Don Quijote, ein Ungeheuer und die Tradition, ein Buch zu verschenken
Am 23. April steht in Barcelona alles im Zeichen roter Rosen und Bücher. Die Rambla, die Fußgängerzone im Herzen der Stadt, sowie viele andere Gassen und Märkte präsentieren die neusten Buchpublikationen. Vielfach signieren Autoren auch persönlich. Denn an diesem Tag schenken viele nicht nur eine Rose, sondern auch ein Buch. Und zwar sowohl unter Verliebten als auch gern im Familien- und Freundeskreis.
Die Tradition rote Rosen zu schenken, geht bis ins 15. Jahrhundert zurück und bezieht sich auf den Schutzpatron Kataloniens: den heiligen Georg. 1456 verabschiedete das katalanische Parlament in der Kathedrale von Barcelona dazu eine Verfassung. Diese deklariert den Namenstag von Sant Jordi, wie der heilige Georg im Katalanischen heißt, als Festtag. Und der wird gefeiert – bis zum heutigen Tag.
Warum der heilige Georg gerade auch als Beschützer der Verliebten gilt, bleibt im Verborgenen der Tradition. Denn in der bekanntesten Georg-Legende befreite er zwar die Prinzessin vom Drachen, heiratete sie aber nicht. Inhaltliches Ziel dieser Legende war die Taufe, nicht die Liebe. Doch schenkte Georg der Prinzessin wunderschöne rote Rosen, die aus dem Blut des toten Ungeheuers erblühten.
Obwohl St. Jordi in aller Munde ist, weiß man über die historische Figur recht wenig. Sicher ist, dass er um 300 als römischer Soldat diente. Er galt als christlicher Märtyrer, der seinem Glauben trotz grausamer Folter treu blieb. Der Name „Georgius“ hat griechischen Ursprung und bedeutet Erde und Arbeit, also in etwa Landwirt. So gilt der heilige Georg auch als Beschützer der Ernte und seinen Namenstag in den Frühling zu legen, scheint recht passend.
Und warum Bücher?
Diese zu schenken, kam 1926 hinzu, als Spanien den 23. April zum Tag des Buches erklärte. Denn der 23. April ist auch der offizielle Todestag von Miguel de Cervantes, Schöpfer des Don Quijote und heutzutage wohl bekanntester Schriftsteller seines Landes. Dabei gehen Biografen von Cervantes davon aus, dass sein Todestag im Jahr 1616 schon der 22. April gewesen sein könnte. Denn Bestattungsurkunden belegen den 23. April lediglich als den Tag des Begräbnisses.
Und noch einer ist Teil des Reigens um den 23. April: William Shakespeare und mit ihm Hamlet, Romeo und Julia und viele weitere. Auch sein Todestag fällt auf diesen Tag, zudem noch im selben Jahr wie bei Cervantes. Dabei sollte man sich nicht irritieren lassen. England zählte zu jenem Zeitpunkt nach dem julianischen Kalender, Spanien nach dem Gregorianischen.
England soll die Spanier denn auch für ihren Tag des Buches inspiriert haben, an den sich 1995 die UNESCO mit ihrem weltweiten Tag des Buches anhängte. Und seither auch das Urheberrecht mit in den Vordergrund stellt.
Interessant dabei, dass sich 1998 England und Irland mit einem eigenen Welttag des Buches auf den Weg machten. Sie begehen diesen am ersten Donnerstag im März, denn der 23. April kollidierte regelmäßig mit den Osterferien auf den Britischen Inseln.
So bleibt noch mehr Zeit, die Welt des Lesens und die Liebe zu feiern.
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