Kinos gehen in Coronakrise neue Wege – Aktuelle Kinofilme weiter zugänglich
Die Corona-Krise trifft auch die Kinobranche hart. In vielen Ländern müssen die Filmtheater bereits geschlossen bleiben, oft für mehrere Wochen oder sogar Monate. Das bedroht weltweit die Existenz vieler Kinos.
Nach dem ersten Schock gibt es nun aber auch erste Initiativen, wie neue Filme trotz abgesagter Kinostarts noch ihr Publikum finden können.
Einen Kinofilm online gucken und so gleichzeitig die Independent-Kinos in Deutschland unterstützen – das machen gerade einige Anbieter möglich. Normalerweise werden Streamingangebote zwar als Konkurrenz zu den Kinos angesehen, doch nun soll genau so einigen Filmtheatern zumindest ein bisschen geholfen werden.
„Grandfilm On Demand“
Eine Variante ist „Grandfilm On Demand“, wo aktuelle Werke wie „Félicité“ oder das 14-stündige „La Flor“ aus Argentinien gegen eine Gebühr über die Plattform abrufbar sind.
Die Hälfte dieser Einnahmen soll an die Kinos gehen, die die Filme normalerweise zeigen würden. Der Verleiher Grandfilm organisierte diese Aktion und freut sich eigenen Angaben zufolge bereits über eine positive Resonanz.
Auch der Eksystent Filmverleih zog den für April geplanten Kinostart für „Isadoras Kinder“ vor und bietet ihn nun über die Plattform Kino on Demand an.
„In Zeiten wie diesen heißt es noch viel mehr, dass uns nur Zusammenhalt durch diese Krise bringen kann“, hieß es in einer Mitteilung, laut der ein Teil der Einnahmen ebenfalls an teilnehmende Kinos verteilt wird.
Das Drama „Isadoras Kinder“, inspiriert vom Schicksal der US-amerikanischen Tänzerin und Choreografin Isadora Duncan, wurde beim Filmfest Locarno für die beste Regie ausgezeichnet.
In den USA kann man mit Kinotickets von Zuhause aus streamen
In den USA gibt es ein vergleichbares Angebot: Auch dort trifft kleinere Programmkinos die Schließung der Filmtheater besonders hart. Die „Theatrical at Home“-Vermarktungsidee soll Abhilfe schaffen: Zuschauer kaufen auf der Kinowebseite ihrer Wahl ein Ticket für 6,50 Dollar, im Gegenzug erhalten sie einen Link, um den Film Zuhause auf dem Computer oder auf anderen Geräten zu sehen.
Die Hälfte des Eintrittsgeldes fließt in die Kasse des Programmkinos. Den Auftakt machte die Independent-Komödie „Phoenix, Oregon“, die am Freitag (20.3.) in kleineren US-Kinos anlaufen sollte.
Podcasts
Kurz vor den Kinoschließungen war am 5. März der Dokumentarfilm „Der Krieg in mir“ über die psychologischen und emotionalen Folgen des Zweiten Weltkriegs in Deutschland angelaufen.
Dazu waren auch zahlreiche Diskussionsveranstaltungen geplant, die nun ebenfalls abgesagt wurden – schon bald aber in anderer Form stattfinden sollen. Man wolle die Diskussion auf anderen Kanälen fortsetzen, bis die Kinos wieder öffnen, erklärte Regisseur Sebastian Heinzel. „Wir planen Podcasts zu den Themen des Films – Traumata und Umgang mit Krisenzeiten – die sich auch auf die aktuelle gesellschaftliche Lage beziehen.“
Studios ziehen Notbremse
Eigentlich hätte das Spektakel „Trolls World Tour“ im April ordentlich Besucher in die Kinos holen sollen. Nun aber ist der Animationsfilm das erste Versuchskaninchen: Zum geplanten US-Kinostart am 10. April will das Studio Universal Pictures ihn gleichzeitig per Streaming verfügbar machen.
Vor der Corona-Krise wäre es undenkbar gewesen, dass ein traditionelles Hollywood-Studio beim Kinodebüt sofort auch einen Heimverleih offeriert. Mit dieser Notbremse will das Studio wenigstens einen Teil der Kosten wettmachen, solange Kinos weltweit geschlossen sind.
Mit 20 Dollar für eine Leihdauer von 48 Stunden ist der Preis für das virtuelle Kinoticket allerdings recht hoch. Auch andere aktuelle Filme, die von der Virus-Pandemie gebremst wurden, sollen nun schnell vom Kino- auf den Streamingmarkt wechseln, darunter „Onward: Keine halben Sachen“, „Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“ und „Bloodshot“. Noch ist unklar, ob Universal auch in Deutschland eine ähnliche Strategie fahren wird.
Nostalgischer Boom im Autokino
Die 50er Jahre waren die Blütezeit der Autokinos, doch mit der Corona-Krise erleben die rund 300 Drive-in-Theatres in den USA wieder einen Boom. Nach einer Umfrage der „Los Angeles Times“ bei Kinobetreibern in mehreren US-Staaten sind die Ticketverkäufe seit Schließung der großen Kinoketten gestiegen.
In Kalifornien haben wegen einer vom Staat verhängten Ausgangssperre allerdings mehrere Autokinos den Betrieb eingestellt. „Drive-Ins in Regionen, die noch nicht stark von dem Virusausbruch betroffen sind, machen ein gutes Geschäft“, sagte John Vincent vom Verband der Autokinobesitzer der „Los Angeles Times“.
In Deutschland ist dies derzeit allerdings ein eher kleiner Markt: Die meisten Autokinos befinden sich noch in der Winterpause oder sind von den Ausgangssperren betroffen. Lediglich in Autokinos in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen kann man Filme auf der großen Leinwand sehen.
Immerhin gibt es den Angaben zufolge dort keinen Kundenkontakt, Tickets seien ausschließlich online erhältlich, am Autokino würden sie dann durch die Scheibe abgescannt. Die Snackbar bleibe geschlossen – und gemäß den neuen Regelungen sind pro Auto nur noch maximal zwei Personen und eigene Kinder erlaubt. (dpa)
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