„Gott ist nicht katholisch!“ sagt Papst Franziskus – der mutige Kämpfer im Vatikan
Papst Franziskus: „Die Führer der Kirche waren oft narzisstisch, von Schmeichlern umgeben und von ihren Höflingen zum Üblen angestachelt. Der Hof ist die Lepra des Papsttums…
Wie mutig der Weg dieses Papstes ist, kann man schon ermessen, wenn man nicht nur Andreas Englisch mit seinem Buch "Der Kämpfer im Vatikan" zu Rate zieht, sondern wenn man wie hier auch Auszüge aus einem Gespräch mit dem bekennenden Nicht-Glaubenden Eugenio Scalfari liest, dem Gründer der italienischen Tageszeitung La Repubblica.
An der Kurie gibt es manchmal Höflinge, aber insgesamt ist die Kurie etwas Anderes. Sie ist eine Art Intendanz, sie verwaltet die Dienste, die der Heilige Stuhl braucht. Aber sie hat einen Nachteil: Sie ist Vatikan-zentriert. Sie sieht und pflegt die Interessen des Vatikans, die immer noch zu großen Teilen weltliche Interessen sind. Diese Vatikan-zentrierte Sicht vernachlässigt die Welt, die uns umgibt. Ich teile diese Sicht nicht, und ich werde alles tun, um sie zu ändern.
Und ich glaube an Gott. Nicht an einen katholischen Gott, den gibt es nicht. Gott existiert. Und ich glaube an Jesus Christus, seine Inkarnation… Das ist mein Sein.“
(Papst Franziskus am 24. September 2013 in einem Interview mit Eugenio Scalfari, geb. 1924, Gründer der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“)
In der 2000-jährigen Kirchengeschichte ist zum ersten Mal ein Papst als Petrus-Nachfolger im Amt, der nicht aus Italien oder anderen europäischen Ländern stammt. Der Jesuit Jorge Bergoglio aus Argentinien ist seit März 2013 Nachfolger des aus Resignation zurückgetretenen deutschen Joseph Ratzinger, von 2005 – 2013 Papst Benedikt XVI..
Als Papst Franziskus hat er die römisch-katholische Kirche innerhalb kürzester Zeit gegen gewaltige Widerstände in den eigenen Reihen auf den Kurs urchristlicher Barmherzigkeit geführt. Das theologisch-intellektuelle metaphysische Lehrgebäude steht zur Disposition – die unterschiedslose Liebe zu allen Menschen auf der Erde macht Papst Franziskus zum großen Hoffnungsträger unserer Zeit, wo wir gerade Zeuge eines evolutionären Epochewandels sind.
Andreas Englisch, 52 J., ist der bekannteste deutsche Vatikan-Korrespondent. Nach dem Abschluss des Studiums der Journalistik, Germanistik und Sprachwissenschaften an der Universität Hamburg arbeitete er als Redakteur für den Axel-Springer-Konzern. Im Jahr 1987 wechselte er in das Büro des Konzerns nach Rom, dessen Leiter er bis 1992 wurde. Er hat zahlreiche, sehr spannende Bücher geschrieben. Bis heute lebt er mit Frau und Sohn in der Tiberstadt. Andreas Englisch gehört zweifellos zu den Top-Vatikan-Insidern. Zuletzt hat er Papst Franziskus auf der USA-Reise im September 2015 begleitet.
Das 385-seitige Buch "Der Kämpfer im Vatikan" liest sich wie ein Kriminalroman, die Faktenfülle ist sensationell. „Papst Franziskus geht es nicht in erster Linie um die katholische Kirche, deren oberster Chef er ist; es geht ihm – und das ist die radikale Botschaft – immer um die Menschen…“
Papst Franziskus sprengt alle Konventionen
Die gewohnten Rituale in der Machtzentrale der römisch-katholischen Kirche sind Geschichte. Als der neu gewählte Papst Franziskus auf der Loggia des Petersdoms erschien, begann er seine Begrüßung mit: „Buena sera“! (Guten Abend!“) anstatt des sonst üblichen: „Gelobt sei Christus!“
In den Apostolischen Palast ist er nicht eingezogen. Er vermeidet jeglichen Prunk und betrachtet sich als Bruder Christi unter Gleichen.
„Das eherne Prinzip der Präsenz in seinem Palast ist selbstverständlich auch ihm bekannt, nur denkt keiner daran, sich an die alte Regel zu halten. Er ließ der Kurie mitteilen, dass er seine Mitarbeiter kennenlernen wolle – und zwar alle, nicht nur die Kardinäle, sondern auch die kleinen Fische, die bisher nie von Päpsten empfangen worden waren.
Der Chef der Kongregation und die päpstlichen Räte waren entsetzt. Sie wussten, dass es bei einem Besuch dazu kommen könnte, dass unzufriedene Mitarbeiter dem Papst unangenehme Details verrieten.
Aber dass es noch schlimmer kommen könnte, ahnten die Bosse nicht. Statt im Apostolischen Palast auszuharren und die Mitarbeiter zu sich kommen zu lassen, brach er die Regel und ließ sich einen einzigen Gendarmen kommen, der einen klaren Auftrag erhielt: ‚Fahr mich in die Büros meiner Mitarbeiter!’“
Papst Franziskus hat aufgrund seiner deutlich erkennbaren Barmherzigkeit diverse Feinde in seinen engsten Reihen, allen voran die deutschen Kardinäle und Ratzinger-Gefolgsleute Gerhard Ludwig Müller und Walter Brandmüller. Manche fürchten, der Jesuit aus Argentinien ruiniere die Kirche und hätte keinen Respekt vor der Würde des Papstamtes.
Ein Erzkonservativer sagt: „Wenn dieser Papst zum ersten Mal einer Frau, die geschieden war und wieder geheiratet hat, die Kommunion gibt, dann werden einige Kardinäle diese Kirche des Papstes Franziskus verlassen und eine echte katholische Kirche weiterführen und einen neuen Papst wählen, denn in diesem Augenblick wird er das göttliche Sakrament der Ehe entehrt haben…“
Viele Menschen auf der ganzen Welt haben einen Papst wie diesen herbeigesehnt. Er ist kein Rebell, sondern ein authentischer Verkünder der Botschaft Christi, des Menschen Jesus aus Nazareth, der kein intellektueller Theologe und auch nicht Priester war, der sich in vermeintlicher „göttlicher Vollmacht“ als etwas Höheres vorkam. Mit dieser speziell von Männern dominierten Hierarchie von römisch-prunkvoller Glaubensdekadenz räumt Papst Franziskus radikal auf.
Andreas Englisch hat in seinem faszinierenden und in dieser Art einzigartigen Buch die hochexplosive Lage im vatikanischen Machtzentrum geschildert. Schon vor dem offiziellen Erscheinungstermin am 19. Oktober 2015 für mich ein Bestseller.
Andreas Englisch
Der Kämpfer im Vatikan
Papst Franziskus und sein mutiger Weg
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: C. Bertelsmann
ISBN-10: 3570102793
19,99 Euro
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