Shen Yun: Mit Tanz den Verfolgten in China eine Stimme geben

Levi Browde ist nicht nur geschäftsführender Direktor des Falun-Dafa-Informationszentrums, das die Verfolgung der Glaubensgemeinschaft in China dokumentiert, sondern auch Vater zweier Shen-Yun-Darsteller und Treuhänder des Fei Tian College of the Arts, eines renommierten Konservatoriums für darstellende Künste im Bundesstaat New York.
In der amerikanischen Ausgabe der Epoch Times gibt der Softwareunternehmer Einblick in die Geschichte von Shen Yun und in den andauernden Kampf gegen Intrigen, Propaganda und Bedrohungen. Sein Kommentar beleuchtet nicht nur die Herausforderungen, denen sich die Künstler stellen müssen, sondern auch die tiefere Bedeutung ihrer Kunst in einer Welt, in der Wahrheit und Freiheit immer wieder auf die Probe gestellt werden. (sm)
Levi Browde: Der blinde Fleck der Medien bei Shen Yun
Letztes Jahr saß ich bei einer Aufführung von Shen Yun im Publikum und beobachtete, wie Tänzer in fließender Seide über die Bühne glitten und jede ihrer Bewegungen ein Hauch von etwas Uraltem und Ungebrochenem war.
Das Theater war voll. Es war wieder eine ausverkaufte Show, eine von tausenden, die in den letzten Jahren weltweit aufgeführt wurden.
Danach konnten die Menschen ihre Gefühle nicht zurückhalten. „Inspirierend“, „hoffnungsvoll“ und „berührend“ schwärmten sie und wiederholten damit, was ich bereits von Zuschauern in Italien, Taiwan und überall dort gehört habe, wo Shen Yun auftritt. Ihre Reaktionen gaben einen Einblick in den kometenhaften Aufstieg und das Wachstum von Shen Yun.
Man sollte meinen, dass eine solche Wirkung Respekt oder zumindest Neugierde weckt. Stattdessen erntete Shen Yun negative Schlagzeilen und angebliche Enthüllungsberichte. Seit August 2024 hat allein die „New York Times“ mehr als zehn Artikel herausgebracht, die Shen Yun verunglimpfen. Bemerkungen über zu viele Stunden, zu viel Strenge, Geflüster über „Sekte“ hier und „Propaganda“ da.
Soll das ein Witz sein?
Natürlich bekommt Shen Yun auch Lob, und zwar jede Menge. Doch die Angriffe versuchen, das zu übertönen. Und sie lenken von der eigentlichen Geschichte ab oder begraben sie sogar.
Während sich diese Artikel zwanghaft mit der Kritik an Shen Yun beschäftigen, zählen unsere Falun-Gong-Brüder und -Schwestern in China ihre letzten Atemzüge – inhaftiert, gefoltert, Tag für Tag dem Tod ausgeliefert.
Für uns ist das nicht nur eine Aufführung. Es ist eine Rettungsleine und eine große amerikanische Erfolgsgeschichte, die die Medien aufgrund ihrer Blindheit oder Voreingenommenheit nicht erkennen. Damit wird jedem Leser ein schlechter Dienst erwiesen – und den zig Millionen Menschen in China, die unter unvorstellbarer Unterdrückung leiden und für die Shen Yun ein Leuchtfeuer der Hoffnung ist.
Was über China nicht erzählt wird
Lassen Sie mich das Bild zeichnen, das Ihnen fehlt.
Derzeit werden Falun-Dafa-Praktizierende, Menschen, die meditieren und danach streben, ehrlich und freundlich zu sein, in einem ausgedehnten Netz aus offiziellen Gefängnissen, schwarzen Gefängnissen und Gehirnwäscheeinrichtungen in ganz China in Zellen eingesperrt, geschlagen, ausgehungert und gefoltert.
Es geschieht genau in dieser Minute, während Sie diesen Satz lesen.
Seit 1999, als die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) unsere Praxis verboten hat, sind die Zahlen erschütternd: Millionen wurden festgenommen, Zehntausende gefoltert oder misshandelt, Tausende zu Tode gefoltert. Und das ist nur das, was durch die Informationskontrolle der KPCh nach außen dringt.
