Die Gottsucher – Von Peter Rosegger
Die Gottsucher
Unendlich der Raum,
Kein Ziel und Halt
In Ewigkeit.
Die Kinder des Leides, sie sehnen und rufen,
Sie irren und zweifeln in Nacht und Noth
Und suchen nach Gott,
Sie suchen im Buchstaben,
Sie suchen im Bild,
Sie beten und bluten,
Sie streiten wild,
Entzünden die Scheiter znr lodernden Fackel,
Sie suchen im Kelch und suchen im Brot:
„Wo bist Du, Gott?“
Sie suchen im Leben,
Sie suchen in Kunst,
Sie suchen in Grübeln
Und Liebesbrunst,
Sie suchen im düsteren Schatten der Tempel,
Sie rufen in der Freiheit Morgenroth:
„Wo bist Du, Gott?“
Die Armen, sie wandern
Am Pilgerstab,
Die Weisen, sie suchen
Die Himmel ab,
Sie suchen im schuldlosen Kindesherzen,
Und fragen mit Grauen den starren Tod:
„Wo bist Du, Gott?“
Und sieh, im Suchen
Und heißen Streit
Steht immer der Herr
An ihrer Seit‘,
Und klopft ihnen lächelnd wohl auf die Achsel:
„Ihr Kinder, schaut Euch doch einmal um!
Seid nicht so dumm.“
Peter Rosegger (1843 – 1918)
Aus der Sammlung Dem Himmel
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