Geniale Begegnungen mit 400 Nobelpreisträgern – ein geniales Buch

Titelbild
Peter Badge Reise führt u.a. nach Moskau auf die Suche nach Alexander Solschenizyn ohne ein gültiges Visum.Foto: Cover DAAB MEDIA
Von 22. Oktober 2015

„Geniale Begegnungen“ – das sind Geschichten von einer außergewöhnlichen Reise rund um den Globus zu den bedeutendsten Wissenschaftlern, Forschern, Literaten und Friedenskämpfern unserer Tage. Seit dem Jahr 2000 ist der in Hamburg lebende Peter Badge für das Projekt „Nobelpreisträger im Portrait“ auf ständiger Weltreise. Über 400 Begegnungen verschafften ihm unvergleichliche Einblicke in die Welt derer, „die der Menschheit den größten Nutzen brachten“, wie es Alfred Nobel in seinem Testament formulierte.

Die diesjährigen Nobelpreise werden am 10. Dezember 2015 in Stockholm und Oslo offiziell verliehen. Die Entscheidungen sind im Oktober gefallen. In der traditionsreichen Geschichte seit der ersten Vergabe im Jahr 1901, als der Gründer des Roten Kreuzes, der Schweizer Henry Dunant den Friedensnobelpreis bekam, Leo Tolstoi den Literaturnobelpreis ablehnte und an seiner Stelle der Franzose Sully Prudhomme die Auszeichnung bekam, finden wir zahlreiche Würdenträger, die international bekannt geworden sind.

Bemerkenswert ist, dass der amerikanische Chemiker Linus Pauling (1901 – 1994), Sohn eines deutschen Apothekers aus Freiburg i. Br. zweimal ausgezeichnet wurde: im Jahr 1954 der Nobelpreis für Chemie. 1958 über-gaben Pauling und seine Frau der US-Regierung eine Petition der Vereinten Nationen, die von mehr als 11.000 Wissenschaftlern unterzeichnet wurde und ein Ende der Atomtests verlangte. Der darauf folgende öffentliche Druck führte zu einem Moratorium und einem Testverbot, das John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow 1963 unterschrieben.

Am Tag, an dem der Vertrag in Kraft trat, vergab das Nobelpreis-Komitee an Pauling den Friedensnobelpreis: „Linus Carl Pauling hat sich seit 1946 immer unablässig eingesetzt, nicht nur gegen Atomwaffentests, nicht nur gegen die Verbreitung von Atom-waffen, auch nicht gegen deren Verwendung, sondern gegen alle Kriegsführung als Maßnahme zur Lösung internationaler Konflikte.“

Der Buchautor und Fotograf Peter Badge konnte leider Linus Pauling nicht mehr interviewen. Gerade in heutiger Zeit sollte man häufiger an diesen mutigen Wissenschaftler erinnern.

Peter Badge Reise führt u.a. zum genialen Mathematiker John F. Nash Jr., dessen Lebensgeschichte der Film „A Beautiful Mind“ weltweit bekannt machte; nach Moskau auf die Suche nach Alexander Solschenizyn ohne ein gültiges Visum; auf einen Staatsbesuch nach Kuba mit Friedensnobelpreisträger José Ramos Horta – damals Präsident von Timor-Leste – ; auf Brautkleidsuche für die Neurophysiologin Linda Buck, auf einen jüdischen Friedhof mit Biochemiker Aaron Ciechanover, außerdem zu Gabriel García Márquez, Günter Grass, Barack Obama, Kim Dae Jung, Desmond Tutu, Aung San Suu Kyi u.v.m.

Peter Badges eindrucksvollen Erlebnisbericht verfasste Sandra Zarrinbal als mitreißenden Genre-Grenzgänger: authentisch wie ein Tagebuch, informativ wie ein populärwissenschaftliches Werk, spannend wie eine Abenteuer-Dokumentation, amüsant wie eine Promi-Biografie und so poetisch, wie sich Nobel selbst der Welt am allerliebsten näherte.

Und auch der Besuch bei der ältesten Nobelpreisträgerin in der Geschichte, Rita Levi-Montalcini, 1909 – 2012, fehlt nicht. Sie wurde  am 22. April 1909 zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Paola (gest. 2000) in Turin geboren, war eine ungewöhnliche Frau. Ihr Vater, der jüdische Mathematiker Adamo Levi (1867 – 1932), die Mutter die italienische Künstlerin Adele Montalcini (1879 – 1963). Erst zu ihrem 90. Geburtstag erschien ihr Buch mit ihren Lebenserinnerungen.

Als das Kindermädchen Giovanna unheilbar an Krebs erkrankte, beschloss die 19-jährige Rita Medizin zu studieren, was für Frauen in Italien damals nicht möglich war. Sie ging nach Belgien, wo sie u.a. auch eine Facharztprüfung für Chirurgie machte. Sie war eine begnadete und besessene Forscherin.

Die bekennende Atheistin wurde als erste Frau von Papst Paul VI. im Jahr 1974 in die „Päpstliche Kommission der Wissenschaften“ berufen. Im Jahr 1986, sie war bereits 77 Jahre alt, erhielt sie den Nobelpreis für Medizin. Als sie am 30. Dezember 2012 in ihrer Wohnung in Rom im Alter von 103 Jahren starb, hatte der Vatikan sie spontan als herausragende Frau und Persönlichkeit gewürdigt. „Die letzte Phase, das ist wohl die beste!“, sagte die betagte Wissenschaftlerin dem Buchautor und fügte sehr weise hinzu: „Wir sterben nicht in dem Moment, in dem unser Leben als Person endet.“

Peter Badge

Geniale Begegnungen

Gebundene Ausgabe: 576 Seiten

Verlag: DAAB MEDIA; Auflage: 1 (12. März 2015)

ISBN-10: 3942597276

29,95 Euro



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