Faszination Beethoven
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„Wir wollen heut nicht Unterricht nehmen; wir wollen lieber zusammen spazieren gehen, der Morgen ist so herrlich.“ Auf einsamen Pfaden durch die Natur zu streifen, war Beethovens große Lust. Doch hier war er keineswegs untätig. Vor sich hin summend und singend ging er einzelne Stücke im Geiste durch und schrieb neue Ideen in sein Skizzenbuch, das er bei seinen Wanderungen immer bei sich hatte.
Kaum in der Unterkunft angekommen, stürmte er ans Klavier und probierte seine neuen Ideen aus – und Ferdinand Ries, der am Morgen zu ihm kam, um Unterricht zu nehmen, ward vergessen. Nach einiger Zeit blickte Beethoven auf, überrascht, seinen entzückten Schüler noch zu sehen, und sagte: „Heute kann ich Ihnen keine Lektionen geben, ich muss noch arbeiten.“ In einem Brief schreibt Beethoven: „… ich hätte mein Leben nicht geglaubt, daß ich so faul sein könnte, wie ich hier bin. Wenn darauf ein Ausbruch des Fleißes folgt, so kann wirklich was Rechtes zustandekommen.“
Wesentliche Teile der neunten Sinfonie entstehen im Kurort Baden, um die 30 Kilometer entfernt von Wien. In den Sommermonaten zieht Beethoven ganz aufs Land, fernab der Großstadthektik. Hier findet seine geschundene Seele Ruhe und zu Gott. Für Beethoven offenbart sich das Göttliche in der Natur, in jedem Strauch und Baum, in Sonne, Luft und Wolken.
Heiligenstädter Testament
Im Jahre 1802 verfasst Beethoven das Heiligenstädter Testament. Er ist 32 Jahre alt und kämpft mehrere Jahre schon gegen seine Taubheit und die gesellschaftlichen Folgen an.
„… es fehlte wenig, und ich endigte selbst mein Leben – nur sie, die Kunst, sie hielt mich zurück, ach es dünkte mir unmöglich, die Welt eher zu verlassen, bis ich das alles hervorgebracht, wozu ich mich aufgelegt fühlte, und so fristete ich dieses elende Leben – wahrhaft elend, einen so reizbaren Körper, …“
„… Gottheit, du siehst herab auf mein inneres, du kennst es, du weist, daß menschenliebe und neigung zum Wohlthun drin Hausen, o Menschen, wenn ihr einst dieses leset, so denkt, daß ihr mir unrecht gethan, und der unglückliche, er tröste sich, einen seines gleichen zu finden, der troz allen Hindernissen der Natur, doch noch alles gethan, was in seinem Vermögen stand, um in die Reihe würdiger Künstler und Menschen aufgenommen zu werden …“
Zwischen April und Mai 1825 plagt ihn erneut eine schwere Krankheit. Im selben Jahr entsteht das Streichquartett Nr. 15 in a-Moll op. 132. Aus Dankbarkeit für das überstandene Leiden gab er dem Stück die Überschrift: „Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit“.
Musik für die Nachwelt
Zu seiner Zeit gibt es keine freien Komponisten, an denen er sich ein Vorbild hätte nehmen können, und so erfindet Beethoven sich selbst. Er ist Vorreiter und wählt den Weg einer frei schwebenden Künstlerexistenz.
Nur so kann er sich selbst und seiner Musik treu bleiben, seine Mission erfüllen. Denn Beethoven ist sich gewiss, dass seine Musik ihn überleben wird, er glaubt fest an die Unsterblichkeit seiner Werke.
Er will der Menschheit mit seiner Kunst dienen, er fühlt sich der Nachwelt gegenüber verpflichtet und verbringt zum Ende seines Lebens viel Zeit mit der Korrespondenz mit Verlegern. Es darf nichts verloren gehen oder falsch kopiert werden, alles weist in die Zukunft.
So breitet sich die Faszination für Beethovens Musik in den frühen 1900er-Jahren bis nach China aus. Das chinesische Publikum fühlt sich sofort mit Beethovens Lebensgeschichte und seiner Widerstandskraft verbunden. Den Grundstein dafür legte Li Shutong.
Bei Duo Fen – Beethoven in China
Der Chinese Li Shutong studierte im Jahre 1906 in Japan und setzte sich dabei intensiv mit der europäischen Kultur auseinander. So schrieb er einen Artikel über Beethoven mit dem Titel „The Sage of Music“ (Deutsch etwa: Meister der Musik).
Hier steht nicht etwa Beethovens außergewöhnliche Musik im Vordergrund, sondern vielmehr sein Kampf gegen Widrigkeiten, die harte Arbeit und die Überwindung von Hindernissen. Nur wenige Intellektuelle lasen diesen Text, die aber fanden in Beethoven ein moralisches Vorbild.
Denn 1911 geht das jahrtausendealte System der Dynastien zu Ende, das Land ist instabil, die Menschen haben Angst vor der Zukunft. Am 4. Mai 1919 finden Studentenproteste gegen die chinesische Regierung statt und auch sie befassen sich mit Beethoven. Als Mao 1966 die chinesische Kulturrevolution startet, richtet sie sich in ihrer Zerstörungswut gegen alles, was dem Aufbau einer sozialistischen Gesellschaftsordnung im Wege steht.
Beethoven wird als Repräsentant des westlichen Kapitalismus eingestuft und die Musiker, die vor der Revolution Beethoven spielten, als Revolutionsfeinde verdächtigt. Musikstudenten werden in Umerziehungslager gesteckt, Demütigungen, Exekutionen und Selbstmorde sind an der Tagesordnung.
Doch manch Unerschrockene schneiden sich eine Beethovenfrisur und treffen sich heimlich, um Beethovens Musik zu hören. 1977 wird Beethovens Fünfte mit ihrem weltbekannten Ta-ta-ta-Taaaa in Peking aufgeführt, im Radio und Fernsehen übertragen und alle wissen: Das Grauen der Kulturrevolution ist vorüber.
Andauernde Popularität
Beethoven verkörpert Heldentum. Mit einem unbeugsamen Willen lehnt er sich gegen sein persönliches Schicksal auf, trotzt der Taubheit und anderen schweren Schicksalsschlägen, und erschafft zur Freude der Welt imposante Kunstwerke.
So übt Beethovens Musik noch immer eine ungeheure Anziehungskraft auf Musiker und Zuhörer gleichermaßen aus. Daher ist es nicht verwunderlich, dass seine 10. Sinfonie mittels KI nun vollendet wurde. Freilich lässt sich über diese Methode streiten, aber eines steht fest: Die Menschen dürsten nach Beethoven. Heute gehört er weltweit zu den meist gespielten Komponisten.
Er hat seine Mission, Kunstwerke für die Ewigkeit zu erschaffen, erfüllt. Seine Musik und sein starrköpfiger Charakter werden niemals in Vergessenheit geraten. Bis zu seinem Ende trotzte er dem Schicksal und so wird folgende dramatische Szene über seinen Tod berichtet: Am 26. März 1827 um 17:45 Uhr erhob sich ein Sturm, Donner und Licht erfüllten den Raum.
Beethoven lag auf seinem Bett, öffnete die Augen und hob mehrere Sekunden lang die rechte Faust. Sein Gesicht nahm dabei einen ernsten, drohenden Ausdruck an und als seine Faust zurückfiel, war der große Tondichter verschieden.
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