 14. Mai 2021 erklärte das Amtsgericht Köln Karl-Erivan Haub auf Antrag seiner Hinterbliebenen per 7. April 2018, 24 Uhr, für tot. Das war jener Tag, an dem der frühere CEO nicht mehr von einer Skitour aus den Bergen bei Zermatt zurückgekehrt war.
Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer erklärte, es sei eine Anzeige gegen Christian Haub eingegangen. Dieser zufolge habe dieser in seiner Versicherung an Eides statt teilweise falsche Angaben gemacht. Eingebracht habe sie die RTL-Enthüllungsjournalistin Liv von Boetticher, die 2023 ein Buch über das Verschwinden von Karl-Erivan Haub veröffentlicht hatte.
Im Rahmen des Todeserklärungsverfahrens hatte Christian Haub, der erstmals im November 2020 private Ermittler mit der Suche nach seinem Bruder beauftragt haben will, erklärt:
„Mir liegen keine belastbaren Hinweise, geschweige denn Beweise dafür vor, dass mein Bruder Charlie noch leben könnte.“
Ex-Chef von Tengelmann galt als erfahrener Skitourengeher
Warum die Staatsanwaltschaft, die – wie Haubs Anwalt bestätigt – noch Wochen zuvor keinen Anlass gesehen hatte, tätig zu werden, nun doch einen Anfangsverdacht sieht, ist offen. Angeblich sollen streng vertrauliche interne Dokumente, die teils auf Juni 2018 datiert seien, Zweifel an der Aussage hervorrufen.
Fest steht, dass neben den Ermittlungen gegen Christian Haub auch eine Hausdurchsuchung beim früheren Security-Chef des Verschollenen stattgefunden hat. Wie der „Focus“ berichtete, habe man dabei technische Gerätschaften sichergestellt, die nun ausgewertet werden sollen.
Interne Tengelmann-Ermittler, sollen bereits von Beginn an Zweifel an einem möglichen Skiunfall gehegt haben. Karl-Erivan Haub galt als erfahrener Gletscherskifahrer und Skitourengeher. An jenem Tag wollte der damalige Tengelmann-Chef am Klein Matterhorn für das Skitouring-Event „Patrouille des Glaciers“ trainieren. An dem Rennen, das die Schweizer Armee organisiert, hatte er schon mehrfach teilgenommen.
Haub soll Prüfungen über abhanden gekommene Millionenbeträge unterbunden haben
Für Gerüchte sorgte bald der Umstand, dass zeitnah nach seinem Verschwinden eine Angestellte einer Eventagentur in Sankt Petersburg ihre Stelle kündigte und nach Moskau zog. Diese hatte zuvor die Geburtstagsfeier der Mutter der Haub-Brüder organisiert. Der damalige Chef soll vor seinem Verschwinden eine Affäre mit der Frau gehabt haben.
Auch über mögliche Geheimdienstverbindungen oder Geldwäsche wurde bald spekuliert. Der in Tacoma, WA, geborene Haub soll neben dem US-amerikanischen und dem deutschen auch einen russischen Pass besessen haben. Er soll auch regelmäßig eine bestimmte russische Telefonnummer gewählt haben, zuletzt am Tag vor seinem Verschwinden.
Zwischen 2010 und 2015 sollen bei Tengelmann Unternehmensgelder in zweistelliger Millionenhöhe zweckentfremdet geworden sein. Es soll dabei ebenfalls eine Verbindung zu Russland gegeben haben. Haub habe der Revisionsabteilung jedoch eine Prüfung von Verdachtsmeldungen untersagt. Zudem soll er für acht Millionen Euro Geschäftspartner, Leibwächter, Nachbarn und sogar seine Familie beschatten haben lassen.
Im Raum steht nunmehr, dass Karl-Erivan Haub möglicherweise am Tag seines Verschwindens auf italienisches Staatsgebiet abgefahren sei und sich von dort nach Russland abgesetzt habe. Ein Sicherheitsunternehmen soll Kameras des biometrischen Überwachungssystems in Moskau gehackt haben.
Russland als beliebtes Ziel für Theorien zwischen Fakt und Fiktion?
Es sei dabei Material aufgetaucht, das Karl-Erivan Haub in der russischen Hauptstadt zeigen soll. Die Rede ist von einer biometrischen Übereinstimmung von 90 Prozent gegenüber Referenzbildern. Dem „Stern“ zufolge soll sogar ein Informant mit FSB-Verbindungen das Material innegehabt haben.
Eine Fälschung lasse sich jedoch nicht ausschließen. Wie schon zur Zeit der Sowjetunion scheinen Russland und dortige Geheimdienste mittlerweile auch wieder zu beliebten Projektionszielen für allerlei Theorien zwischen Fakt und Fiktion geworden zu sein.
Die Staatsanwaltschaft Köln will die Todeserklärung Karl-Erivan Haubs, für den die Unschuldsvermutung gilt, dennoch jetzt überprüfen.
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