Niederlande Favorit auf ESC-Sieg – Muslime klagen über „Krach“ beim Beten

Der Song Contest in Tel Aviv hat einen Favoriten. Die Niederlande stehen vor dem Sieg. Indes gibt es Kritik von Seiten der Muslime. Kurz gesagt: Der ESC-"Krach" stört beim Beten.
Titelbild
Das offizielle Logo des Eurovision Song Contest (ESC) 2019 in Tel Aviv.Foto: European Broadcasting Union/dpa
Epoch Times18. Mai 2019

Der Eurovisions Song Contest (ESC) geht in seine entscheidende Phase. Und dabei beschweren sich Muslime in Tel Aviv, dass das Gesinge sie beim Beten störe. Die laute Musik vom ESC die in der nahegelegenen Moschee zu hören sei, störe die Ramadan-Feierlichkeiten. Der 41. Song Contest läuft und wird durch zahlreiche Boykottaufrufen von Palästinensern begleitet.

„Der Veranstaltungsort ist am falschen Platz, er liegt zu dicht an unserer Moschee“, so die Klage des Korangläubigen Sa’d Abu Zakariya.

Wenn wir drinnen beten, kommt kein feierliches Gefühl auf. Wir können die lauten Lieder hören“, behauptet er laut der Nachrichtenagentur „Reuters“.

Die Muslime müssten wegen des „Krachs“ Türen und Fenster schließen. Kurz gesagt: „Die „Juden“ feiern und trinken Alkohol“, ärgert sich Mohammad al-Akra. Ein Sprecher des Rathauses in Tel Aviv gibt an, die islamische Religion zu respektieren.

Song Contest in finaler Phase

Zum Finale des ESC dürfen die Fans in den Niederlanden den Sekt kalt stellen. Ihr Kandidat Duncan Laurence geht am Samstag als so klarer Favorit ins ESC-Finale wie lange kein Künstler mehr. Sollte doch jemand anderes das gläserne Mikrophon des Siegers holen, wäre das ein Außenseitersieg – von diesem träumt in Deutschland angesichts ernüchternder Wettquoten für das Duo S!sters wohl niemand mehr.

Bei seinem Auftritt im zweiten Halbfinale am Donnerstagabend zeigte der 25-jährige Laurence, weshalb er alle Abstimmungen von Fans und vor allem auch die Ranglisten der oft treffsicheren Wettbüros so dominiert. Sein Lied „Arcade“ über eine unglückliche Liebe klingt wie ein Hit, Laurence präsentiert ihn dabei mit viel Gefühl als einsamer Sänger am Klavier. Ein bisschen wie Udo Jürgens bei seinem Sieg mit „Merci, Chérie“ 1966 für Österreich.

Kein Bühnenfeuerwerk, keine Windmaschinen, keine überdrehte Albernheit – und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb steht der Niederländer vorn. Unter den weiteren Teilnehmern gibt es allerdings einige, die es in ESC-typischer Manier am Samstagabend krachen lassen werden.

Faszinierender Anblick

Allen voran die Australierin Kate Miller-Heidke steht für das ESC-Konzept, auch optisch viel Eindruck zu schinden. Auf einer mehrere Meter langen schwingenden Stange gleitet die Australierin anmutig in großer Höhe über die Bühne – ein faszinierender Anblick, der die ausgebildete Opernsängerin bis auf Platz zwei in den Wettbüros nach vorn brachte. Während dem Niederländer in den Wettbüros aber eine Siegchance von 46 Prozent gegeben wird, sind es bei der zweitplatzierten Australierin gerade zwölf Prozent.

Dahinter folgen Schweden, die Schweiz, Aserbaidschan, Russland, Italien oder Island mit sehr ähnlichen Werten in den Wettbüros. Für das größte Spektakel unter diesen Startern sorgen die Isländer mit ihrem Hardrockbeitrag, der übersetzt „Hass wird siegen“ bedeutet. In der zur Hälfte von Jury und Publikum erfolgenden Abstimmung könnten die Isländer gerade beim jungen Publikum einige Punkte machen.

Deutsches Duo schwach?

Ob das deutsche Duo S!sters eher beim Publikum oder bei der Jury punktet, ist nicht absehbar – Hauptsache, die Punkte läppern sich überhaupt, muss mittlerweile das Motto sein. Im vergangenen Jahr hatten die Wettbüros den sehr guten vierten Platz von Michael Schulte genau vorher gesagt – in diesem Jahr will ARD-Moderator Peter Urban den prognostizierten letzten Platz aber nicht glauben. „Der Song wird nicht schlecht abschneiden“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Die Sängerinnen Carlotta Truman und Laurita Spinelli als Duo S!sters klingen dagegen deutlich zurückhaltender. Sie wollten ihren Auftritt so gut machen, wie sie es können, sagte Spinelli im NTV-Gespräch. Sie wolle, „dass wir beide zufrieden sind“, ergänzte Truman.

Innerlich scheinen sie sich von der bei ihrem Erfolg beim deutschen Vorentscheid erhofften Platzierung unter den ersten zehn Ländern verabschiedet zu haben. „Verlieren ist doch auch keine Schande“, sagte Spinelli weiter. „Man sollte deshalb keine Angst vor einer schlechten Platzierung haben.“

2015 und 2016 hatte Deutschland den letzten, 2017 den vorletzten Platz belegt. Nach dem Erfolg Schultes droht die Rückkehr in diese Tristesse. Aber womöglich trifft ja zu, was Moderator Urban sagt, und die S!sters können mit ihrem eingängigen Refrain „Sister“ doch  Punkte sammeln. Die Erwartungen sind kurz vor dem Finale jedenfalls schon so niedrig, dass alles andere als einer der hinteren Plätze ein Erfolg wäre. (afp/cs)



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