Filmkritik: ‚The Dark Knight‘

Neu im Kino
Titelbild
Christian Bale alias Bruce Wayne/Batman in "The Dark Knight". (AP Photo/Warner Bros. Pictures, Stephen Vaughan)
Von 21. August 2008

Vergessen Sie Ihre Erwartungen darüber, wie gut oder schlecht dieser Film sein wird. Oder wie brillant die Darstellung der Heath Leder-Rolle sein wird – nichts kann dem gerecht werden, was Sie tatsächlich erwartet. Sie ahnen noch nicht, was für ein Kinovergnügen Sie erleben werden. Ja, The Dark Knight ist in der Tat so gut. Der Film übertrifft sämtliche Erwartungen.

Der Film schließt direkt bei Batman Begins an und führt in The Dark Knight die Geschichte des Gotham City rettenden Bruce Wayne (Christian Bale) sechs Monate später weiter. Jetzt ist Batman der vollausgereifte Selbstjustizler, der die Nacht beherrscht und die Bösewichte ans Tageslicht zwingt. Seine tapferen Mitstreiter sind der unbestechliche Lt. Gordon Brown (wieder Gary Oldman) und der neue Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart, Thank You For Smoking). Dieses Triumvirat erweist sich natürlich als äußerst erfolgreich im Kampf gegen das Böse. Das Erscheinen und die Dominanz dieses Verbrecherbekämpfertrios hat jedoch eine neue, gewichtigere Generation an Schurken hervorgebracht. Sehr bald sieht sich das Trio einem Gegner gegenüber, der tödlicher und unberechenbarer ist, als sie es jemals geahnt hätten: dem Joker (dem tatsächlich glänzenden Heath Ledger).

The Dark Knight ist bei weitem die beste Comic-Verfilmung aller Zeiten. Es ist weniger eine standardisierte Superhelden-Geschichte als vielmehr eine mitreißende Kriminalgeschichte im Stil des großartigen Filmes Heat von Michael Mann. Es ist erstaunlich, wie der Regisseur Christopher Nolan in den viel zu kurzen 150 Minuten Epos soviel durchdachte Handlung inmitten der atemberaubenden Action- und Chaosszenen packen konnte. Er hatte dabei auch großartige Hilfestellung. Sein talentierter Bruder Jonathan war Co- Drehbuchschreiber. Spannend, actiongeladen, melodramatisch (auf eine gute Art), lustig (eine starke Ader sarkastischen Humors durchzieht die ganze Geschichte), unheimlich, poetisch und vor allem düster, düster und düster. Das ist ein Niveau von Drehbuchqualität, die man so schnell nicht in den Sommerblockbustern findet. Oder anders gesagt, die man so schnell überhaupt nicht findet.

Ebenfalls erstaunlich ist, wie ein Film mit einer solchen Inhalts- und Charakterdichte es schafft, keinen der Protagonisten zu kurz kommen zu lassen, sogar jedem einzelnen einen eigenen glänzenden Höhepunkt zukommen lässt. Bale stellt sich als der beste Batman aller Zeiten dar, Michael Caine genießt sich als hochintelligenter und treuer Butler, Morgan Freeman zeigt Mut für humorvolle Sticheleien und Angriffe trotz seiner Moralinstanzrolle, Gary Oldman spielt diesmal noch deutlicher den autoritären Gordon Brown mit einem Sinn für Pathos, während Aaron Eckhart es sichtlich genießt, den Abstieg des Dent vom scheinenden Glanzlicht zum unheimlichen Psychopaten zu porträtieren.

Natürlich, noch besser und eindringlicher ist die Ledger-Darbietung des überzeugendsten Bösewichtes in der Comicwelt und tatsächlich auch des Filmschurken überhaupt. Der Joker glüht buchstäblich auf der Bildfläche, immer wenn er auftaucht, trotzdem wirk er stets matt; er hat keinen Sinn für richtig oder falsch, er macht einfach alles, damit das Chaos kommt. Anarchisch, psychotisch und voller Gesichtsticks und mit einer sehr nuancierten Gestik stellt er einen unheimlichen Clown dar, der sich nicht als Kindermerchandise eignen wird, aber dafür als Wunder in der Schauspielwelt gilt. Eine passende Grabbeschreibung für ein Talent, das lange vor seiner Zeit gehen musste.

Natürlich lässt The Dark Knight die Dinge für einen dritten Teil offen (aber nicht auf eine billige und vorhersehbare Weise, keine Angst). Bedauerlicherweise kann aber nicht jeder wieder kommen. Aber wenn die Mehrheit der Leute (bitte Chris, bitte Jonathan, bitte Christian, bitte alle anderen) mit der Batman Geschichte weitermachen wollen, können wir beruhigt sein: Gotham City ist in guten Händen.



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