Morgen Sonett – von Andreas Gryphius
Morgen Sonett
Die ewig helle schar wil nun jhr licht verschlissen/
die Morgenrötte lacht
Den grauen Himmel an/
der sanffte Wind erwacht/
Und reitzt das Federvolck/ den neuen Tag zu grüssen.
Das leben dieser welt/ eilt schon die welt zu küssen/
Und steckt sein Haupt empor/ man siht der Stralẽ pracht
Nun blinckern auf der See: O dreymal höchste Macht
Erleuchte den/ der sich jtzt beugt vor deinen Füssen.
Vertreib die dicke Nacht/ die meine Seel umgibt/
Die Schmertzen Finsternüß die Hertz und geist betrübt/
Erquicke mein gemüt/ und stärcke mein vertrauen.
Gib/ daß ich diesen Tag/ in deinem dinst allein
Zubring; und wenn mein End‘ und jener Tag bricht ein
Daß ich dich meine Sonn/ mein Licht mög ewig schauen.
Aus der Sammlung „Das zweite Buch“,
weitestgehend in der Orthographie des Originals aus der Barockzeit belassen
Andreas Gryphius (1616 – 1664)
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