„Die Magdeburgische Hochzeit“ erscheint erstmals auf Englisch
Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) war eine Zeit religiöser Konflikte, die hauptsächlich in Mitteleuropa stattfanden. Wie bei einem langen Krieg üblich, gab es unzählige Schlachten, Konflikte und Gefechte.
Die an der Elbe strategisch gut gelegene Stadt Magdeburg war ein Knotenpunkt für den Transport von Vorräten und Arbeitskräften in der gesamten Region. Sie befand sich zudem in einer ganz besonderen Lage, da sie einst eine katholische Hochburg war, gegründet im Jahr 806 von Karl dem Großen.
Erbitterte religiöse Kämpfe
Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Otto I., auch Otto der Große genannt, baute Magdeburg im 10. Jahrhundert zu einer wichtigen Stadt aus. Zu seinen Lebzeiten verlieh er der Stadt das Privileg einer „Freien Reichsstadt“, also einer selbstverwalteten Einheit innerhalb des Reiches.
Das Bedürfnis nach Selbstverwaltung wurde besonders deutlich, als Magdeburg während der Reformation überwiegend lutherisch wurde. Die katholischen Herrscher weigerten sich, Ottos Politik zu respektieren und ihre Hochburg aufzugeben. Stattdessen verhärteten sie ihre Position, was die protestantische Bevölkerung ihrer Rechte beraubte.
Frühere Abkommen zwischen den beiden verfeindeten religiösen Fraktionen waren immer nur von kurzer Dauer. Verhandlungen führten zu keiner klaren, langfristigen Lösung.
Der Dreißigjährige Krieg tobte bereits seit einem Dutzend Jahren, als der schwedische König Adolphus Gustavus den nördlichen Protestanten, darunter auch denen in Magdeburg, seine Unterstützung zusagte. Dies ermöglichte es den mehrheitlich protestantischen Gebieten, gegen ihre katholischen Herrscher zu rebellieren.
In Magdeburg war die Lage sehr angespannt. Es dauerte nicht lange, bis diese Spannungen zum Ausbruch kamen und die katholischen Herrscher das schlimmste Massaker des Konflikts zuließen: die Verwüstung Magdeburgs.
Ein einziger Tag führte dazu, dass 20.000 von 25.000 Menschen den Sommer 1681 niemals erleben sollten.
Gertrud von le Forts Roman „Die Magdeburgische Hochzeit“, der ursprünglich 1938 auf Deutsch veröffentlicht wurde, schildert die Ereignisse, die zu jenem verhängnisvollen Tag führten, und schließt ihn in die Erzählung ein.
Roman über ein historisches Ereignis
Johann Ahlemann ist ein Anhänger des Kaiserreichs und Protestant, der aber weiterhin auf das Versprechen der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches vertraut, dass Magdeburg eine „Freie Reichsstadt“ bleibt – eine selbstverwaltete Einheit innerhalb des Heiligen Römischen Reiches.
Er bemüht sich, den aktuellen Kaiser, Ferdinand II., davon zu überzeugen, das von Otto verliehene Privileg anzuerkennen. Doch Ahlemann, der als schwacher Führer gilt, wird von den Magdeburgern abgesetzt.
In der Zwischenzeit bereiten sich Ahlemanns Neffe Willigis und seine Verlobte Erdmuth Plögen auf ihren Hochzeitstag vor. Während der dritten und letzten Verlesung des Aufgebots verlässt Willigis jedoch plötzlich die Kirche, was alle Anwesenden enorm verwirrt und Erdmuth verärgert.
Am Vorabend der Hochzeit wird traditionell gefeiert und gelacht, während die Braut sich von ihrer Jugend verabschiedet. Doch auch zu diesem Anlass taucht Willigis nicht auf.
Nach einigen Momenten des Selbstmitleids nimmt Erdmuth all ihren Mut zusammen und verkündet, dass sie ihren „eigenen Weg“ in der Welt finden wird.
Willigis hingegen ist schnell nach Wolmirstedt geeilt. Dort hat sein Onkel Johann Ahlemann Zuflucht gesucht. Willigis landet im selben Raum wie der General, dem das Heilige Römische Reich am meisten vertraut: Graf von Tilly.
Unterdessen taucht während Willigis’ Abwesenheit der Gesandte des schwedischen Königs, Oberst Dietrich von Falkenberg, vor den Toren der Stadt auf. Die Magdeburger betrachten von Falkenbergs Erscheinen als eine Zusicherung des schwedischen Königs, sie im Umgang mit Tillys Truppen zu unterstützen. Diese haben die Stadt mittlerweile blockiert und umzingelt, um Magdeburg wieder unter ihre Kontrolle zu bringen.