Schlimmer noch: Das China Tribunal, eine unabhängige Untersuchung unter der Leitung von Sir Geoffrey Nice, kam 2019 zu dem Schluss, dass in ganz China seit Jahren in erheblichem Umfang Organraub durchgeführt wird.
Das Tribunal schätzte, dass seit Ende der 2000er-Jahre jährlich 60.000 bis 100.000 Organtransplantationen durchgeführt wurden – weit mehr als die lächerliche offizielle Zahl des Regimes von 10.000. Es kam zu dem Schluss, dass Gewissensgefangene, insbesondere Falun-Gong-Praktizierende, die Hauptquelle der Organe waren. Nach seiner Einschätzung wurden jährlich Zehntausende wegen ihrer Organe getötet.
Dafür sprechen die Aussagen von Überlebenden, Whistleblowern aus Krankenhäusern und knallharte Fakten, keine Vermutungen.
Ein Freund hat mir einmal erzählt, dass er sich ihre Schreie jede Nacht vorstellt. Ich tue das auch. Und hier lesen wir Artikel in der „New York Times“, in denen wir uns Sorgen darüber machen, ob Shen-Yun-Tänzer, die in Amerika ein außergewöhnliches Leben führen, Opfer von – und das ist kein Scherz – „Bodyshaming“ werden.

„Imperial Han Dynastie Dance“. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Shen Yun Performing Arts
Was Shen Yun wirklich ist
Shen Yun ist nicht nur Kunst. Es ist Dringlichkeit in Bewegung.
Jeder Sprung auf der Bühne, jede Note des Orchesters und jede verkaufte Eintrittskarte transportiert eine Botschaft, die wir seit Jahrzehnten herausschreien: Chinas Diktatur ist bösartig und skrupellos – und eine Bedrohung für uns alle. Das Blut unserer Familien und Freunde wird in China vergossen, während wir darum kämpfen, die Menschen an entfernteren, ruhigeren Ufern aufzuwecken.
Die Tänzer? Sie machen keine Überstunden nur für einen Gehaltsscheck.
Sie geben ihre ganze Seele für etwas Größeres: die Chance, der Welt eine Schönheit zu zeigen, die das Regime auslöschen will, einen Geist der Freiheit, den es zu brechen versucht, und eine Verfolgung, die in den Schlagzeilen keine Beachtung findet.
Und auch das übersehen die Kritiker: Shen Yun ist ein auf amerikanischem Boden geborener Triumph, ein leuchtendes Beispiel für den amerikanischen Traum.

Eine Szene aus der Aufführung „Der Tang-Kaiser und Lady Yang“ während der Shen-Yun-Show 2023. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Shen Yun Performing Arts
Shen Yun wurde von chinesischen Einwanderern gegründet – gut ausgebildeten, kultivierten, normalen Leuten, die legal ins Land gekommen sind. Es entstand aus dem Nichts. Keine staatlichen Subventionen, keine Firmensponsoren, um die Sache ins Rollen zu bringen. Nur eine Vision und Entschlossenheit.
Was als Hoffnungsschimmer begann, ist zu einem globalen Phänomen geworden. In einer Zeit schrumpfender Bühnenensembles und knapper Budgets touren nun acht Ensembles um die Welt. Das Publikum auf der ganzen Welt kann nicht genug von Shen Yun bekommen. Es ist der lebendige Beweis dafür, was Freiheit und Glaube möglich machen können.
Was die „New York Times“ nicht begreift
Die „New York Times“ kann Stunden zählen, so viel sie will – über 20 ausverkaufte Aufführungen in ganz New York im vergangenen Jahr –, doch sie übersieht, warum das wirklich zählt. Es geht nicht um einen Job. Es geht ums Überleben und um Hoffnung.
Irgendwie verstehe ich es. Für einen Außenstehenden mag das Auftreten von Shen Yun als Tanzensemble der Spitzenklasse massiv erscheinen: Hunderte Darsteller, multinationale Tourneen, ein Tempo, das nicht nachlässt, und eine Gruppe, die weniger verstanden wird, als sie sollte.
Natürlich lieben die Medien einen brisanten Aufhänger: Sind sie nicht überarbeitet? Ist das nicht alles zu diszipliniert? Werden die jungen Künstler nicht manipuliert?
