Wie wohl ist dem, der dann und wann… – Von Wilhelm Busch
Wie wohl ist dem, der dann und wann…
Wie wohl ist dem, der dann und wann
Der Mensch, durchtrieben und gescheit,
Bemerkte schon zu alter Zeit,
Daß ihm hienieden allerlei
Verdrießlich und zuwider sei.
Die Freude flieht auf allen Wegen;
Der Ärger kommt uns gern entgegen.
Gar mancher schleicht betrübt umher;
Sein Knopfloch ist so öd und leer.
Für manchen hat ein Mädchen Reiz,
Nur bleibt die Liebe seinerseits.
Doch gibt’s noch mehr Verdrießlichkeiten.
Zum Beispiel läßt sich nicht bestreiten:
Die Sorge, wie man Nahrung findet,
Ist häufig nicht so unbegründet.
Kommt einer dann und fragt: „Wie geht’s?“
Steht man gewöhnlich oder stets
Gewissermaßen peinlich da,
Indem man spricht: „Nun, so lala!“
Und nur der Heuchler lacht vergnüglich
Und gibt zur Antwort: „Ei, vorzüglich!“
Im Durchschnitt ist man kummervoll
Und weiß nicht, was man machen soll. –
Nicht so der Dichter. Kaum mißfällt
Ihm diese altgebackne Welt,
So knetet er aus weicher Kleie
Für sich privatim eine neue
Und zieht als freier Musensohn
In die Poetendimension.
Oh, wie beglückt ist doch ein Mann,
Wenn er Gedichte machen kann!
Wilhelm Busch (1832 – 1908)
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