Am 20. Mai durchbrechen die kaiserlichen Truppen die Befestigungsanlagen Magdeburgs und verwüsten die Stadt mitsamt ihren Frauen. Obwohl es so aussieht, als ob die Katholiken den Sieg davontrügen, gibt es am Ende keine wirklichen Gewinner. Nur 5.000 Menschen überleben, und die Stadt liegt in Trümmern. Hätte diese Tragödie verhindert werden können?
Eine „schattenhafte“ Figur in der Erzählung liefert eine aufschlussreiche Analyse darüber, „was hätte sein können“ – möglicherweise die persönliche Einschätzung der Autorin von le Fort, die in den Roman eingeflossen ist.
Vielschichtige Betrachtung der Geschichte
Geschichtsinteressierte Leser werden die kreative Nacherzählung dieses speziellen Kapitels des Dreißigjährigen Krieges in besonderem Maße zu schätzen wissen. Von le Fort spielt auf den ironischen Beinamen „Magdeburgische Hochzeit“ an, der in der deutschen Literatur für die Verwüstung Magdeburgs verwendet wird.
Sie unterteilt die Geschichte in drei Teile: Junggesellinnenabschied, Ehrentanz und Brautgemach. Während Erdmuth und Willigis sich auf ihren Hochzeitstag vorbereiten, erwarten die Magdeburger die Ankunft ihres schwedischen Retters.
Durch die geschickte Verflechtung dieser Elemente bleibt von le Fort dem zentralen Thema treu und veranschaulicht das Ereignis auf gelungene Weise.
Die Geschichte stellt beide Seiten des Konflikts dar, und im Gegensatz zu vielen Werken der historischen Fiktion sind die Charaktere mehrdimensional. Während die Leser in die Geschichte hineingezogen werden, erhalten sie einen Einblick in die Gedanken und Gefühle von Katholiken und Lutheranern, die über die Zukunft ihrer Stadt debattieren.
Die Leser können mit den Charakteren sympathisieren oder sie verabscheuen, während die Geschichte ihren Lauf nimmt.
Die Gräuel des Krieges
Abgesehen von der Lebendigkeit, mit der die historischen Figuren in diesem Buch dargestellt werden, behandelt die Autorin heikle Themen wie Gewalt gegen Frauen und das Massaker an den 20.000 Magdeburgern mit viel Feingefühl.
Es gibt keine blutigen Details oder sensationslüsterne Schilderungen sinnloser Gewalt. Von le Fort überspringt die Fakten nicht, sondern präsentiert sie so, dass die Leser genau wissen, was passiert, ohne dass explizite Details genannt werden.
Dem englischen Übersetzer Chase Faucheux verdanken wir eine gelungene Übersetzung, die sich durch ihre präzise Wortwahl auszeichnet.
Für diejenigen, die mit diesem Ereignis nicht vertraut sind oder nur eine vage Vorstellung davon haben, was während des Dreißigjährigen Krieges geschah, wird dieses Buch die Vorstellungskraft anregen und die Herzen bewegen.
Es versetzt die Leser in die Lage, Willigis, Erdmuths und aber auch Tillys Situation nachzuvollziehen. Es ist eine Geschichte über die unbestreitbaren Verluste und Schmerzen, die mit Krieg einhergehen – ob gerechtfertigt oder nicht.
Christopher Check, Veteran des Marinekorps und Präsident von Catholic Answers, erläutert in der Einleitung der englischen Übersetzung des Buches: „Es sollte Pflichtlektüre für die Mitarbeiter jener Thinktanks und Redaktionen sein, die sich für eine stärkere Finanzierung und Beteiligung der USA an einem andauernden Krieg einsetzen.“
Für die Allgemeinheit sollte das Buch ebenso Pflichtlektüre sein. Denn wie Winston Churchill deutlich formulierte: „Wer nicht aus der Geschichte lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“
„The Wedding of Magdeburg“, von Gertrud von le Fort und Chase Faucheux, Ignatius Press, 28.10.2024, Taschenbuch: 245 Seiten
Deutsches Orginal des Buches: Die Magdeburgische Hochzeit, Gertrud von le Fort, Suhrkamp-Verlag
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „The Wedding of Magdeburg’ Published in English for the First Time“. (deutsche Bearbeitung so)
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