Imaginärer Lebenslauf – Von Rainer Maria Rilke
Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Imaginärer Lebenslauf
Erst eine Kindheit, grenzenlos und ohne
Auf einmal Schrecken, Schranken, Schule, Frohne
und Absturz in Versuchung und Verlust.
Trotz. Der Gebogene wird selber Bieger
und rächt sich an anderen, daß er erlag.
Geliebt, gefürchtet, Retter, Ringer, Sieger
und Überwinder, Schlag auf Schlag.
Und dann allein im Weiten, Leichten, Kalten.
Doch tief in der errichteten Gestalt
ein Atemholen nach dem Ersten, Alten …
Da stürzte Gott aus seinem Hinterhalt.
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926),
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