Das Kinderbuch als Krisengewinner im Lockdown

Große und kleine Leser wissen: Auch in Zeiten von Lockdown oder Quarantäne lässt sich zumindest auf Buchseiten reisen. Verkaufszahlen für Kinderbücher lassen vermuten: Das Kinderbuch zählt zu den Krisengewinnern.
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Symbolbild: Kleiner Junge liest ein BuchFoto: iStock
Epoch Times3. Februar 2021

Homeoffice und Kinder im Kindergarten- oder Grundschulalter: Für viele Eltern ist das in den vergangenen Monaten zum Arbeits- und Betreuungsalptraum geworden. Gerade die Jüngsten können oft schlecht einsehen, dass Mama gerade in einer Kundenkonferenz ist oder Papa ein wichtiges Telefongespräch führt.

Zu den Strategien, für Ablenkung und Beschäftigung zu sorgen, dürfte da auch die Versorgung mit Büchern gehören, wie die Umsatzentwicklung im Buchhandel zeigt. Denn wer auf Buchseiten zu Abenteuern in fernen Welten aufbricht, den Zauberstab schwingt oder sich ins Reich der Feen oder Drachen träumt, spürt wenig Langeweile.

Nach Angaben des Börsenverein des Deutschen Buchhandels erzielten Kinder- und Jugendbücher im vergangenen Jahr über alle Vertriebswege hinweg im Vergleich zum Vorjahr deutliche Zuwächse von 4,7 Prozent. Fast ein Viertel (24,7 Prozent) Umsatzanteil entfiel dabei auf Bilderbücher, die ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent steigerten, 26,6 Prozent des Umsatzes wurde mit Kinderbüchern bis elf Jahre erzielt.

„Dieses verrückte und herausfordernde Jahr hat tatsächlich zu vermehrter Nachfrage im Kinderbuch geführt“, sagt auch Julia Decker, Sprecherin der Kinder- und Jugendbuchverlage cbj, cbt und Penguin Junior bei der Verlagsgruppe Random House. „Unser Eindruck ist, dass Eltern jetzt noch mehr als in den vergangenen Jahren auf Bücher und Geschichten als Beschäftigung für ihre Kinder setzen.“

Dabei geht es auch darum, stark durch die Krise zu kommen und kindgemäße Antworten auf viele Fragen zur Corona-Situation zu geben. „Im Kinderbuch hatten wir unser Programm schon vor der Krise auf „Starkmacher-Bücher“ fokussiert, die Mut machen und Kinder unterstützen, sich mit sich selbst und in der Welt sicher zu fühlen“, so Decker.

Im aktuellen Programm gebe es auch zwei Bücher, die sich ganz konkret mit der Corona-Situation auseinandersetzen: „Unser „Bleib gesund! – Was du tun musst, wenn die Viren fliegen“ und „So viele liebe Lachgesichter“, ein Pappbilderbuch, das die Mimik hinter den Masken sichtbar macht“.

Allerdings: „Kinder aus bildungsfernen Familien hatten schon vor dem Corona-Lockdown weniger Lesepraxis und Zugang zu Buchhandlungen, Büchereien und so weiter“, sagt Franziska Hedrich, Sprecherin der Stiftung Lesen. So wie viele befürchten, dass die Pandemiebedingungen soziale Unterschiede in der Gesellschaft verschärfen, könnte auch der Krisenboomer Kinderbuch vor allem in jenen Familien zu finden sein, in denen schon immer viel gelesen wurde und nun eher noch öfter in Kinder- und Jugendliteratur investiert wird.

Ehrenamtliche Lesepaten in den Leseclubs der Stiftung Lesen wurden durch den Lockdown und die Distanzbeschränkungen weitgehend ausgebremst, bedauert Hedrich. Nur die wenigsten der freiwilligen Leseförderer hätten digitale Alternativen entwickelt. „Es sind überwiegend ältere Personen, die sich ehrenamtlich als Lesepaten und -patinnen engagieren.“, sagt Hedrich. Diese hätten „oft eine geringe digitale Affinität und Kompetenz“.

Dabei stoßen digitale Angebote durchaus auf gute Resonanz, meint Decker. So hätten Kinderbuchautorinnen und -autoren zu Beginn des Lockdowns im vergangenen Frühjahr in abendlichen Online-Lesungen in zehnminütigen Fortsetzungen ihre Bücher vorgelesen. „Da hatten wir teilweise weit über 1000 Zuschauende und es kamen positive Rückmeldungen en masse.“

Auch die digitalen Angebote der Stiftung Lesen wurden im Lockdown sehr viel stärker als in den Vorjahren genutzt, sagt Hedrich. Vermutlich geht die Steigerung auf bildungs- und leseaffine Familien zurück, aber auch auf Multiplikatoren. „Kita- und Lehrkräften ist sehr bewusst, dass es gerade bei bildungsfernen Familien einen großen Handlungsbedarf im Lockdown gibt.“ Daher würden verstärkt digitale Angebote empfohlen. „Somit dürften diese nach und nach auch den lesefernen Zielgruppen zu Gute kommen“, hofft Hedrich. (dpa)



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