Winters Flucht – Von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Winters Flucht
Dem Winter ward der Tag zu lang,
Er horcht und hört’s mit Gram und Neid,
Und was er sieht, das macht ihm Leid.
Er sieht der Sonne milden Schein,
Sein eigner Schatten macht ihm Pein.
Er wandelt über grüne Saat
Und Gras und Keime früh und sprach:
»Wo ist mein silberweißes Kleid,
Mein Hut, mit Demantstaub bestreut?«
Er schämt sich wie ein Bettelmann
Und läuft, was er nur laufen kann.
Und hinterdrein scherzt Jung und Alt
In Luft und Wasser, Feld und Wald;
Der Kiebitz schreit, die Biene summt,
Der Kuckuck ruft, der Käfer brummt;
Doch weil’s noch fehlt an Spott und Hohn,
So quakt der Frosch vor Ostern schon.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874)
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