Die Palme von Port Said – Dichter unbekannt

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
KönigspalmeFoto: iStock
Von 15. Februar 2018

„Es steht in Port Said eine Palme,

die Königspalme genannt.

Sie hebt ihre grünen Blätter

fast turmhoch übers Land.

Es webt sich eine Sage

um ihrer Blätter Grün;

vernehmt nun die Legende

mit ihrem tiefen Sinn:

Die Palme wuchs mit hundert andern

in ihrer Jugend rasch empor,

als sich in ihrer ersten Blüte

der Gärtner gegen sie verschwor.

Indess‘ die anderen fröhlich trieben,

kam schon der erste Todesschreck:

der Gärtner schlug mit scharfen Hieben

all ihre jungen Äste weg.

Der Frühling kam: die Wunden heilten,

durch ihren Stamm floss frischer Saft.-

Und aufwärts schoß die Königspalme

mit heiß erneuter Lebenskraft.

Doch Jahr um Jahr ward sie zum Hohne

all ihres Blätterschmucks beraubt:

Es fehlte ihrem Stamm die Krone,

das überragend stolze Haupt.

So ging es fort ein Menschenalter;

die Palme wuchs so rasch und leicht,

bis keines Gärtners Axt und Leiter

an ihrem Stamm hinauf mehr reicht.

Nun warf die Palme ihre Zweige

hinaus zu einem Blätterdach –

so himmelhoch wie keine andere …

Der alte Gärtner kam und sprach:

„Du warst die Liebste mir von allen.

Ich habe dir nur weh getan,

damit ich über alle andern

am Ende dich erhöhen kann.

Der Schmerz allein trieb dich zur Größe,

sieh’ nach, wo deine Schwestern sind.“

Da neigte sich die Königspalme

wie dankend stolz im Abendwind.

Und durch die Zweige rauscht und singt es,

durch all die Lande zu uns her,

wie Trost in schweren Tagen klingt es,

laut ruft die Palme übers Meer:

„Du armes Herz, nur nicht verzagen,

dringt dir die Axt in Mark und Bein;

der Frühling heilt einst deine Wunden,

es kommt schon wieder Sonnenschein.

Wenn rauhe Stürme dich umtoben –

verzage nicht in deinem Leid!

Denk an den klugen Gärtner droben

Und an die Palme von Port Said.“

Dichter unbekannt

Liebe Poesiefreunde,

dieses Gedicht fiel mir in die Hände, als ich einen alten Gedichtband meiner Großmutter durchstöberte. Es fiel ein altes zusammengefaltetes, vergilbtes DIN 4 Blatt heraus, darauf wurde handschriftlich mit Bleistift wunderschön in altdeutscher Sprache dieses Gedicht geschrieben. Leider konnten meine Recherchen nicht sehr viel über das Gedicht und dessen Verfasser ausfindig machen. Man geht davon aus, dass es von Ludwig Uhland (1787 – 1862) geschrieben worden ist, aber in den Gedichtbänden von Ludwig Uhland findet man dieses Gedicht leider nicht. Da es mir aber besonders wertvoll erscheint, wollte ich es Ihnen nicht vorenthalten. Vielleicht gibt es ja unter unseren Poesiefreunden jemanden, der etwas mehr darüber weiß. Über Ihre Antworten als Kommentar  würden wir uns sehr freuen. Ihre Epoch-Times-Redaktion



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion