Peter Tschaikowskis „Nussknacker“ – ein musikalischer Weihnachtstraum
Wenn die Musik zum Ballett „der Nussknacker“ erklingt, deutet nichts auf den schwierigen schöpferischen Prozess hin, den ihr Komponist Pjotr Iljitsch Tschaikowski durchlitt.
Melodienreich, schwerelos, zauberhaft und seelenvoll dringt die Ballettmusik an unser Ohr. Was große Kunst ausmacht, ist hier zu erleben: Scheinbar mühelos und doch vielschichtig und tief berühren die geistreichen Melodien und ihre geniale Orchestrierung.
Wer die ausgefeilte Kompositionskunst Tschaikowskis eingehender betrachtet, ahnt, dass dieser Grad an Perfektion und Schönheit nur durch selbstkritische Arbeit und das mutige Meistern so mancher Schwierigkeit erreicht werden konnte.
Verzweifeltes Ringen um jede Note und jeden Klang
Ein schöpferisches Ringen, das Pjotr Tschaikowski, Anfang der 1890er-Jahre auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft angelangt, immer wieder an den Rand der Verzweiflung bringt.
Die Korrespondenz des Komponisten gibt davon beredtes Zeugnis: „Ich stehe vor der gänzlichen Unmöglichkeit […], [diese Geschichte] in Töne zu malen“, gesteht Pjotr Tschaikowski in einem Brief fast resignierend. „Figuren und Handlung ängstigen, erschrecken und verfolgen mich bei Tag und bei Nacht“, schreibt er tief verunsichert und an anderer Stelle: „[Sie] verspotten mich mit dem Gedanken, dass ich ihrer nicht Herr werden könnte.“
Die Ängste und Nöte, die ihn nun peinigen, waren jedoch bei der entscheidenden und freudigen Begegnung Tschaikowskis mit dem märchenhaften Stoff der Ballettmusik nicht im Geringsten vorhersehbar gewesen.
Ein weihnachtliches Theaterspiel und seine Folgen
Neffen und Nichten Tschaikowskis hatten an einem Weihnachtsabend im Familienkreis ein kleines Theaterstück aufgeführt, das der jüngere Bruder Pjotrs, Modest Tschaikowski, für diese Gelegenheit verfasst hatte. Die fröhliche Aufführung findet viel Anklang und auch Onkel Pjotr ist begeistert.
Sein Plan entsteht, die fantastische Geschichte eines zauberhaften Nussknackers zum Thema seiner nächsten Ballettmusik zu machen. Nach „Dornröschen“ und dem „Schwanensee“ ist es für ihn der dritte Stoff aus der Märchen- und Sagenwelt, die er zu einer Symbiose aus Musik und Tanz verschmelzen lassen möchte.
Dieses Mal liegt der Ursprung der märchenhaften Handlung in der Erzählung eines deutschen Romantikers, des Dichters E.T.A. Hoffmann. In der Bearbeitung des französischen Romanciers Alexandre Dumas findet „Nussknacker und Mäusekönig“ großes Interesse im zaristischen Russland.
Deutsche Dichtung, französisch adaptiert, in Russland vertont
Vielleicht auch deshalb, weil Dumas die melancholisch düstere Grundgestimmtheit Hoffmanns in seiner Adaption weitgehend entschärft. Held der fantasievoll abenteuerlichen Geschichte bleibt jedoch die aus Holz geschnitzte und kunstvoll bemalte Traditionsfigur des Nussknackers aus dem deutschen Erzgebirge.
Sie wird dem Mädchen Klara am Weihnachtsabend geschenkt und erwacht in der Weihnachtsnacht zu zauberhaftem Leben. Auch ihr gefährlicher Gegenspieler bleibt bei Alexandre Dumas Teil der geheimnisvollen Geschichte: der unheimliche Mäusekönig mit seinem heimtückischen Mäuseheer.
Dumas legt jedoch größeres Gewicht auf zarte und amüsante Momente der Erzählung, was sie für Leser aller Altersgruppen vergnüglich und inspirierend macht. Als Iwan Wsewoloschski, der Direktor des kaiserlichen Theaters in St. Petersburg, sich von Pjotr Tschaikowski schließlich eine neue Ballettmusik wünscht, ist die Stunde des „Nussknacker“-Balletts gekommen.
Himmlische Klänge
Der Komponist macht sich mit großem Elan an die Arbeit. Eine ganze Reihe von musikalischen Ideen möchte er in seiner neuen Komposition realisieren.
So hat er auf seiner Parisreise im Jahr 1891 ein soeben erfundenes Instrument für sich und seine Komposition entdeckt. Noch aus Paris bittet er seinen russischen Musikverleger, das Instrument mit dem sphärischen Klang zu erwerben.
Unter dem Siegel der Verschwiegenheit, versteht sich. Denn: Tschaikowski hofft, der erste Komponist Russlands zu werden, der die „Celesta“, die „Himmlische“, in seiner Musik einsetzt.
Sie „ist ein Mittelding zwischen einem kleinen Klavier und einem Glockenspiel mit einem göttlich schönen Klang. Dieses Instrument will ich […] im Ballett anwenden“, schreibt Tschaikowski und erhofft sich „eine kolossale Wirkung“.
Und wirklich wird „Der Nussknacker“ zum größten Erfolg des Komponisten zu seinen Lebzeiten. Nicht nur wegen des geradezu berückenden „Tanzes der Zuckerfee“ im zweiten Akt des Balletts, den der himmlische Klang der Celesta in unvergleichlicher Weise begleitet.
Mit der gesamten Ballettmusik des „Nussknackers“ entführt der Komponist in eine fast schwerelose Welt der Träume.
Weltweiter Siegeszug
Tschaikowski hebt das bis dahin oft als zweitklassig belächelte Genre der Ballettmusik auf eine neue Stufe. Auf ihr verschmelzen Handlung, Musik und die Choreografie des berühmten französisch russischen Choreografen Marius Petipa zu einem Gesamtkunstwerk.
Tschaikowski scheut sich nicht, die musikalischen Themen des Balletts in einer eigenen Orchestersuite zusammenzufassen. Der tänzerisch beschwingten Musik öffnen sich so auch die Konzertsäle der Welt.
Ein Umstand, der den Siegeszug der Komposition, deren unvergleichlich ideenreiche musische Schönheit er sich einst so tapfer erkämpft hatte, bis heute beflügelt.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion