Die Heinzelmännchen zu Köln – von August Kopisch

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Heinzelmännchen aus Moldawien beim Kochen.Foto: iStock

Die Heinzelmännchen zu Köln

Wie war zu Köln es doch vordem

Mit Heinzelmännchen so bequem!

Denn, war man faul, man legte sich

Hin auf die Bank und pflegte sich:

Da kamen bei Nacht,

Ehe man’s gedacht,

Die Männlein und schwärmten

Und klappten und lärmten,

Und rupften

Und zupften,

Und hüpften und trabten

Und putzten und schabten…

Und eh ein Faulpelz noch erwacht,…

War all sein Tagewerk… bereits gemacht!

Die Zimmerleute streckten sich

Hin auf die Spän’ und reckten sich.

Indessen kam die Geisterschar

Und sah was da zu zimmern war.

Nahm Meißel und Beil

Und die Säg’ in Eil;

Und sägten und stachen

Und hieben und brachen,

Berappten

Und kappten,

Visierten wie Falken

Und setzten die Balken…

Eh sich’s der Zimmermann versah…

Klapp, stand das ganze Haus… schon fertig da!

Beim Bäckermeister war nicht Not,

Die Heinzelmännchen backten Brot.

Die faulen Burschen legten sich,

Die Heinzelmännchen regten sich –

Und ächzten daher

Mit den Säcken schwer!

Und kneteten tüchtig

Und wogen es richtig,

Und hoben

Und schoben,

Und fegten und backten

Und klopften und hackten.

Die Burschen schnarchten noch im Chor:

Da rückte schon das Brot,… das neue, vor!

Beim Fleischer ging es just so zu:

Gesell und Bursche lag in Ruh.

Indessen kamen die Männlein her

Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.

Das ging so geschwind

Wie die Mühl’ im Wind!

Die klappten mit Beilen,

Die schnitzten an Speilen,

Die spülten,

Die wühlten,

Und mengten und mischten

Und stopften und wischten.

Tat der Gesell die Augen auf,…

Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf!

Beim Schenken war es so: es trank

Der Küfer bis er niedersank,

Am hohlen Fasse schlief er ein,

Die Männlein sorgten um den Wein,

Und schwefelten fein

Alle Fässer ein,

Und rollten und hoben

Mit Winden und Kloben,

Und schwenkten

Und senkten,

Und gossen und panschten

Und mengten und manschten.

Und eh der Küfer noch erwacht,

War schon der Wein geschönt und fein gemacht!

Einst hatt’ ein Schneider große Pein:

Der Staatsrock sollte fertig sein;

Warf hin das Zeug und legte sich

Hin auf das Ohr und pflegte sich.

Das schlüpften sie frisch

In den Schneidertisch;

Da schnitten und rückten

Und nähten und stickten,

Und faßten

Und paßten,

Und strichen und guckten

Und zupften und ruckten,

Und eh mein Schneiderlein erwacht:

War Bürgermeisters Rock… bereits gemacht!

 Neugierig war des Schneiders Weib,

Und macht sich diesen Zeitvertreib:

Streut Erbsen hin die andre Nacht,

Die Heinzelmännchen kommen sacht:

Eins fähret nun aus,

Schlägt hin im Haus,

Die gleiten von Stufen

Und plumpen in Kufen,

Die fallen

Mit Schallen,

Die lärmen und schreien

Und vermaledeien!

Sie springt hinunter auf den Schall

Mit Licht: husch husch husch husch! – verschwinden all!

O weh! nun sind sie alle fort

Und keines ist mehr hier am Ort!

Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,

Man muß nun alles selber tun!

Ein jeder muß fein

Selbst fleißig sein,

Und kratzen und schaben

Und rennen und traben

Und schniegeln

Und biegeln,

Und klopfen und hacken

Und kochen und backen.

Ach, daß es noch wie damals wär!

Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

August Kopisch (1799–1853)



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