Schmerzen – Von Mathilde Wesendonck
Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Schmerzen
Sonne, weinest jeden Abend
Wenn im Meeresspiegel badend
Dich erreicht der frühe Tod;
Doch erstehst in alter Pracht,
Glorie der düstren Welt,
Du am Morgen neu erwacht,
Wie ein stolzer Siegesheld!
Ach, wie sollte ich da klagen,
Wie, mein Herz, so schwer dich sehn,
Muß die Sonne selbst verzagen,
Muß die Sonne untergehn?
Und gebieret Tod nur Leben,
Geben Schmerzen Wonne nur:
O wie dank ich, daß gegeben
Solche Schmerzen mir Natur!
Mathilde Wesendonck (1828 – 1902)
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