Österreichs Fest der Feste: Opernball ganz ohne Kanzler Kurz
Das Ambiente ist prächtig, die Kleidervorschriften sind streng und der Linkswalzer sollte beherrscht werden: Der 64. Opernball in Wien am Donnerstagabend ist ein so festliches Ereignis, dass sich wie in alten Zeiten wohl auch ein Kaiser wohlfühlen würde.
Doch das mag täuschen. Der diesjährige Ball tastet sich sichtbarer als seine Vorgänger-Ausgaben ins 21. Jahrhundert.
Unter den 144 Debütanten-Paaren, die den Ball eröffnen, ist mit der 21 Jahre alten Sophie Grau und der 22-jährigen Iris Klopfer aus Baden-Württemberg erstmals ein gleichgeschlechtliches Paar.
Grau wird Frack tragen, ihre Tanzpartnerin Klopfer ein weißes Kleid. „Die Voraussetzung, einen Linkswalzer tanzen zu können, ist erfüllt“, hatte die Staatsoper die Zulassung begründet.
Für einen eher ungewohnten Akzent will auch die scheidende Opernball-Organisatorin und Saxofonistin Maria Großbauer sorgen. Bei ihrem letzten Ball als Chefin will die 39-Jährige im Damen-Frack ein Jazz-Stück als Abschieds-Song spielen. 5000 Gäste werden in der Staatsoper erwartet.
Für die Damen ist langes Abendkleid Pflicht, für die Herren das Tragen eines Fracks. Armbanduhren sind verpönt. Stilvoll ist allein die Taschenuhr. Für das Event wird die Staatsoper binnen 30 Stunden in einen Tanzsaal umgebaut.
Eine Loge beim Opernball hat erneut der 87-jährige Richard „Mörtel“ Lugner. Der Unternehmer, der seit fast 30 Jahren prominente Gäste einlädt, wird diesmal von der italienischen Filmschauspielerin Ornella Muti begleitet.
Die 64-Jährige zeigte sich im Vorfeld von ihrem Gastgeber sehr angetan. „Er ist sehr berühmt“ und sei obendrein sympathisch, befand die sehr gut Deutsch sprechende Italienerin am Mittwoch beim ersten gemeinsamen Auftritt mit Lugner.
Muti war bisher in mehr als 60 Filmen und TV-Sendungen zu sehen. Sie wurde vor allem als Darstellerin in Komödien an der Seite von Adriano Celentano populär. Unter anderem spielte sie in „Der gezähmte Widerspenstige“ (1980) und „Gib dem Affen Zucker“ (1981) mit. Ob Muti und Lugner einen Tanz auf dem Parkett wagen, blieb bisher unklar. Lugner will unbedingt, Muti scheint zu zögern. „Ich tanze nie.“
Ursprünglich wollte Lugner mit der ehemaligen Skirennläuferin Lindsey Vonn zum Ball kommen. Sie sagte aber ebenso ab wie eine zweite, namentlich nicht bekannte Kandidatin.
Die Politik ist unter anderem mit Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen vertreten. Kanzler Sebastian Kurz muss passen, da er beim EU-Sondergipfel in Brüssel ist. (dpa)
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