Das Licht der Heiligen Nacht

In seinem Gemälde „Anbetung der Hirten“ hat der niederländische Maler Gerrit van Honthorst die tiefe Freude über die Geburt Jesu Christi auf Leinwand gebannt. Eine Freude, die auch unsere Zeit erhellt.
Titelbild
Innige Liebe zwischen Mutter und göttlichem Kind, Ausschnitt aus der "Anbetung der Hirten", von Gerrit van Honthorst, aus dem Jahr 1622; heute im Wallraff-Richartz-Museum, Köln, 164 cm x 190 cm, gemeinfrei
Von 24. Dezember 2024

Sie ist ein besonderer Besuchermagnet und Schatz des Wallraf-Richartz-Museums in Köln. Die bildhafte Darstellung der Heiligen Nacht, die Gerrit van Honthorst im Jahr 1622 schuf.

Anbetung der Hirten, von Gerrit van Honthorst im Jahr 1622 gemalt;
heute im Wallraff-Richartz-Museum, Köln, 164 cm x 190 cm. Foto: gemeinfrei

Wie ein Fenster öffnet sie uns den Blick – und das Herz.
Ein einzigartiger Moment liegt vor unseren Augen, ein Moment der sprachlosen Freude.

Die Zeit ist angehalten. Die Welt steht still. Die Blicke richten sich auf das kleine Kind, das vor aller Augen liegt – auf weißes Linnen und Stroh gebettet.

Nur ein Hirtenjunge wendet sich zu einem der erwachsenen Hirten, der von Mühsal, Wind und Wetter gezeichnet, voller Staunen und Herzenswärme auf das Neugeborene schaut.
Die kindliche Freude des Hütejungen ist so groß, dass er sie am liebsten mit der ganzen Welt teilen möchte.

Wie um sich und andere zu vergewissern, dass dieses unfassbare Wunder geschehen ist, weist er auf das Kind. So als könne er sein Glück nicht fassen, möchte er auch anderen zeigen, was ihn aus ganzem Herzen beglückt: Der Retter ist da!

Frohe Botschaft

Es sind die scheinbar Kleinen, Armen und Geringen, die den König aller Könige in dieser Nacht der Nächte als Erstes schauen und erkennen dürfen:
Die einfachen Hirten, die draußen auf den Feldern – Tag um Tag, Nacht um Nacht – bei ihren Herden ausharren. Ihnen und nicht den von der Welt hofierten Mächtigen und Einflussreichen ist der Engel Gottes erschienen.

Den angeblich Unbedeutenden verkündete er zuallererst die Frohe Botschaft: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen […].“

Alles lassen die Hirten liegen und stehen und folgen diesem Ruf. Jetzt ist der Moment gekommen, in dem sie, stellvertretend für alle Menschen guten Willens, erkennen dürfen, dass der Sohn Gottes in sein Eigentum gekommen ist.

Göttliches Licht

Als kleines, zartes Kind liegt er in der Futterkrippe eines Stalls; das Licht seiner Göttlichkeit strahlt ihnen sanft und doch machtvoll entgegen.

 Dieses Kind ist die Quelle des Lichts, der Liebe und des Heils, an der die Menschheit gesunden kann.

Wie die Propheten des Alten Testaments es vorhergesagt haben, ist geschehen, worauf Generationen gehofft und wofür sie innig gebetet haben. Die Gesichter der Hirten zeigen, dass sie ahnen, was das bedeutet.

Im Antlitz der Jungfrau und Gottesmutter Maria spiegelt sich ein anderer Ausdruck tiefer Freude wider:
Was die Hirten erahnen, weiß sie.

Sie ist in den göttlichen Heilsplan eingeweiht und hat ihr „Ja“ zum übernatürlichen Plan Gottes schon vor langer Zeit gegeben.
Auch Josef ist ein Wissender. Er nimmt seine Rolle als Wächter und väterlicher Beschützer von Mutter und Kind mit dem versonnen freudvollen Lächeln eines fürsorglich Liebenden an.

Großes Meisterwerk

Die „Anbetung der Hirten“ ist Gerrit van Honthorsts größtes Meisterwerk.
In ihm vereint sich seine künstlerische Könnerschaft mit tiefer Menschenkenntnis, bewundernswertem Einfühlungsvermögen und großem Glaubenswissen.

Erst zwei Jahre vor der Entstehung des Gemäldes, ist van Honthorst aus Italien in seine niederländische Heimat Utrecht zurückgekehrt.
Mit 18 Jahren, war er 1610 von hier aus in die Fremde gereist, um sein Wissen zu erweitern und sein Können zu vervollkommnen.

Nun, im Jahr 1622 tritt er, inzwischen 30 Jahre alt, der Utrechter Malergilde bei. Eine große Karriere als Maler im Dienst vieler europäischer Fürsten liegt vor ihm.

Selbstporträt von Gerrit van Honthorst (1592–1656), undatiert,  39,2 x 32,2 cm, gemeinfrei

In der „Anbetung der Hirten“ entfaltet sich nun – an der Schwelle zum großen Erfolg – sein begnadetes Talent in ganzer Fülle. Beim Utrechter Meister des Frühbarock, Abraham Bloemaert, hatte er vor seiner Italienfahrt gelernt. In Italien waren es schließlich vor allem die Werke Michelangelo Caravaggios, die ihn durch ihr dramatisches Chiaroscuro inspirieren und beeinflussen.
Als sogenannter Caravaggist wird Honthorst deshalb in italienischen Kunstkreisen auch als Meister „der Nächte“ („Gherardo delle Notti“) bezeichnet.

In der „Anbetung der Hirten“ ist es aber nicht der Widerschein von Kerzen, der die nächtliche Szenerie akzentuiert und erhellt. Es ist das göttliche Kind selbst, das in übernatürlicher Weise die Seelen derjenigen erleuchtet und wärmt, die ihm nahe sind.

Gloria in excelsis Deo

Das Licht überwindet aber auch die Grenzen des Bildes und der Zeit.
Im Schauen und Erkennen reiht sich der Betrachter des Gemäldes in den Reigen aus Menschen und Tieren ein, die still und ehrfürchtig diesen Moment göttlichen Friedens erleben.

Ein Moment himmlischer Freude, den die Engel im Lukasevangelium verkünden, wenn sie ihr „Gloria in excelsis Deo“ anstimmen:

„Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“



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