RTL-Serie „Unter uns“ wird 25: Kabale und Konditoren
Schauspielerin Isabell Hertel steht vor der Eckkneipe „Schiller“. Sie hat „Hausgemachte Spaghetti Carbonara“ für 8,99 Euro auf der Speisekarte, „dazu frisch geriebener Parmesan“. Gegenüber hat sich die „Konditorei Weigel“ offensichtlich der Generation Greta angeschlossen.
„Eigener Behälter? Gerne!“ verkündet sie auf einem Schild und will Müll vermeiden. „Das fühlt sich für mich wie Heimat an“, sagt Hertel. „Ich habe hier allerdings jetzt auch über die Hälfte meines Lebens verbracht.“
Das Studio ist eher nicht gemütlich
Die 46-Jährige steht am Fernseh-Set der RTL-Serie „Unter uns“, das mit vielen Details suggeriert, man befinde sich in der gemütlichen „Schillerallee“ in Köln, denn dort spielt die Serie. Tatsächlich handelt es sich um einen Studiokomplex im Stadtteil Ossendorf, der alles ist, aber nicht gemütlich.
Hertel mimt hier seit 1995 die gute Seele Ute Kiefer, der das Leben immer wieder Knüppel zwischen die Beine wirft. „Unter uns“ selbst ist noch älter: Die erste Folge flimmerte am 28. November 1994 über die Bildschirme. Am Donnerstag (28. November) feiert sie 25. Geburtstag. Das Jubiläum wird schon von Montag (25. November) an auf RTL mit einer ganzen „Jubiläumswoche“ und neuem Vorspann begangen.
Fan-Gemeinde
Um zu verstehen, warum „Unter uns“ eine derart treue Fan-Gemeinde hat, muss man noch etwas weiter zurückgehen. 1992 hatte RTL „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) etabliert. Die Serie wurde zum Erfolg, also schickte man zwei Jahre später die nächste tägliche Serie ins Rennen, die sich bewusst vom großen Bruder absetzte.
Das Verhältnis zwischen GZSZ und „Unter uns“ ist dabei anders, als bei vielen Geschwisterpaaren, bei denen der Erstgeborene ganz brav und der kleine Bruder der Aufmüpfige ist. GZSZ ist oft lauter und aufgekratzter, „Unter uns“ dagegen familiärer. „Unter uns“ macht tendenziell auch weniger Schlagzeilen. Es ist kein Zufall, dass GZSZ in Berlin und „Unter uns“ in Köln spielt.
„Bei ‚Unter uns‘ brauchen wir keine Titanic, die untergeht und auch kein großes Feuerwerk“, umschreibt Schauspieler Ben Ruedinger, der seit 2000 Till Weigel spielt, den Geist der Sendung. „Es geht konsequent um die Charaktere.“ Die Serie sei verlässlich, sagt auch Katharina Katzenberger von RTL. „Deswegen feiern wir jedes Jahr Karneval, deswegen feiern wir konsequent Weihnachten und es schneit im Hof. Das ist das, was man von zu Hause kennt: Rituale.“ Bei den Autoren wisse jeder, wann ein bestimmter Charakter Geburtstag hat. „’Unter uns‘ soll sich anfühlen als ob man zu Freunden nach Hause kommt“, fasst Produzent Guido Reinhardt (UFA Serial Drama) zusammen.
Realität und Fiktion werden vermengt
Die große Kontinuität führt dazu, dass Realität und Fiktion verschwimmen können. Für die Konditorei der Weigels gab es schon echte Bewerbungen. Dass hinter den Mauern des kleinen Wohnviertels mitunter das genretypische Sodom und Gomorra herrscht, scheint dabei nicht abzuschrecken. Entführungen, vertauschte Babys, Seitensprünge, Tablettensucht, inzestuöse Anwandlungen – es ist verdammt viel passiert in 25 Jahren.
Die große Konstante aber sind die Weigels, die schon in der ersten Folge ihre Konditorei im Erdgeschoss haben. Damals wird das Haus noch von der widerborstigen Oma Margot (Christiane Maybach) regiert. Zuletzt war Irene Weigel (Petra Blossey) Oberhaupt des Clans.
In der „Jubiläumswoche“ wird das zu sehen sein: Neben der geplanten Hochzeit von Easy und Ringo (Lars Steinhöfel und Timothy Boldt) eskaliert der Streit zwischen Till (Ben Ruedinger) und Sohn Conor (Yannik Meyer). Der Schocker ist, dass Irene von ihrer Reise nach Japan zurückkehrt – aber in einem Sarg. Schauspielerin Petra Blossey steigt aus.
Der Einschnitt, den das mitbringt, ist nicht zu klein einzuschätzen. Immerhin war Blossey seit der ersten Folge dabei – als Einzige des aktuellen Ensembles. Und was bedeutet Irenes Tod für die Zukunft? Immerhin gehörte ihr das Haus. „Da sind wir beim Thema Erben“, sagt RTL-Redakteurin Katzenberger. Und wer es von Zuhause kennt, weiß: Beim Erben fängt das große Drama oft erst an. „Unter uns“ wird der Stoff nicht ausgehen. (dpa)
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