Doch wenn man einen Schritt zurücktritt …
Unter der KPCh bedeutet „überarbeitet“ Zwangsarbeit, bis der Körper versagt. „Disziplin“ bedeutet Elektroschocks auf der Haut, wenn man seinen Glauben nicht aufgibt. „Manipuliert“ bedeutet, dass man wegen seines Glaubens von der Schule verwiesen wird, einem die Ausbildung verweigert wird und man allein aufgrund seiner Identität zur Armut verdammt ist.
Shen Yuns Disziplin ist keine Ausbeutung, sie ist Trotz.
Es ist eine Gemeinschaft, die sagt: „Wir werden nicht zerbrechen.“ Es sind Künstler, die sagen: „Wir wollen die Besten sein – für eine höhere Sache.“ Das chinesische Regime versucht seit 25 Jahren, uns zum Schweigen zu bringen. Doch jeder Sprung und jedes Lächeln auf der Bühne beweist, dass es gescheitert ist.

Tänzerinnen von Shen Yun proben eine klassische chinesische Tanzroutine im Shen-Yun-Hauptsitz in Orange County, New York. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Shen Yun Performing Arts
Warum ist nicht DAS die Geschichte? Warum reden wir nicht über die Folterkammern, sondern über Übungspläne?
Die „New York Times“ hat mehrfach „Recherchen“ über unsere Struktur veröffentlicht und sich abfällig über unsere antiautoritäre Haltung geäußert und sie sogar als „politisch“ bezeichnet.
Politisch? Das sollten Sie der jungen Tänzerin sagen, deren Vater in einem chinesischen Gefängnis verschwand, nur weil er in seinem Wohnzimmer meditierte und der wenige Monate später an den Folgen von Folter starb. Sagen Sie ihr, dass es politisch ist, die Geschichten von Menschen wie ihrem Vater tanzend zu erzählen.
In einem anderen Bericht geht es um unsere Finanzierung – als ob Leidenschaft, Ticketverkäufe und der Unternehmergeist von Einwanderern nicht ein Phänomen erklären könnten, das das Leben von Millionen Menschen berührt hat.
Die „New York Times“ sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Oder will sie ihn vielleicht einfach nicht sehen?
Seit 25 Jahren diffamiert Chinas kommunistisches Regime Falun Gong, unseren Glauben, indem es uns das Etikett „Sekte“ aufdrückt, um unsere Vernichtung zu rechtfertigen. Seine Propagandamaschine „Xinhua“ spuckt die Lügen aus. Die „New York Times“ greift sie derweil auf und verpackt sie in geschliffene Prosa.
Sollte diese Übereinstimmung nicht zu denken geben? Journalismus findet nicht im luftleeren Raum statt und bleibt nicht ohne Folgen.
Die „New York Times“ hat mehr Zeit und Tinte darauf verwendet, die Hintergründe von Shen Yun zu „ermitteln“, als darauf, sich mit einem Vierteljahrhundert der Folter, Inhaftierung und des Organraubs zu befassen – einem Völkermord, den sie kaum thematisiert hat.
Im Gegensatz dazu wurde das „Wall Street Journal“ für seine mühevolle Berichterstattung über diese Ereignisse mit einem wohlverdienten Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Sicher, der Reporter hat dadurch seinen Zugang nach China verloren, aber es war noch nie leicht, den Mächtigen die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Es ist viel einfacher, sich im eigenen Hinterhof Künstler mit Migrationshintergrund herauszupicken.

„Mongolischer Stäbchentanz“. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Shen Yun Performing Arts
Was wirklich auf dem Spiel steht
Das China Tribunal in London brachte es auf den Punkt: „Sehr viele Menschen sind ohne Grund eines unbeschreiblich grausamen Todes gestorben.“
Überlebende aus China berichten von Bluttests, Röntgenaufnahmen und einer Reihe ungewöhnlicher Untersuchungen in Gewahrsam. Das war eine Vorbereitung auf den Schlachthof, keine Routineuntersuchung.
Der Arzt Enver Tohti sagte aus, er habe einem lebenden Mann beide Nieren und die Leber entnommen. Er berichtete, das Blut habe pulsiert, während das Herz noch geschlagen habe.
