Köln: Staatlich geförderte Kunstausstellung verschleierter Frauen löst Protestwelle aus
Es sollte eine Ausstellung sein, „die künstlerische Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Phänomen der Vollverschleierung in Deutschland“ dokumentiert. Nun allerdings erheben sich Stimmen gegen die Kunst von Selina Pfrüner. Denn die Ausstellung wird mit Steuergeldern in Höhe von 11.000 Euro gefördert und ist auch unter den Frauen höchst umstritten.
Im Atelierzentrum in Ehrenfeld findet vom 21. bis 30. Juni 2019 eine Kunstausstellung statt mit dem Titel: „Munaqabba – über Frauen mit Vollverschleierung in Deutschland“. Video-Portraits, Audio-Beiträge, Fotografien und eine Podiumsdiskussion soll anregen, über das Thema zu diskutieren. Es besteht sowohl die Möglichkeit, mit den fotografierten vollverschleierten Frauen, arabisch Munaqabbis genannt, zu sprechen als auch mit ihrer Hilfe am eigenen Leib zu spüren, wie es sich in dieser Kleidung samt Schleier anfühlt. Auf der Internetseite der Künstlerin gibt es bereits jetzt Audio-Beiträge, in denen Frauen über ihren Alltag, den Islam und die Kopfbedeckung sprechen.
Ausstellung Munaqabba – Selina Pfrüner Fotografie https://t.co/ikPTFQEjb2
— ??Gabher?? (@ghmaxi0) June 15, 2019
Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Schleier, der für viele Frauen einen Schutz darstellt, ist inzwischen auch eine Diskussionsgrundlage auf politischer Ebene. Grund dafür ist die Förderung mit Steuergeldern. Das NRW Kultusministerium trägt die Veranstaltung mit 8.000 Euro, immerhin 3.000 Euro kommen vom Kölner Kulturamt.
Warum die Vollverschleierung muslimischer Frauen nun „auf diese unreflektierte, ja werbende Art und Weise mit öffentlichen Mittel in den Vordergrund gerückt wird“, fragen sich fast 60 empörte Frauen aus den unterschiedlichsten Berufen, von der Hebamme bis Regisseurin, von Pädagogin bis zur Handwerkerin.
In ihrem offenen Brief, der durch den Iranisch-Deutschen Frauenverein Köln unterstützt wird, wenden sie sich an Isabel Pfeiffer-Poensgen vom NRW-Kulturministerium, an das NRW-Landesbüro Freie Darstellende Künste und das Kulturamt der Stadt Köln. Im Brief heißt es:
Es kann doch nicht Ihr Ziel sein, die Vollverschleierung zu normalisieren. Vollverschleierung ist keine Mode!“
Die Frauen fragen in ihrem Brief, worin das Ziel dieser Ausstellung bestünde. Sollen die Frauen aus islamischen Länder gestärkt werden? Dann wäre es viel wichtiger Migrantinnen, die Gewalt in Familie oder Gesellschaft ausgesetzt sind, wirklich zu helfen. Denn aufgrund fehlender finanzieller Mittel seien unabhängige Frauenprojekte nicht in der Lage, diesen Frauen zu helfen. Stattdessen würden sich die Betroffenen – so die Verfasserinnen des Briefes – an Moscheen oder islamischen Vereine wenden. Damit befänden sie sich wieder in islamischen Zentren, die zur Unterdrückung der Frau beitragen würden – ein Hamsterrad. Zudem wäre die Haltung der Frauen und Männer zu Grundrechten und Freiheiten in einem demokratischen Staat interessanter als das Thema Vollverschleierung.
Was wir definitiv nicht möchten, ist die Förderung fundamentalistischer Lebensarten und Weltanschauungen mit öffentlichen Mitteln“, heißt es in dem Brief.
Es gehe weder darum, für etwas zu werben, noch darum, gegen etwas zu propagieren, sagt die Künstlerin. Es wird lediglich eine andere Perspektive vorgestellt, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. „Und zwar in einer Form, in der nicht über ÜBER diese Frauen kommuniziert wird, sondern sie auch selbst gehört werden.“
Pfrüner fügt gegenüber „report-K“ hinzu:
Die Rolle des Rechtsstaates wird in diesem Projekt nicht thematisiert. Wenn mit „Vorteile“ gemeint, ist, dass die Frauen den Schleier als Schutz empfinden, handelt es sich dabei um die Berichte der subjektiven Wahrnehmung einzelner Frauen, mit denen die Künstlerin Kontakt hatte und nicht um ihre persönliche Meinung.“
Im offenen Brief hingegen heißt es:
Diese Ausstellung propagiert die „Vorteile” der Vollverschleierung und zwar in diesem Rechtsstaat, wo nicht die Schleier, sondern die Gesetze die Menschen schützen sollen.“
Das Gegenteil von dem, was Frauen weltweit in vielen Jahrzehnten erkämpft und erreichten hätten, würde in der Ausstellung gezeigt werden. Das in „patriarchalischen islamischen Ländern existierende und angestrebte Frauenbild würde nach Deutschland getragen und unkritisch und sogar positiv wertend wiedergegeben“ werden.
Es handelt sich um islamistisch geprägte Länder und Regionen, in denen Frauen von Männern bevormundet und unterdrückt werden. Mittels der Vollverschleierung wird die Existenz der Frau als Individuum im öffentlichen Raum negiert.“
Die Frauen weisen in ihrem Protestbrief darauf hin, dass die Frauen in den islamischen Ländern gegen den Zwang zur Vollverschleierung und für ihre Selbstbestimmung kämpfen würden. Frauen, die beispielsweise in Afghanistan, Syrien, Saudi-Arabien, dem Iran oder in der Türkei eine Vollverschleierung ablehnen, würden verhaftet oder Gewalt ausgesetzt. Es könne nicht die Aufgabe der Stadt sein, derartige Projekte zu fördern, dafür seien die Moscheen oder islamische Verbände zuständig. Und die entsprechende Kleidung könne man schließlich genauso gut in „islamischen Läden“ anprobieren
Erst im April wurde die 32-jährige Vida Mohaved aus dem Iran zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt, nachdem sie in aller Öffentlichkeit gegen den Kopftuchzwang protestiet hatte.
Vida Movahed, heroic #Iranian woman who dared to challenge the regime’s gender apartheid, has been sentenced to 1 year of prison for defending her freedom. But the regime will get no respite; there are millions of #Iranian women like her. pic.twitter.com/jXhm1BtG6u
— Alireza Nader (@AlirezaNader) April 14, 2019
(sua)
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