Pieter Bruegel der Ältere und „Die Jäger im Schnee“
Etwa vierzig Gemälde Pieter Bruegels des Älteren haben die Jahrhunderte überdauert. Von sechs Tafeln, die der Maler dem Wandel der Jahreszeiten gewidmet hat, sind bis zum heutigen Tag fünf erhalten geblieben.
Auf ihnen sind Vorfrühling, Sommer, Hochsommer, Herbst und Winter und der bäuerliche Alltag in den Niederlanden des 16. Jahrhunderts verewigt.
In den Gemälden „Der düstere Tag“, „Die Heuernte“, „Die Kornernte“, „Die Heimkehr der Herde“ und „Die Jäger im Schnee“ vereint sich der Blick auf die Mühen und Freuden des bäuerlichen Alltags mit der Schönheit und Weite von ungebändigter und kultivierter Landschaft.
In großen Panoramen entfaltet sich für den Betrachter ein detailreiches und berührendes Sittengemälde der Zeit. Der kälteste Abschnitt der Kleinen Eiszeit wurde etwa um 1550 erreicht. Der Frühling begann um 1550 später und der Winter früher, was die Wachstumszeit der Pflanzen verkürzte.
Ein Malerleben voller Erfahrungen
1565, im Jahr der Entstehung dieses bedeutenden Bildzyklus, ist Pieter Bruegel d. Ä. fast 40 Jahre alt. Zwischen 1526 und 1530, vermutlich im brabantischen Breda geboren, verbringt er seine Lehr- und Gesellenjahre beim Antwerpener Künstler Pieter Coecke van Aelst. Hier absolviert er 1551 auch seine Meisterprüfung, um nur ein Jahr später nach Italien zu reisen.
Während der folgenden drei Jahre dieser Reise bildet sich Bruegels besonderer Blick auf Charakter, Schönheit und Weite von Landschaften immer mehr heraus. Tief beeindruckt von der Überquerung der Alpen tauchen in Bruegels Werken auch später immer wieder Berge und Felsen auf, die er genial mit der niederländischen Topografie seiner Landschafts- und Sittenbilder verschmelzen lässt.
Auch die Erfahrungen, die Bruegel als Mitglied der Malerwerkstatt des Miniaturkünstlers Giulio Clovio in Rom macht, beeinflussen sein Werk wesentlich.
Zurück in Antwerpen heiratet er 1663 die Tochter seines früheren Lehrmeisters, Mayken Coecke, und zieht mit ihr nach Brüssel, wo er sein eigenes Atelier und die gemeinsame Familie gründet.
Große Begabung an die Söhne vererbt
Die beiden Söhne des Ehepaars, Pieter Bruegel der Jüngere und Jan Bruegel werden in die Fußstapfen ihres Vaters und Großvaters treten und ebenfalls Maler werden. Als Pieter Bruegel der Ältere jedoch am 9. September 1569 stirbt und in der Kapellenkirche in Brüssel zu Grabe getragen wird, sind seine Söhne gerade einmal fünf und ein Jahr alt.
Das einzigartige und eigenwillige Werk des Vaters, das er in nur etwas mehr als 15 Jahren zwischen 1553 und 1569 schuf, wird sie jedoch ihr Leben lang begleiten und inspirieren.
Besonders Pieter Bruegel der Jüngere nutzt Werkstattmaterial von Pieter Bruegel dem Älteren und variiert die Motive seines Vaters in neuen Gemälden. Er ist für seine Kopien bekannt, die sich nach den Gemälden seines Vaters richten – und diesen vor dem Vergessen bewahren.
Gern und meisterhaft greift er auch das ungewöhnliche Winterbild der „Jäger im Schnee“ auf. Allerdings ohne dessen fast magische Dichte und Ausstrahlung ganz erreichen zu können:
„Die Jäger im Schnee“ – ein Bild voller Geschichten
Im Gemälde Pieter Bruegel des Älteren ist die Kälte und Härte des Winters fast körperlich zu spüren, wenn drei Jäger mit ihren Hunden müde und gebeugt von der Jagd zurück ins Tal stapfen. Ihre Beute ist gering. Nur ein Jäger hat Kleinwild geschultert.
Feuchtigkeit und Frost haben sich längst in ihren Gewändern festgesetzt. Der warme Schein des Feuers, das vor einem nahen Wirtshaus von Mägden und Knechten entfacht worden ist, macht den Kontrast zur eisigen Kälte, die die Heimkehrer umgibt, nur noch größer.
Die Silhouetten der Jäger und der laublosen Bäume kontrastieren mit dem strahlenden Weiß des Schnees und des matten, grünlich blauen Himmels.
Die Erschöpfung der Männer und ihrer tierischen Begleiter, das Krächzen der Krähen über ihnen in der Stille des herannahenden Winterdämmerung steht wiederum im Gegensatz zum fröhlichen Treiben in der Ferne des Tals.
Von dort meint man leise das gedämpfte Lachen und Scherzen der Dorfbewohner zu hören, die das eisige Wetter nutzen, um sich auf den zugefrorenen Weihern zu tummeln.
Für die Bauern hat der Winter alle Arbeit zum Stillstand gebracht. Auch das Wasserrad der Flussmühle hängt voller Eiszapfen und dreht sich nicht mehr. Die Landschaft und Hausdächer sind wie in Watte gepackt.
Wie ein Vogel schwebt der Blick des Betrachters über Tal und felsige Berggipfel bis hin zum Horizont, wo eine niederländische Meeresbucht im zarten Widerschein der nicht sichtbaren, untergehenden Sonne aufscheint.
Mitfühlende Wahrhaftigkeit – zeitlose Schönheit
In allen Details des Tafelbilds wird spürbar, dass Pieter Bruegel der Ältere seine malerische Komposition in jeder Einzelheit auf Wahrhaftigkeit geprüft hat. Jede Haltung und Geste wirkt genau beobachtet oder selbst erlebt.
Überall entdeckt man feine, kleine Szenen, wie die beiden Frauen auf der Eisfläche nahe der Wassermühle, von denen eine die andere auf einem Schlitten hinter sich her zieht. In fröhlicher Eile streben sie gemeinsam den Weihern und der fröhlichen Dorfgemeinschaft zu.
Mit liebevollem und doch realistischem Blick betrachtet Bruegel d. Ä. in seinem Gemälde Land und Leute seiner Heimat und seiner Zeit ihr mühsames Tagewerk und ihre Vergnügen.
Härte und Kälte, Wärme und Freude treffen sich in diesem grandiosen Werk Pieter Bruegel des Älteren in einer Landschaft stiller Weite zu einem Bild des Lebens im 16. Jahrhundert – eines, das auch unser heutiges, eigenes Menschsein tief zu berühren vermag.
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