Frankreich trauert um den Draufgänger mit dem frechem Grinsen

Titelbild
Der französische Schauspieler Jean-Paul Belmondo steigt aus einem Auto, als er am 4. Juni 2020 in der Kirche Saint-Germain-des-Pres in Paris ankommt.Foto: THOMAS SAMSON/AFP via Getty Images
Epoch Times6. September 2021

Mit dem Aussehen eines Boxers und seinem rauen Charme war Jean-Paul Belmondo kein klassischer Filmstar, vor der Kamera verkörperte er oft kaltblütige Gangster und kleine Ganoven. Dennoch war Belmondo für viele das Gesicht des französischen Kinos, das mit seinem breiten, frechen Grinsen in mehr als 80 Filmen die Zuschauer für sich gewann. Nun ist der Schauspieler, der mit Nouvelle-Vague-Filmen ebenso Erfolge feierte wie mit Actionstreifen, im Alter von 88 Jahren gestorben.

Bébel, wie die Franzosen Belmondo liebevoll nannten, unterhielt sein Publikum egal ob als als Spezialagent, Verbrecher, Liebhaber oder Priester. Der französische Filmemacher François Truffaut lobte ihn als „den vollständigsten europäischen Schauspieler“, das „Time“-Magazin erklärte ihn 1964 zum Gesicht des modernen Frankreichs.

Das Künstlerdasein lag für Belmondo bereits bei seiner Geburt am 9. April 1933 im Pariser Nobelvorort Neuilly-sur-Seine nicht fern. Sein Vater war der bekannte sizilianischstämmige Bildhauer Paul Belmondo, seine Mutter war Malerin.

In der Schule glänzte Jean-Paul nicht gerade. Zuerst wollte er Boxer werden und schlug sich auch gar nicht schlecht. Schließlich entschied er sich aber für die Schauspielerei.

Mit 20 tingelte er durch kleine Theater. Der Sprung auf die Pariser Schauspielschule gelang Belmondo erst im dritten Anlauf, anschließend hielt er sich mehrere Jahre lang mit kleinen Rollen über Wasser.

Den Durchbruch brachte 1959 der Nouvelle-Vague-Film „Außer Atem“ von Jean-Luc Godard, in dem Belmondo einen jungen Gauner an der Seite von Jean Seberg spielt. Von da an arbeitete der Franzose wie ein Besessener, innerhalb von 20 Jahren drehte er an die 70 Filme.

Französischen Star-Regisseure wie Alain Resnais, Louis Malle oder Truffaut holten ihn vor die Kamera. 1970 spielte Belmondo neben seinem ewigen Rivalen Alain Delon in dem Gangsterfilm und Kassenschlager „Borsalino“.

1966 und 1967 schaffte Belmondo es auch für zwei Filme nach Holywood, darunter die James-Bond-Parodie „Casino Royale“. Zu internationalem Ruhm verhalfen ihm vor allem spektakuläre Action-Filme mit wilden Verfolgungsjagden und eigenen Stunts, wie „Der Greifer“, „Der Profi“ und „Ein irrer Typ“. Dass manche Kritiker darüber die Nase rümpften, ließ Frankreichs Kino-Legende kalt. „Ich schäme mich nicht dafür zu unterhalten“, sagte er einmal.

Doch in den 80er Jahren ließ die Begeisterung für Belmondo nach, und der Filmstar wandte sich wieder dem Theater zu. 1988 machte er mit seiner Darstellung in Claude Lelouchs Drama „Der Löwe“ wieder von sich reden.

Seinen letzten Film – das Drama „Ein Mann und sein Hund“ über einen einsamen und mittellosen Mann – drehte Belmondo 2008 nach einer mehrjährigen Zwangspause, die er wegen seines Schlaganfalls und daraus folgenden Sprachproblemen einlegen musste.

In Erinnerung bleibt Belmondo aber eher als stets braungebrannter, sportlicher Filmheld, der als typischer Franzose die Frauen und das Leben liebt. Und das nicht nur im Film. Als junger Mann verliebte er sich in die Tänzerin Elodie Constant, das Paar bekam drei Kinder. 2002 heiratete Belmondo dann seine langjährige Freundin Nathalie, genannt Natty. Mit 70 wurde er zum vierten Mal Vater.

2008 lernte Belmondo die 42 Jahre jüngere Belgierin Barbara Gandolfi kennen und ließ sich scheiden. Die Liaison mit dem ehemaligen Playboy-Model bescherte Belmondo vor allem Negativ-Schlagzeilen: Die belgische Justiz ermittelte gegen das Gandolfi wegen dubioser Geldtransfers, 2012 wurde sie verurteilt, Belmondo um 200.000 Euro betrogen zu haben. Das Paar trennte sich.

Zuletzt rückten wieder Belmondos schauspielerische Leistungen in den Vordergrund. Nach der Goldenen Palme in Cannes bekam er 2016 auch den Goldenen Löwen in Venedig für sein Lebenswerk. „Ich denke nie über meine Vergangenheit nach“, beschrieb Belmondo damals seine Lebenseinstellung. „Vorwärts, vorwärts, vorwärts.“ (afp)



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