„Nausicaä aus dem Tal der Winde“: Frühes Meisterwerk eines legendären Geschichtenerzählers
„Nausicaä aus dem Tal der Winde“ ist das frühe Meisterwerk eines legendären Geschichtenerzählers, der mit seinen Themen zum Nachdenken anregt. Die Lektüre kann jedem jungen Erwachsenen, jedem Comicfreund oder Mangafan nur ans Herz gelegt werden.
Die japanische Mangaserie wurde von Hayao Miyazaki geschrieben und wird von vielen als sein größtes Werk angesehen. Er ist Filmemacher und Mitbegründer des Animationsstudios Ghibli. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Animationsfilme „Prinzessin Mononoke“, „Mein Nachbar Totoro“ und „Chihiros Reise ins Zauberland“.
Die Serie erschien zwischen den Jahren 1982 bis 1994 und verkaufte sich allein in Japan 10 Millionen Mal. Sie stellt die Grundlage für einen gleichnamigen Film dar und im Jahr 1994 gewann den Hauptpreis der Japan Cartoonists Association.
Hoffnung versus Weltenende
Die Geschichte handelt von der mitfühlenden und idealistischen Prinzessin Nausicaä. Sie lebt in einer postapokalyptischen Welt, in der der überwiegende Teil der Erde von einem riesigen, giftigen Wald bedeckt ist, in dem es von gigantischen Insekten nur so wimmelt.
Rivalisierende Reiche kämpfen um wertvolle Ressourcen, knappes Land und Einwohner. Der Einsatz uralter Technologien, noch aus einer Zeit bevor in den Wäldern lungenzerstörende Nebel aufstiegen, droht die verbliebenen Menschen auszulöschen.
Nausicaä hat die Fähigkeit, mit den Rieseninsekten des Waldes zu sprechen und telepathisch mit Menschen zu kommunizieren. Ihre Reise ausgehend vom kleinen Königreich „Tal des Windes“ ist von Tragödien, Kämpfen und Verlusten geprägt. Sie stößt auf eine trostlose Welt, in der Menschen gegeneinander und gegen die Natur kämpfen, um sich über Wasser zu halten,
Nausicaäs Idealismus, Güte und Hoffnung erhellt die Welt, die sonst hoffnungslos erscheint.
Der Pate der Animation
Miyazaki wurde von der BBC als „Pate der Animation in Japan“ bezeichnet. Der einflussreiche Regisseur, Autor und Animator wurde 1941 in Tokio geboren. Seine Kindheit im Nachkriegsjapan und der Anblick zerstörter Städte prägten ihn in seiner pazifistischen und antikriegerischen Weltanschauung, die in vielen seiner Werke zum Ausdruck kommt.
Seine Werke haben viele Preise und Auszeichnungen erhalten, darunter mehrere Annie Awards, Japan Academy Filmpreise und einen Platz auf der Liste der 100 einflussreichsten Personen des „Time Magazines“ in den Jahren 2005 und 2024. Von der japanischen Regierung wurde er im Jahr 2012 mit der sehr angesehenen und gut dotierten Auszeichnung „Person besonderer kultureller Verdienste“ geehrt.
Miyazakis charakteristischer Kunststil, der in den meisten Studio-Ghibli-Filmen vorherrscht, kommt in „Nausicaä“ voll zur Geltung. Auf vielen Seiten fällt es schwer, umzublättern, so sehr ist der Leser verzaubert. Schnelle Actionsequenzen, weitläufige Landschaften, heldenhafte Aufopferungen: Miyazaki hat alles aufgegriffen und mit seinem Bleistift in einem Kunstepos festgehalten.
Eine starke weibliche Figur
Die Welt von Nausicaä ist der sogenannte Dieselpunk. Diese Stilbezeichnung ist ein Subgenre des Science-Fiction, das die Ästhetik der dieselbasierten Technologie der 1930- bis 1950-er Jahre widerspiegelt. So ähnelt ein Großteil der Technologie in der Geschichte der während des Zweiten Weltkriegs verwendeten Technik und schlägt damit eine Brücke in unsere Zeit. Auch wenn diese Zeitepoche längst vergangen ist, bleiben alte Einflüsse bestehen.
