„Mary“: Ein Feiertagsfilm über Glaube und Familie, der nicht auf Nummer sicher geht

„Mary“: Bibeldrama mit Fokus auf Maria und authentischer Besetzung, das mutige Erzählweisen und tiefgründige Darstellungen bietet. Anthony Hopkins glänzt als Herodes, während Netflix mit diesem Film ein neues Genre erschließt.
Titelbild
In „Mary“ steht die Jungfrau Maria, gespielt von Noa Cohen, im Mittelpunkt der Erzählung. Symbolbild. EvgeniyShkolenko/iStock
Von 25. Dezember 2024

Von den hunderten Dokumentar- und Spielfilmen über Jesus befassen sich nur zwei Dutzend mit seiner Mutter, der Jungfrau Maria. Selbst dann wird sie häufig an den Rand gedrängt. Nur in zwei Filmen – dem US-amerikanischen Fernsehfilm „Mary, Mother of Jesus“ (1999) und dem Kinofilm „The Nativity Story“ (2006) – war Maria die Hauptfigur. Letzterer ist sehr gut, aber ersterer lässt viel zu wünschen übrig.

Der am 6. Dezember auf Netflix debütierende Regisseur D.J. Caruso hat ein uraltes Genre (biblische Epen) mit dramatischem Biss versehen. Mit gewagter Erzählkunst geht er mit „Mary“ viele Risiken ein. Er geht weit über die gediegenen und ultrasicheren Grenzen hinaus, die normalerweise mit dieser Art von interessenspezifischen, auf Glauben basierenden Filmen verbunden sind.

Caruso ist kein brillanter Filmemacher, aber er ist klug und macht seine Sache in seinem speziellen Metier gut. Zu seinem Lebenslauf gehören einige sehr gute, aber nicht großartige Thriller („The Salton Sea“, „Taking Lives“, „Disturbia“, „Shut In“).

Unterm Strich hält sich „Mary“ an die Blaupause einiger der großen Thriller der vergangenen Jahre.

Jesus der Neugeborene

Der größte Unterschied zwischen „Mary“ und allen anderen Filmen zu diesem Thema ist, dass Jesus nur für eine sehr kurze Zeitspanne als Neugeborener erscheint. Caruso und der Drehbuchautor Timothy Michael Hayes machen von Anfang an deutlich, dass es ihnen in „Mary“ um sie geht.

Obwohl der Film Ereignisse und Beteiligte enthält, die direkt aus der Bibel und anderen Quellen stammen, enthält er auch Informationen, die für manche Zuschauer neu sein könnten.

Oder kennen Sie die Namen von Marias Eltern? Ich kannte sie nicht. Sie hießen Anna (Hilla Vidor) und Joachim (Ori Pfeffer). Sowohl Vidor als auch Pfeffer sind israelische Schauspieler. Anna und Joachims Tochter Maria wird von Noa Cohen gespielt und Marias Ehemann Joseph wird von Ido Tako dargestellt, ebenfalls israelische Schauspieler. Auch andere Hauptdarsteller in Sprechrollen stammen aus dem Nahen Osten (Marokko und Ägypten).

Es ist sehr sinnvoll, Darsteller für einen Film aus der Gegend zu engagieren, in der der Film spielt. Dies verleiht dem Endprodukt viel Authentizität. Das erforderte Maß, der Illusion eines Spielfilms zu glauben, muss hier nicht hoch sein, denn die Geschichte vermittelt insgesamt viel Glaubwürdigkeit.

Bemerkenswerte Ausnahmen

Es gibt jedoch vier Charaktere, die nicht von Schauspielern aus dem Nahen Osten dargestellt werden. Das sind zwar Ausreißer, aber keine großen. Denn sie sind glaubwürdig, wenn auch nicht ganz authentisch. Darunter der in Wales geborene Anthony Hopkins (als König Herodes) und die österreichische Schauspielerin Stephanie Nur (als Salome).

