Musik als Medizin?

Unglaublich, aber wahr: Musik war zur Heilung da.
Titelbild
Das Mozart-Denkmal im Burggarten im Stadtzentrum von Wien, Österreich. Es wurde 1896 auf dem Albrechtsplatz enthüllt.Foto: iStock.
Von 1. Februar 2022

Unsere Welt ist offensichtlich krank. Viele Menschen leiden nicht direkt unter der Corona-Krankheit, sondern unter Angst, Einsamkeit und Depression. Was einem immer hilft, ist ein starkes Immunsystem. Aber was sind die Einflussfaktoren für ein starkes Immunsystem? Die Liste davon mag sehr lang sein. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die Funktion der Musik im alten China und ihre Auswirkungen auf unser Wohlbefinden.

Musik im alten China

Wozu diente die Musik im alten China? Sie diente zur Heilung.

Die chinesische Schrift ist ein zentraler Träger der chinesischen Kultur. Nicht nur hat jedes Schriftzeichen seine Bedeutung, auch die Bestandteile eines Schriftzeichens haben jeweils ihre eigenen Bedeutungen.

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So sieht das chinesische Schriftzeichen für Musik aus: 樂

Dieses Schriftzeichen besteht aus vier Teilen. Die beiden Teile, oben links und rechts, stehen für Seidenfäden. Im alten China bestanden die Saiten der Musikinstrumente in der Regel aus Seidenfäden. Es gab auch welche aus Rindersehnen.

Der mittlere Teil ist ein Zeichen für die Farbe Weiß. Nach der Fünf-Elemente-Lehre ist die Farbe Weiß dem Metall zugeordnet. Außerdem scheint es von der Form her ein Plektrum zu sein. Also das Plättchen, mit dem die Saiten angeschlagen werden.

Das Zeichen unten steht für Holz. Es symbolisiert hier den Ständer, der das Instrument trägt.

Der Gelbe Kaiser

Laut den Überlieferungen steht das Schriftzeichen für Musik im Zusammenhang mit dem Gelben Kaiser. Der Gelbe Kaiser war einer der legendären Herrscher Chinas, der vor etwa 4.600 Jahren in der Nähe vom Gelben Fluss lebte. Laut einer Legende ließ der Gelbe Kaiser 80 große Trommeln anfertigen, als er mit seinen Soldaten in eine Schlacht gegen einen Stammesführer namens Chi You zog.

Chi You war ein bronzeköpfiges Monster und er hatte 81 gehörnte und vieräugige Brüder. Die 80 Trommeln, die der Gelbe Kaiser bauen ließ, waren mit Spezialleder bezogen. Als sie gleichzeitig geschlagen wurden, war es so laut wie rollender, knallender Donner über dem Kopf. Viele Monster fielen in Ohnmacht.

Der gelbe Kaiser gewann die Schlacht, doch viele seiner Soldaten wurden auch verletzt. Er ließ dann ein Musikinstrument aufbauen; eine Glocke aus Bronze auf einem Holzständer. An beiden Seiten der Glocke wurden Seidenfäden als Saiten gespannt. Von der Musik dieses Instrumentes wurden seine Soldaten geheilt.

Aufgrund dieser Geschichte erfand Cangjie, ein Historiker in der Zeit des Gelben Kaisers, das Schriftzeichen für Musik. Das Schriftzeichen bedeutet gleichzeitig Freude.

Musik und Medizin

Foto: Leas Einblick

Die ursprüngliche Funktion der Musik in China war also zu heilen. Die Verbindung zwischen Musik und Heilung wird durch das Schriftzeichen für Medizin 藥 klar dargestellt.

Den unteren Teil dieses Schriftzeichens kennen wir schon. Das ist das Schriftzeichen für Musik 樂. Die Striche über der Musik symbolisieren Gras. Das Gras steht hier für Heilkräuter.

In alten Zeiten behandelten die besten Ärzte ihre Patienten mit Musik. Im ältesten Grundlagenwerk der chinesischen Medizin – das „Buch des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin“ (黃帝內經) – sind die Grundprinzipien der Musiktherapie beschrieben.

Die Grundlage dafür ist die Fünf-Elemente-Lehre, das Konzept der fünf Wandlungsphasen. Die fünf Grundelemente Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde gelten als Grundkräfte der Natur, die in dynamischer Wechselwirkung zueinander stehen. Diese fünf Grundelemente finden sich in allem wieder, was auf der Erde existiert, einschließlich des menschlichen Körpers.

Fünf ist eine besondere Zahl in der chinesischen Kultur. Wir haben fünf Finger an jeder Hand und fünf Zehen an jedem Fuß. Und der Mensch hat fünf Sinne: sehen, riechen, schmecken, fühlen und hören und damit fünf Sinnesorgane: Augen, Nase, Zunge, Haut und Ohren.

Nach der chinesischen Medizin haben die Menschen fünf Yin-Organe: Herz, Leber, Lunge, Nieren und Milz und jedes von ihnen entspricht einem der fünf Elemente. Dem Element Feuer wird zum Beispiel das Herz zugeschrieben – der Erde das Organsystem Milz-Magen.

Wenn ein Organ oder ein Meridian im Körper zu stark oder zu schwach ausgeprägt ist, wird der Körper unausgewogen und der Mensch wird krank. Ärzte im alten China benutzten Musik, um die Nerven der Patienten zu beruhigen sowie ihren Geist und Körper wieder in einen Zustand der Harmonie zu bringen.

Wie funktioniert das? Durch die Frequenz, die eine entsprechende Resonanz erzeugt.

Frequenz

Wenn ein TCM-Arzt eine Diagnose stellt, legt er seine Finger auf verschiedenen Positionen an beiden Handgelenken entlang der Hauptschlagader des Patienten, um den Puls zu fühlen. Der Puls ist die Frequenz, mit welcher das Herz schlägt, und gibt Hinweise auf die körperliche Verfassung.

Das chinesische Tonsystem basiert auf fünf Tönen: Gong, Shang, Jue, Zhi und Yu. Jeder davon hat eine eigene Frequenz. Jeder Meridian in unserem Körper hat auch seine eigene Frequenz. Der Gong-Ton wird die Milz ins Schwingen bringen, der Shang-Tong korrespondiert mit der Lunge. Mit den Frequenzen der Töne wird der Körper in Balance gebracht.

Die fünf Töne des chinesischen Tonsystems entsprechen den fünf Elementen. Und die Fünf-Elemente-Lehre stellt die Gesetzmäßigkeiten dar, nach denen dynamische Umwandlungsprozesse in unserem Universum ablaufen. Die Beherrschung der Fünf-Elemente-Lehre hilft einem, einen besseren Durchblick und Weitblick zu gewinnen.

Musik ist allerdings nicht gleich Musik und nicht jede Musik bringt positive Effekte mit sich.

Unterschiedliche Wirkungen von Musik

Der japanische Forscher Masaru Emoto setzte sich jahrelang mit Schwingungen und akustischen Einflüssen auf Wasserkristalle auseinander.

Er stellte fest, dass sich sowohl die Art der Worte als auch die Art der Musik im Wasser widerspiegelten. So formten sich im Wasser, das mit Worten wie „Liebe“ besprochen wurde, gleichmäßige, wohlgeformte sechseckige Kristalle.

Foto: Leas Einblick

Wasser, das mit Worten wie „Hass“ besprochen wurde, wies chaotische, unförmige Kristallstrukturen auf. Ähnlich disharmonisch, chaotisch und unvollendet zeigten sich die Kristallformen nach dem akustischen Einfluss von Heavy Metal oder Hard Rock. Hingegen war die Kristallstruktur nach der Beschallung von klassischer Musik, wie der Musik von Mozart oder Bach, genauso klar, schön und vollkommen wie nach dem Einwirken mit liebevollen Worten.

Musik macht nicht nur Freude, sie ist auch die beste Vorsorge für ein gesundes Immunsystem.

Musikstücke, die positive Auswirkungen auf Menschen haben, wurden im alten China „Klänge der Tugend“ genannt. Die besten Komponisten im alten China waren ausnahmslos große Kenner der Fünf-Elemente-Lehre.

Eine ganz besondere Musik

Gibt es heutzutage noch chinesische Künstler, die über das gewaltige Wissen der traditionellen chinesischen Kultur verfügen und Musik schreiben können, die nicht nur chinesische Hörer begeistert, sondern die Herzen von Menschen unterschiedlicher Nationen berühren kann?

Neulich las ich ein Interview mit einem chinesischen Arzt. Jason Liu aus Kalifornien ist spezialisiert auf Musiktherapie. Er sprach darüber, wie Menschen mit Kunst geholfen werden kann, Ängste und Depressionen zu überwinden.

Und er erzählte von seinem eigenen Erlebnis bei dem Besuch einer Aufführung des in New York ansässigen Ensembles Shen Yun Performing Arts. Er sagte, dass er gespürt habe, wie eine starke Energie in seinem Körper zirkulierte, als ob alle seine Meridiane auf einmal geöffnet wurden. Und er sagte, als er nach der Aufführung aus dem Theater kam, habe er das Gefühl gehabt, als ob er wieder ein 20-Jähriger wäre.

Er ist nicht der Einzige, denn viele Zuschauer berichten über ähnliche Erlebnisse wie dieser chinesische Arzt. Manche meinen, dass man für zwei Stunden wie in einer anderen Welt wäre und sich nachher wie von Energie erfüllt fühle. So gesehen vielleicht eines der besten Heilmittel gegen die Krankheiten dieser Welt.



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