Schicksalsjahr auf dem Grünen Hügel
2026 wird ein großes Jahr für die Bayreuther Festspiele: 150 Jahre Festspiel-Geschichte sollen dann rauschend gefeiert werden. Noch wichtiger als das Jubiläumsjahr kann aber 2024 sein. Denn es dürfte so etwas wie ein Schicksalsjahr auf dem Grünen Hügel werden.
Weil der Vertrag von Festspiel-Chefin Katharina Wagner 2025 ausläuft, müsste ein neuer her. Und es entscheidet sich, ob Bund und Bayern künftig mehr zahlen wollen und können für das Opernspektakel. Oder ob die Festspiele, die 2023 schon sehr umstrittene Sparmaßnahmen wie die Verkleinerung des berühmten Chores beschließen mussten, vielleicht noch radikaler sparen müssen.
Hintergrund ist, dass der Förderverein der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth als vierter Festspiel-Gesellschafter neben Bund, Freistaat Bayern und Stadt Bayreuth wegen rückläufiger Spendeneinnahmen nicht mehr so viel zahlen kann wie bislang. Dadurch werden sich wohl die Gesellschafter-Anteile in der Festspiel-GmbH ändern.
Die Festspiele werden bisher zu je 29 Prozent von Bund, Land und der privaten Gesellschaft der Freunde von Bayreuth getragen. 13 Prozent hält die Stadt Bayreuth. Der Freundesverein hat wegen zurückgegangener Spenden angekündigt, im kommenden Jahr mit 2,4 Millionen Euro rund eine Million weniger als bislang zu zahlen. Der Bundeszuschuss lag zuletzt bei rund 3,4 Millionen Euro.
Haben Bund und Land bald mehr Einfluss?
Kulturstaatsministerin Claudia Roth setzt für ein stärkeres Engagement des Bundes auf Reformen bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth. „Wir haben jetzt die Zusammensetzung der neuen bayerischen Landesregierung. Mit dieser werden wir nun Gespräche führen“, sagt die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
„Aber es ist klar, in dem Maße, in dem die Freunde Bayreuths bestimmte Leistungen nicht mehr leisten können, können wir mehr Mitverantwortung übernehmen, zusammen mit Bayern.“ Roths Einschätzung: „Bisher laufen die Gespräche mit Bayern da sehr gut.“
Ihr Gegenpart auf freistaatlicher Seite, Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU), betont: „Unsere Zusage steht: Wir wollen uns in Zukunft finanziell noch stärker einbringen und unsere Anteile erhöhen.“ Blume sagte der dpa: „Dabei gehe ich davon aus, dass auch der Bund hier mitzieht und parallel zum Freistaat Bayern mehr Verantwortung übernimmt. Wir verfolgen die Übernahme von mehr Gesellschafteranteilen mit Hochdruck, die Gespräche laufen.“
Auch Festspielchefin Wagner hatte strukturelle Veränderungen verlangt – und eine professionelle Sponsoring- und Marketing-Abteilung. Bislang sind es vor allem die Freunde von Bayreuth, die sich um Spenden kümmern. Doch ihr Einfluss dürfte mit weniger Gesellschafteranteilen deutlich geringer werden.
„Das kann aber auch Vorteile für die Festspiele mit sich bringen“, sagt der CSU-Oberbürgermeister von Bayreuth, Thomas Ebersberger, über die Veränderungen. „Wenn die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth ihre Gelder, die sie einnimmt, nicht mehr zwingend für den normalen Betrieb zur Verfügung stellen muss, kann man damit natürlich auch Sonderprojekte und andere Maßnahmen fördern, so dass es möglicherweise für die Festspiele sogar noch eine Chance bedeutet, wenn die Gesellschaft der Freunde das Geld flexibler einsetzen kann.“
Wichtig sei, dass die Strukturreform tatsächlich vorangetrieben wird, betont Claudia Roth. „Mit dieser Strukturreform kann und muss sich Bayreuth erneuern.“
Freistaat erwartet „Exzellenz“ am Grünen Hügel
Bayerns Kunstminister Blume (CSU) erwartet von Wagner ein überzeugendes Konzept für die Zukunft. „Ich erwarte Exzellenz, ein mutiges Konzept und eine klare Vision für den Grünen Hügel. Denn die hohen Erwartungen an die Bayreuther Festspiele müssen immer wieder neu künstlerisch eingelöst werden“, sagt er. „Das Konzept sollte aufzeigen, wie Bayreuth weiterhin weltweit Maßstäbe in der zeitgemäßen Auseinandersetzung mit dem Werk Richard Wagners setzen kann. Und natürlich muss es auch darum gehen, das internationale Renommee weiter auszubauen.“
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte bei der Festspieleröffnung 2023 gesagt, er könne sich „Wagner ohne Wagner“ eigentlich gar nicht vorstellen. (dpa/red)
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