Peter Handke soll sich bei Kriegsopfern entschuldigen
Dreieinhalb Wochen vor der Vergabe der Nobelpreise hat die Gesellschaft für bedrohte Völker eine Entschuldigung von Literaturnobelpreisträger Peter Handke bei bosnischen Kriegsopfern gefordert. Das Nobelkomitee der Schwedischen Akademie solle den Österreicher dazu bringen, dass dieser sich öffentlich bei den Opfern des Völkermordes von Srebrenica und Bosnien entschuldige, erklärte die Gesellschaft am Freitag.
Mehrere Organisationen hätten sich dem Aufruf an die Vergabe-Institution des Literaturnobelpreises angeschlossen. Wenn Handke nicht zu einer Entschuldigung bereit sei, solle das Komitee darauf bestehen, dass er auf den Preis verzichte.
Handke hatte sich während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien stark mit Serbien solidarisiert und nach Ansicht von Kritikern die von Serben begangenen Kriegsverbrechen bagatellisiert oder geleugnet. Auch hielt er 2006 bei der Beerdigung des sechs Jahre zuvor gestürzten serbischen Führers Slobodan Milosevic eine Rede. Die Bekanntgabe der Verleihung des Nobelpreises für 2019 an ihn stieß Anfang Oktober weltweit auf ein geteiltes Echo. Unter anderen hatte der Schriftsteller und gebürtige Bosnier Sasa Stanisic scharfe Kritik an der Vergabe geäußert, die die Schwedische Akademie zurückwies.
Der Literaturnobelpreis wird am 10. Dezember gemeinsam mit den Ehrungen in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaft in Stockholm verliehen. Am Tag der Preisverleihung will die Organisation Mütter von Srebrenica nach Angaben der Zeitung „Dagens Nyheter“ unter anderem gemeinsam mit der kroatisch-deutschen Schriftstellerin Alida Bremer und anderen gegen Handke demonstrieren. Geplant ist demnach ein größerer Protest im Zentrum der schwedischen Hauptstadt. (dpa)
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