Simone Kermes triumphiert mit „Dramma“ im Konzerthaus am Gendarmenmarkt Berlin

Titelbild
Simone KermesFoto: Jörg Strehlau
Von 24. Oktober 2012

Mitten in den flirrend goldenen Streicherklang des kleinen Orchesters erhebt sich ein Jubelsturm wie für einen Rockstar – im klassizistischen Prachtsaal des Konzerthauses am Gendarmenmarkt, ausgehend von einem einem bürgerlichen Berliner Publikum. Nur für das spektakuläre Outfit der Dame, die da mit Riesenschritten und in Plateauschuhen auf die Bühne stapft, kann es nicht gewesen sein – offensichtlich ist es die Vorfreude von Fans, die wissen, was gleich kommt.

Die Sopranistin Simone Kermes präsentiert an diesem Abend höchste Gesangskunst so unprätentiös und mitreißend, dass der unvorbereitete Zuhörer sein Weltbild neu sortieren muss. Auf dem Programm stehen Stücke aus ihrer aktuellen CD „Dramma“, die Kermes mit dem italienischen Orchester La Magnifica Comunitá aufgenommen hat. Das kleine Ensemble aus Streichern und Basso continuo begleitet sie durch den Abend unter der Leitung seines Konzertmeisters Enrico Casazza. Vorwiegend unbekannte Ausgrabungen, darunter acht Welt-Ersteinspielungen, sind auf der CD von Sony Classisal zu finden. Einige dieser Bravourstücke, die Komponisten Nicola Antonio Porpora, Johann Adolph Hasse und Leonard Leo für die Star-Kastraten ihrer Zeit schrieben, waren live zu hören. Musik, die dreihundertjahre alt ist und so extrem in ihren Anforderungen an den Sänger, dass sie heute ein Orchideendasein fristet und praktisch nie erklingt.

Die Krone barocker Gesangskunst

Minutenlange Da Capo-Arien, in der sich die Schwierigkeiten und Effekte nur so überschlagen, in denen das Publikum ständig durch das Spiel mit der Stimme verblüfft wird und die doch vor allem eines sind: Ausdruck der menschlicher Leidenschaft mit den Mitteln der Kunst.

Das klingt nach Kampfsport und verkniffener Konzentration – die sonnige und ständig mitwippende Simone Kermes scheint es jedoch aus dem Ärmel zu schütteln. Immer wenn sie eine besonders schwierige Phrase geschafft hat, zum Beispiel eine schier endlose Kette aus Staccato-Tonwiederholungen, breitet sich ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Die Begeisterung, welche die unkonventionell irdische Diva beim Singen versprüht, sorgt für gelöste Heiterkeit beim Publikum. Schon nach der ersten Nummer, einer hochvirtuosen Sturm-Arie, entfährt es einem alten Italiener: „Bravissima!“ Nach einer entrückenden sanften Arie wird später jemand „Danke!“ seufzen. In diesen leisen Momente lauschte das Publikum wie gebannt einer seelenvolle Stimme mit intensiv leuchtendem und dennoch leichtem, atmenden Klang („Alto Giove“ von Porpora und Johann Adolph Hasses „Consola il genitore“). Eine Show aus behutsam gestreuten Lichtwechseln unterstützte die Musik perfekt.

Simone Kermes konnte es sich sogar leisten, bei einer Sehnsucht-Arie in drei Meter Entfernung einen halbnackten Jüngling als szenisches Pendant auflaufen zu lassen, ohne dass es dämlich wirkte. Das Drama blieb immer im Gesang und traf von dort direkt ins Herz.

In den nötigen Verschnaufpausen für die Sängerin spielten La Magnifica Comunitá verschiedene barocke Ouvertüren und zwei unbekannte Vivaldi Violinkonzerte. Das inspirierte Spiel von Enrico Casazza schliff sie zu Juwelen, die das Publikum animierten, zwischen den Sätzen zu klatschten.

Am Ende gab es als Zugaben eine weitere Farinelli-Arie, den Schlager „Lili Marleen“ (!) und „Lascia chio pianga“ von Georg Friedrich Händel. Standing Ovations für Simone Kermes und ihre kongenialen Begleiter.

Weitere Informationen:

Im Mai 2013 wird Simone Kermes weitere „Dramma“- Konzerte in Deutschland geben: Am 09.05.2013 in der Hamburger Laeiszhalle, am 10.05.2013 im Konzerthaus in Dortmund und am 12.05.2013 im Münchner Herkules-Saal.

 



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