Regisseur Tom Bohn kritisiert „politische Korrektheit“ und dreht keine „Tatorte“ mehr

Der Tatort-Regisseur kritisiert die Ängstlichkeit der Redaktionen, die meinen, „dem Zuschauer alles erklären zu müssen“.
Titelbild
Das Logo der TATORT Krimiserie.Foto: Michele Tantussi/ Getty Images
Epoch Times13. Juni 2022

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Tom Bohn, preisgekrönter Filmemacher und über 30 Jahre lang Tatort-Regisseur, hat kürzlich verkündet, nun keinen „Tatort“ mehr zu drehen. Als Grund nennt der 63-Jährige die immer stärker zunehmende „politische Korrektheit“ der Redaktionen. Er sei ein paar Mal angeeckt mit Themenvorschlägen. Das sagte er in einem Interview mit der „NZZ“.

Dabei erinnert er sich an eine von ihm vorgeschlagene Geschichte mit Flüchtlingshelfern in Afrika und Dealern im Görlitzer Park, mit der er aber nicht durchgekommen sei.

Zur vorher erwähnten Geschichte habe er bereits recherchiert und herausgefunden: „Ganz gezielt werden Leute aus den Flüchtlingsströmen herausgeholt, die dann als Dealer auf die Straße geschickt werden, und zwar von ihren eigenen Landsleuten. Das ist interessant, den Stoff hätte ich wahnsinnig gerne umgesetzt“, so Bohn.

Einmischung und Ängstlichkeit der Redaktionen

Er kritisiert die Ängstlichkeit der Redaktionen, die in ständiger Sorge seien, in einem falschen Licht dazustehen und meinten, dem Zuschauer alles erklären zu müssen. Ihre ablehnenden Begründungen hierzu seien folgendermaßen: „Man könnte es falsch verstehen. Es könnte den Rechtsradikalen zuspielen“ oder „Ist gefährlich zurzeit, machen wir nicht“, sagt Bohn.

Er beschreibt die in seinem letzten Tatort erfahrene Einmischung der Redaktionen, die schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt stattgefunden habe, was er von früher so nicht kannte.

Das Thema ging um eine Links- und eine Rechtsradikale, die auf der Flucht waren. Beide wussten nichts von den politischen Einstellungen der jeweils andern, lernten sich kennen und fanden sich sehr sympathisch. Bis ihnen klar wurde, wofür die andere steht, und sie dann angefangen hätten, sich zu bekämpfen.

In den Redaktionen habe darüber eine „große Diskussion“ stattgefunden. „Die beiden Radikalen dürften nicht zu sympathisch wirken, da müsse man aufpassen. Immer wieder wurde nachkorrigiert, am Ende hatten wir ungefähr elf Drehbuchfassungen. Von der ursprünglichen Idee ist noch die Hälfte übrig geblieben“, erklärt er.

Anfangsjahre waren „tollste Zeit“

Wenn er an frühere Zeiten zurückdenkt, ist der Regisseur, der bereits mindestens 17 „Tatorte“ mit eigenen Büchern zum Dreh gebracht hatte, dankbar. Gerade in den Anfangsjahren sei es die „tollste Zeit“ gewesen. Er lobt den Fernsehspielchef Dietrich Mack vom SWR, „der die Leute hat machen lassen“.

Er zählt mehrere „Tatorte“ auf, in denen sie „ganz schräge Sachen gemacht“ hätten.

 „’Tod im All‘, da ist ein Ufo geflogen. Die Kritik hat sich damals furchtbar aufgeregt. Oder wir haben mit einem Mord beim Militär die Bundeswehr verärgert. Einmal haben wir das Hollywood-Zeichen in Baden-Baden auf dem Hügel nachgebaut, weil der Fall in Los Angeles gespielt hat. Verrückte Sachen“, so Bohn im „NZZ“-Interview.

Aber über die Jahre habe sich nun einiges verändert. Seine perfekte „Tatort“-Konstellation sei „ein latent fremdenfeindlicher, das Gendern hassender Hauptkommissar, der politisch rechts außen steht und im Team mit einer sozial engagierten, ökologischen Kommissarin zusammenarbeiten muss, die ihm das Leben zur Hölle macht.“

Seiner Meinung nach „müsste man einmal einen Kommissar haben, der bei seinen Kollegen offen zugibt, die AfD zu wählen“.

Bohn verteidigt Aktion „#allesdichtmachen“

Bei der Aktion mit dem Hashtag #allesdichtmachen Ende April 2021 hatte Bohn zwar nicht mitgemacht, sich mit seinen Worten aber dafür „positioniert“. Damals hatten deutschsprachige Schauspieler und Regisseure mit ironisch und satirisch gemeinten Videos die Corona-Politik der Regierungen sowie die Medienberichterstattung darüber kommentiert.

Die darauf folgende „Hexenjagd“ gegen die Teilnehmer sei ihm „schwer gegen den Strich gegangen“. „Es ist komplett in Ordnung, wenn jemand seine Meinung sagt. Kultur sollte provozieren können.“, sagt Bohn.

Seine Meinung zur Corona-Politik macht er auch noch einmal in einem Tweet vom 11. Juni deutlich:

 

(il)



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