Jeder Film, in dem Gut gegen Böse antritt (und das ist, wenn man darüber nachdenkt, bei den meisten Filmen der Fall), ist nur dann lohnenswert, wenn der Bösewicht überzeugend ist. Hopkins ist dieser Aufgabe mehr als gewachsen. Zum Vergleich: In „Mary“ gibt es auch eine Fantasiegestalt des Satans (gespielt vom australischen Schauspieler Eamon Farren). Die Figur ist sicherlich imposant, aber sie kann Hopkins nicht das Wasser reichen.

Zu Gunsten Farrens muss man sagen, dass er sich wie Hopkins nicht zu sehr in eine offensichtliche Antagonistenrolle hineinsteigert. Beide Schauspieler erkennen, wie die meisten Zuschauer, dass die Darstellung des Bösen am wirkungsvollsten ist, wenn sie untertrieben und mit Bedacht gespielt wird. Übertriebenes und auffälliges Gehabe vermittelt nicht annähernd das gleiche Maß an Bedrohung und Gefahr.

Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich mich selbst mit 5 bewerten, wenn es um meine Bibelkenntnisse geht. Ich habe etwa die Hälfte von dem erkannt, was in „Mary“ dargestellt wird. Als ich nach dem Anschauen des Films meine Notizen mit anderen Quellen verglich, kam ich zu dem Schluss, dass sich die Filmemacher, wenn überhaupt, nur sehr wenige künstlerische Freiheiten in Bezug auf den Inhalt genommen haben.

Ausnahmen bilden die Szenen zwischen Satan und Maria sowie einige Begegnungen mit dem Engel Gabriel (Dudley O’Shaughnessy) und anderen Figuren.

Solider Mittelweg

Aus künstlerischer und erzählerischer Sicht positioniert sich „Mary“ auf einem angenehmen Mittelweg zwischen all den Produktionen, die in der Vergangenheit lieber auf der sicheren Seite bleiben wollten und wiederum zwei anderen Filmen. Denn „Die letzte Versuchung Christi“ und „Die Passion Christi“ schießen mit ihrer drastischen Darstellung von Gewalt und Nacktheit eher übers Ziel hinaus. Keiner der beiden Filme ist wirklich für ein Mainstream-Publikum oder für die ganze Familie geeignet.

Obwohl „Mary“ von Aloe Entertainment produziert wurde, wird es ausschließlich auf Netflix gestreamt, einem Dienst, der nicht mit religiösen Filmen in Verbindung gebracht wird. Ich glaube, dass die Verantwortlichen bei Netflix bemerkt haben, wie gut die von Angel Studios produzierten Filme in den letzten Jahren gelaufen sind. Auf diesen Zug möchten sie gerne aufspringen.

„Mary“ ist sozusagen der „Testballon“ von Netflix. Wenn er bei den Abonnenten gut ankommt, wird das Unternehmen seine Reichweite im Genre Glauben und Familie wahrscheinlich erweitern.

Der Film ist seit dem 6. Dezember auf Netflix verfügbar.

„Mary“ Regie: D.J. Caruso Schauspieler: Noa Cohen, Anthony Hopkins Laufzeit: 1 Stunde, 52 Minuten Altersfreigabe: TV-14 Bewertung: 4 von 5 Sternen.

Über den Autor:

Michael Clark, ursprünglich aus Washington D.C. stammend, hat über 30 Print- und Online-Medien in den USA mit Filmbeschreibungen versorgt. Er war 2017 Mitbegründer des Atlanta Film Critics Circle und schreibt wöchentlich Beiträge für die Shannon Burke Show auf FloridaManRadio.com. Seit 1995 hat Clark über 5.000 Filmkritiken und filmbezogene Artikel verfasst. Er bevorzugt schwarze Komödien, Thriller und Dokumentarfilme.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel ,Mary’: A Holiday Faith and Family Movie That Doesn’t Play It Safe“. (redaktionelle Bearbeitung so)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion