Behüt‘ dich Gott – Von Victor von Scheffel
Behüt‘ dich Gott
Das ist im Leben häßlich eingerichtet,
und was das arme Herz auch sehnt und dichtet,
zum Schlusse kommt das Voneinandergehn.
In deinen Augen hab‘ ich einst gelesen,
es blitzte drin von Lieb und Glück ein Schein:
Behüt‘ dich Gott, es wär zu schön gewesen,
behüt‘ dich Gott, es hat nicht sollen sein.
Leid, Neid und Haß, auch ich hab‘ sie empfunden,
ein sturmgeprüfter müder Wandersmann.
Ich träumt‘ von Frieden dann und stillen Stunden,
da führte mich der Weg zu dir hinan.
in deinen Armen wollt‘ ich ganz genesen,
zum Danke dir mein junges Leben weih’n.
Behüt‘ dich Gott, es wär zu schön gewesen,
behüt‘ dich Gott, es hat nicht sollen sein.
Die Wolken flieh’n, der Wind saust durch die Blätter,
ein Regenschauer zieht durch Wald und Feld,
zum Abschiednehmen just das rechte Wetter,
grau wie der Himmel steht vor mir die Welt.
Doch, wend‘ es sich zum Guten oder Bösen,
du schlanke Maid, in Treuen denk‘ ich dein.
Behüt‘ dich Gott, es wär zu schön gewesen,
behüt‘ dich Gott, es hat nicht sollen sein.
Joseph Victor von Scheffel (1826 – 1886)
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