Herrscher mit Tugend
Alljährlich am 28. September begeht man noch in Taiwan an vielen Orten den Geburtstag des Konfuzius. Konfuzius, sein chinesischer Name ist Kung Fu Tse (551 v.Chr. – 479 v.Chr.), wurde angeblich im Königreich Lu, der heutigen chinesischen Provinz Shandong, geboren. Er wurde nach seinem Tod bis zum Beginn der kommunistischen Ära in China als Gründer und Heiliger des Konfuzianismus verehrt. Zu seinen Zeitgenossen zählen auch Sokrates und Shakyamuni, der Gründer des Buddhismus in Indien.
Konfuzius lebte im Chun-Qiu-Zeitalter (770 – 476 v. Chr.), in dem sich mehrere kleine Staaten im chinesischen Kaiserreich bekämpften. In dieser Zeit sind viele Sitten und Gebräuche und auch die moralischen Werte zugrunde gegangen. Konfuzius stammte aus einer armen Adelsfamilie. Als er drei Jahre alt war, starb sein Vater. Schon früh besorgte er sich bei Reichen und Gebildeten alte Schriften und erlangte durch Fleiß, Bescheidenheit und Intelligenz großes Wissen. So wurde er trotz seines armen familiären Herkommens Beamter des Kaisers.
Als Konfuzius später sein Amt als Beamter des Kaisers niederlegte, hatte er eine Lehre entwickelt und mehrere Schüler um sich versammelt. In der Hoffnung, durch diese Lehre die richtige Ordnung in der Welt wieder herzustellen, begab er sich mit seinen Schülern auf Wanderschaft, um seine Lehre in allen Ländern des Reiches zu verbreiten. Dutzende von Jahren vergingen, keiner der Herrscher zeigte sich von seiner Lehre berührt. Konfuzius hatte so geringe Mittel zur Verfügung, dass er und seine Schüler auf dem Weg von einem Staat in den anderen zuweilen fast verhungerten. In der Spätphase seines Lebens gab er diese Art der Verbreitung seiner Lehre auf und konzentrierte sich auf das Studium alter Bücher. Von vielen alten Büchern ist nur die von Konfuzius festgelegte Version erhalten. Er nahm nach und nach mehr Schüler auf, um eine breite Basis für die zukünftige Verbreitung seiner Lehre zu schaffen.
Der Ruhm kam für ihn erst nach seinem Tod. Seine Schüler gingen auseinander und brachten seine Lehre in viele Teile des Landes. Die Gespräche mit seinen Schülern wurden von ihnen selbst und von seinen Enkelschülern aus der Erinnerung in dem Buch Lunyu niedergeschrieben. Die von Konfuzius betonten moralischen Werte „Güte, Rechtschaffenheit, Höflichkeit, Weisheit und Vertrauen“ gewannen in späteren Generationen in allen Bereichen der Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. In den etwa 2.500 Jahren nach seinem Tod wurden seine Werke Standardlektüre für die intellektuelle Oberschicht. Durch viele Jahrhunderte hindurch wurden in den Dynastien die Bewerber um Beamtenposten daran gemessen, wie gut sie konfuzianische Werke verstanden und Artikel darüber geschrieben hatten. Auch die Kaiser vieler Dynastien richteten sich nach seiner Lehre, so ist auch die kleine Geschichte über Kaiser Tai Zong aus der Tang-Dynastie ein typisches Beispiel für den von Konfuzius beeinflussten Regierungsstil.
Über die Kunst des Regierens ist Vieles im Lunyu aufgezeichnet, ein Beispiel aus dem Kapitel Yan Yuan: „ Der Herzog Ji Kang fragte Konfuzius nach den Grundsätzen guten Regierens: ‚Wie wäre es, wenn ich die Bösen einfach töte, um dem Guten zu seinem Recht zu verhelfen?’ Konfuzius antwortete: ‚Ihr seid doch hier zum Regieren, nicht zum Morden! Wenn Ihr das Gute wirklich wollt, so wird Euer Volk sich dem Guten zuwenden: Die Tugend des edlen Herrschers ist wie der Wind, die Tugend der kleinen Leute ist wie das Gras – wenn der Wind über das Gras hinwegfegt, wird es sich ihm beugen.’“ (Übersetzt von Erling Weinreich, 2003)
Die Tugend eines Herrschers hat Konfuzius in zwei Kategorien eingeteilt, zum einen die Vervollkommnung der Herrscher, worüber es in Lunyu eine Reihe Aufzeichnungen gibt, zum Beispiel wie er seine eigenen Fehler sehen und korrigieren und gut mit seinen Mitmenschen umgehen sol. Der andere Teil befasst sich mit der Beziehung zwischen dem Herrscher und seinem Volk. Konfuzius hielt das Vertrauen des Volkes in die Regierenden für das Wichtigste, es schien ihm wichtiger als die Armee und die Versorgung des Volkes mit Lebensmitteln.
Um das Vertrauen des Volkes zu gewinnen, stand das Prinzip seiner Vorfahren, „das Wichtigste ist die Liebe zu den Menschen“, an erster Stelle. Nach seiner Lehre sichert erst die Tugend des Herrschers die Ordnung der Gesellschaft eines Landes.
Auf die Frage, wie zu handeln ist, wenn die Moral die Menschen nicht mehr auf einem guten Weg halten kann, ging er in seinen Gesprächen ein. Im Kapitel Yao des Lunyu heißt es: „Menschen töten, ohne sie vorher zu erziehen, bedeutet grausam zu sein“. Aus dem Chun-Qiu-Zeitalter (der sogenannten Frühling- und Herbstperiode), einer chaotischen Welt mit tiefgehenden gesellschaftlichen Konflikten, erkannte er, dass die Förderung der moralischen Werte bei weitem nicht ausreicht, um eine ideale Gesellschaft zu gewährleisten. Die Strafe habe als Nebenmethode zu dienen. Diese Ansicht von Konfuzius findet sich auch in unseren westlichen Rechtssystemen.
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