Freiheit die ich meine – Von Max von Schenkendorff
Freiheit die ich meine
Freiheit die ich meine,
Komm mit deinem Scheine,
süßes Engelbild!
Magst du nie dich zeigen
der bedrängten Welt,
führest deinen Reigen
nur am Sternenzelt?
Auch bei grünen Bäumen
in dem lustgen Wald
unter Blütenträumen
ist dein Aufenthalt.
Ach, das ist ein Leben,
wenn es weht und klingt,
wenn dein stilles Weben
wonnig uns durchdringt!
Wenn die Blätter rauschen
süßen Freudesgruß,
wenn wir Blicke tauschen,
Liebeswort und Kuß.
Aber immer weiter
nimmt das Herz den Lauf,
auf der Himmelsleiter
steigt de Sehnsucht auf.
Wo sich Gottes Flamme
in ein Herz gesenkt,
das am alten Stamme
treu und liebend hängt;
wo sich Männer finden,
die für Ehr und Recht
mutig sich verbinden,
weilt ein frei Geschlecht.
Freiheit, die ich meine,
die mein Herz erfüllt,
komm mit deinem Scheine,
süßes Engelsbild!
Freiheit, holdes Wesen,
gläubig, kühn und zart,
hast ja lang‘ erlesen
dir die deutsche Art.
Max von Schenkendorff (1783 – 1817)
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