Nausicaä ist eine starke weibliche Figur – keine quälend langweilige männliche Figur in einem weiblichen Körper, die Plage des modernen Geschichtenerzählens – sondern eine echte Persönlichkeit.
Ihre körperlichen Fähigkeiten sind umfangreicher als die der meisten Männer, aber das steht nicht im Mittelpunkt. Ihre wahre Stärke ist ihre Fähigkeit, Menschen zu bewegen, jeden zu lieben und dem eigenen Weg treu zu bleiben. Sie ist auch nicht perfekt. Ihre Selbstbezogenheit, ihr Zorn und ihre gelegentliche Verzweiflung: All das muss überwunden werden.
Ihr Name stammt aus Homers Odyssee, in der eine Prinzessin namens Nausikaa dem schiffbrüchigen Odysseus hilft.
Miyazaki ließ sich auch von einer japanischen Geschichte aus dem 12. Jahrhundert inspirieren, mit dem Titel „Die Dame, die Insekten liebte“. Darin geht es um eine junge Hofdame, die lieber mit Insekten spricht, als sich der höfischen Etikette für Damen anzupassen.
Ein früheres Werk namens „Shunas Reise“ war ein Vorbild für Nausicaäs Charakterdesign.
Dabei bestimmt die Figur der Nausicaä nicht allein das gesamte Geschehen. Die Geschichte ist voller einprägsamer und nuancierter Charaktere. Dazu gehören eine andere Prinzessin, die Eroberungen im Sinn hat, Kriegermönche, opportunistische Soldaten, Reisende und Nausicaäs treue Tiergefährten.
Miyazakis Themen
Die Serie ist stark gegen den Krieg gerichtet, was mit Miyazakis pazifistischen Idealen übereinstimmt. Er verdeutlicht die Sinnlosigkeit und die Boshaftigkeit, wenn Nationen sich selbst zerstören, um andere zu vernichten.
Miyazakis pazifistische Themen sind sicherlich keine originellen Ideen oder Themen – und es mag wie eine Beleidigung wirken, einen Manga mit „Im Westen nichts Neues“ zu vergleichen. Seine Werke fangen jedoch eine ähnliche Stimmung ein, wenn auch auf weniger trostlose Weise.
Der Umweltschutz und die Gefahren der Technologie sind ebenfalls in allen Aspekten der Geschichte stark präsent.
Viele der Katastrophen, die Nausicaäs Welt befallen, sind einfach darauf zurückzuführen, dass der Mensch es nicht lassen kann, die Wissenschaft zu manipulieren, die Umwelt zu missbrauchen und Technologie aus unethischen Gründen zu nutzen.
Miyazaki glaubt fest an die Harmonie von Mensch und Natur. Er vertritt die Ansicht, dass der Mensch nicht die Kontrolle über die natürliche Welt ausüben sollte, da dies zu einer Katastrophe führt.
Spätere Teile der Geschichte befassen sich stark mit der Überwindung des fatalistischen Nihilismus. Die Lektüre von Nausicaäs Kampf mit ihrem buchstäblichen Dämon des Nihilismus könnte diejenigen, die um den Sinn des Lebens ringen, in eine fruchtbarere Richtung lenken. Aber auch für Leser, die damit keine Probleme haben, bietet das Werk viel Stoff zum Nachdenken.
Der Film von 1984, der auf Miyazakis Manga-Werk basiert, ist sehenswert. Er ist jedoch kein Ersatz. Er wurde zwei Jahre nach Beginn der 12-jährigen Laufzeit des Mangas geschrieben und fasst die frühen Episoden der Geschichte zusammen. Der Streifen ist auf seine Weise erstaunlich, aber in Bezug auf Qualität und Tiefe nicht mit dem Ausgangsmaterial vergleichbar.
Im Buchhandel und bei Onlinehändlern ist erste Teil der Neuauflage der gebundenen Bände ab April erhältlich und kostet 20 Euro.
„Nausicaä aus dem Tal der Winde“ ist eine großartige Lektüre. Aufmerksame Leser, die epische Geschichten mögen, sollten sich das Buch nicht entgehen lassen.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „‘Nausicaä of the Valley of the Wind’: An Early Masterpiece by a Legendary Storyteller“. (deutsche Bearbeitung so)
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