Tierschützer fordern Ende der Wildtier-Haltung in Zoos
Tierschützer haben nach der tödlichen Attacke eines Tigers auf eine Pflegerin in Köln die Haltung von Wildtieren in Zoos kritisiert. Eine artgerechte Haltung sei unmöglich, bemängelte der Verein Animal Public am Montag. Die Tierschutzorganisation Endzoo forderte eine Überprüfung der Sicherheitsstandards in Tierparks. Derweil gehen die Ermittler offenbar von einem tragischen Unflücksfall aus.
Köln – Tierschützer haben nach der tödlichen Attacke eines Tigers auf eine Pflegerin in Köln die Haltung von Wildtieren in Zoos kritisiert. Eine artgerechte Haltung sei unmöglich, bemängelte der Verein Animal Public am Montag. Die Tierschutzorganisation Endzoo forderte eine Überprüfung der Sicherheitsstandards in Tierparks. Derweil gehen die Ermittler offenbar von einem tragischen Unflücksfall aus.
Ein Sibirischer Tiger hatte am Samstag im Kölner Zoo die 43 Jahre alte Frau angefallen und totgebissen. Die erfahrene Tierpflegerin hatte bei Reinigungsarbeiten ein Sicherheitstor offen gelassen. Der Zoodirektor erschoss das Raubtier mit einem Großkalibergewehr.
Die Unfälle zeigten, dass deutsche Zoos den souveränen Umgang mit Wildtieren nicht beherrschten, kritisierte Animal Public. „Vielmehr sind die Anforderungen, die Wildtiere an ihre Umgebung stellen, generell von einem Zoo nicht zu erfüllen“, hieß es. Auch andere Tierschutzorganisationen wie Peta und Endzoo forderten ein Verbot der Haltung von Großkatzen in Zoos.
Tierschützer Frank Albrecht von der Tierschutzorganisation Endzoo sagte auf dapd-Anfrage: „Es gibt mehr Sibirische Tiger in Gefangenschaft als in freier Wildbahn. Auswildern könne man diese Tiere nie. „Sie würden nicht überleben, weil sie das Jagen nicht gelernt haben.“ Zudem seien die Arterhaltungsprogramme der Zoos ineffizient. Durch diese von den Zoos betriebene Inzucht erkrankten die Nachkommen und seien zudem nicht überlebensfähig.
„Dass die Mitarbeiterin allein war in dem Gehege, halten wir für fahrlässig“, sagte Albrecht. Es sei verwunderlich, dass der Tiger die Pflegerin nicht zerfleischt habe. „Das zeigt, dass er sie nicht angegriffen hat, weil er hungrig war“, sagte Albrecht. Vielmehr müsse es aus einer Art Spieltrieb heraus geschehen sein. Endzoo forderte bundesweite Sofortkontrollen und eine Überarbeitung aller Zoo-Sicherheitsstandards.
Der Frankfurter Zoo hat bereits reagiert und seine Sicherheitsvorkehrungen überprüft. Das sagte Zoodirektor Manfred Niekisch am Montag im Hörfunksender HR-Info. „Wir können uns nicht vorstellen, dass so etwas bei uns passiert“, fügte er hinzu. Zugleich verteidigte er den Kölner Zoodirektor gegen Kritik an der Erschießung des Tigers nach der Attacke.
„Man musste nach dem Angriff davon ausgehen, dass die Pflegerin noch lebte“, sagte Niekisch. Eine Betäubung des Tigers aber hätte etwa 15 Minuten gedauert. „Der Kölner Kollege hatte keine andere Wahl“, fügte der Frankfurter Zoodirektor hinzu. Der Kölner Zoo wollte sich am Montag nicht dazu äußern, ob aus dem Unfall Konsequenzen bei den Sicherheitssystemen gezogen werden.
Die Staatsanwaltschaft untersucht derweil die genauen Umstände des Unfalls. „Die Ermittlungen dauern an“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es werde nun geprüft, was letztendlich in dem Gehege passiert sei. Die „Kölnische Rundschau“ berichtete am Montag auf ihrer Internetseite, die Ermittler gingen von einem tragischen Unglücksfall aus, es gebe keine Hinweise auf ein Fremdverschulden. Anzeichen auf Alkohol- oder Drogenkonsum der Pflegerin gebe es auch nicht.
(Link zum Artikel der „Kölnischen Rundschau“: http://url.dapd.de/b2rNLV )
dapd
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