Das ist die Realität: Organe werden entnommen, um einen milliardenschweren Transplantationshandel am Laufen zu halten, während das chinesische Regime in seiner üblichen Manier alles abstreitet.
Shen Yun unterhält nicht nur, es erweitert unser Bewusstsein. Es bringt Dinge ans Licht, an die sich nur wenige herantrauen. Ein typisches Beispiel: Die ehemalige Korrespondentin der „New York Times“, Didi Kirsten Tatlow, sagte vor dem Tribunal aus, dass ihr Versuch, über Organraub zu berichten, von ihrer Redaktion unterdrückt worden sei.
Im Theater habe ich es unzählige Male gesehen: Zuschauer mit Tränen in den Augen, die fragten, wieso sie nichts von dem Organraub und den Lagern gewusst hatten. Eine Frau erzählte mir, dass sie zum ersten Mal seit Jahren Hoffnung verspürte, als sie sah, wie etwas Reines eine solche Dunkelheit überwinden konnte.
Das ist es, was die „New York Times“ übersieht: Bei Shen Yun geht es nicht um uns. Es geht um sie, die Inhaftierten, die Gefolterten, die Toten. Und im weiteren Sinne geht es auch um die Zuschauer, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht. Der Einfluss des Regimes beschränkt sich nicht nur auf China; er ist in Ihrem Telefon, Ihrer Lieferkette, Ihrem Newsfeed.
Für mich ist das nichts Abstraktes. Es ist etwas Persönliches. Ich habe Shen Yun vom Samenkorn zum Mammutbaum heranwachsen sehen. Und ich weiß, dass mit jedem Tag, an dem wir nicht unsere Stimme erheben, mehr Menschen sterben. Die Kritiker sagen, wir seien zu politisch, Kunst solle nicht predigen.
Doch auch Schweigen hat eine politische Bedeutung: wenn wir die Schatten der KPCh ungehindert um uns herumkriechen lassen, während wir Latte Macchiato schlürfen und durch X scrollen.
Shen Yun ist eine Macht des Guten, die die Lügen durchschaut und eine Kultur zeigt, die sie auslöschen wollen, einen Geist, den sie nicht töten können.
Deshalb machen wir weiter. Deshalb halten wir nicht an.
Wir befinden uns im Krieg, mit Schönheit und Wahrheit als unseren Waffen. Jede ausverkaufte Show ist eine gewonnene Schlacht.

Shen Yun Performing Arts am 1. März 2025 im Kennedy Center Opera House in Washington, D.C. Foto: Lisa Fan/The Epoch Times
Auf welcher Seite stehen Sie?
Also, an die „New York Times“ und all die Medien, die Pixel und Tinte an vermeintliche Schwächen von Shen Yun verschwenden: Ihr liegt nicht nur daneben, ihr macht euch mitschuldig. Schaut genauer hin. Ihr zählt Bäume, während der Wald brennt.
Wir sind nicht perfekt. Wer ist das schon? Aber wir kämpfen um Leben, nicht um Schlagzeilen, und wir bemühen uns mit aller Kraft, in einer unruhigen Welt Gutes zu tun.
Stellen Sie sich vor, diese Medienressourcen würden dazu verwendet, die Brutalität, Ungerechtigkeit und Zensur des chinesischen Regimes aufzudecken, anstatt dessen Verleumdungen zu wiederholen und zu verstärken.
Stellen Sie sich vor, die Autoren würden das Blut hinter der Schönheit sehen – herausgeschnittene Lebern in Henan, erstickte Schreie in Peking – oder den Traum dieser Einwanderer, diese Geschichten auf die Weltbühne zu bringen.
Wir haben keine Zeit für diesen Lärm. Unsere Leute sterben. Unsere Welt steht auf dem Spiel.
Shen Yun tanzt weiter, nicht weil es einfach ist, sondern weil es dringend ist.
Tretet aus eurer Blase heraus und hört zu.
Die wahre Geschichte hat die ganze Zeit geschrien.
Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten sind die Meinungen des Autors und spiegeln nicht unbedingt die Ansichten von The Epoch Times wider. Der Beitrag erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „The Media’s Shen Yun Blind Spot“. (Übersetzung und Bearbeitung: sm)
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
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