Die Zeit – Von Christian Morgenstern
Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Die Zeit
Es gibt ein sehr probates Mittel,
Man nimmt die Taschenuhr zur Hand
und folgt dem Zeiger unverwandt,
Sie geht so langsam dann, so brav
als wie ein wohlgezogen Schaf,
setzt Fuß vor Fuß so voll Manier
als wie ein Fräulein von Saint-Cyr.
Jedoch verträumst du dich ein Weilchen,
so rückt das züchtigliche Veilchen
mit Beinen wie der Vogel Strauß
und heimlich wie ein Puma aus.
Und wieder siehst du auf sie nieder;
ha, Elende! – Doch was ist das?
Unschuldig lächelnd macht sie
wieder die zierlichsten Sekunden-Pas.
Christian Morgenstern (1871 – 1914)
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