Großer Andrang bei Gurlitt-Schau in Bern
Das Kunstmuseum Bern ist vom Ansturm der Besucher bei seiner Gurlitt-Ausstellung überwältigt. Seit der Eröffnung Anfang November bis zum Jahresende seien gut 78 000 Besucher gekommen, sagte die Direktorin des Museums, Nina Zimmer, der Deutschen Presse-Agentur.
Das sind mehr als 1500 pro Tag, selbst an Werktagen gebe es Schlangen vor den Kassen. Die Besucher verweilten auch länger als gedacht, einige mehrere Stunden, sagte Zimmer.
Das Kunstmuseum hat den gesamten Bestand geerbt von Cornelius Gurlitt, dem Sohn eines der Kunsthändler Hitlers. Die Werke waren erst 2012 in dessen Wohnungen entdeckt worden. Das Kunstmuseum zeigt gleichzeitig mit der Bundeskunsthalle in Bonn die Schau „Bestandsaufnahme Gurlitt.“ In Bern geht es um „Entartete Kunst – beschlagnahmt und verkauft“, in Bonn um NS-Raubkunst.
Zimmer räumte ein, dass es sich bei Gurlitts Nachlass eher um einen Lagerbestand als eine bedeutende Sammlung handelt. „Ist es die bedeutendste Entdeckung von Kunstwerken? Nein“, sagte sie. „Es sind aber sehr schöne Werke dabei.“ Besucher seien von der Qualität der Kunst dennoch berührt: „Weil die Werke nie zu sehen waren, wirken sie taufrisch, und doch ist es etwa ein Macke oder ein Dix“, sagte Zimmer. In der Berner Schau sind 160 Arbeiten überwiegend auf Papier zu sehen, unter anderem auch Kandinsky, Nolde, Barlach und Kirchner.
Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit dem politischen Kontext, der Diffamierung der Moderne durch die Nationalsozialisten als „entartet“, und Gurlitts Rolle. „Uns war es wichtig, Täter nicht zu Helden werden zu lassen“, sagte Zimmer. „Hildebrand Gurlitt war erst ein mutiger Vorkämpfer der Moderne, dann sowohl Retter als auch Verwerter der von den Nationalsozialisten verfemten Kunst, aber als Kunsthändler Hitlers eindeutig Täter“, sagte Zimmer. „Er hat ein enormes Gehalt bekommen, um Kunst für Personen des Dritten Reiches zu besorgen – da gibt es nichts schön zu reden.“
Die Bonner Ausstellung „Der NS-Kunstraub“ ist vom 13. April an in Bern zu sehen. Dabei will Zimmer unter anderem auch den wenig bekannten Aspekt von Bern als Sammelpunkt für Kunstwerke aus privaten Sammlungen beleuchten, die unter Raubkunstverdacht standen. Dabei spielte der britische Kunstschutzoffizier Douglas Cooper eine Schlüsselrolle.
Wie das Museum den Gurlitt-Nachlass künftig präsentiert, ist noch offen. Mehr als 90 Prozent sind Papierarbeiten, die immer wieder Ruhephasen brauchen. „Die Idee einer Gurlitt-Dauerausstellung liegt mir fern, das ist mir zu statisch“, sagte Zimmer. Sie hoffe auf einen permanenten dynamischen Umgang mit Gurlitt und den Kunstwerken. (dpa)
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