Martin Sonneborn kommt als Hitler-Attentäter Stauffenberg zu Höcke-Lesung

Der Europaabgeordnete und Satiriker Martin Sonneborn hat auf der Frankfurter Buchmesse gegen den AfD-Politiker Björn Höcke protestiert. Er kam als Hitler-Attentäter Stauffenberg zu Höckes Lesung.
Epoch Times13. Oktober 2018

Der Europaabgeordnete und Satiriker Martin Sonneborn hat auf der Frankfurter Buchmesse gegen eine Lesung von AfD-Politiker Björn Höcke protestiert.

Dafür verkleidete er sich als Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Sonneborn erschien in Uniform, mit Augenklappe und einer Aktentasche.

„War heute auf der Buchmesse bei Bernd Hoecke“, schreibt Sonneborn („Die Partei“) auf Twitter. „Ordner ließen mich nicht ein. Ob’s an der Aktentasche lag?“

Der Thüringer AfD-Fraktionschef Höcke hatte am Freitag einen Gesprächsband auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Dafür riegelte die Polizei Teile der Halle 4 komplett ab.

Der Verlag Manuscriptum, bei dem das Buch „Nie zweimal in denselben Fluss“ erschienen ist, hatte zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Der Publizist Sebastian Hennig führt in dem Buch Gespräche mit dem AfD-Politiker. Die Veranstaltung mit Höcke und seinen Anhängern verlief ohne Zwischenfälle.

Höcke gilt als Wortführer des rechten Flügels der AfD. Im vergangenen Jahr war es bei seinem Messe-Besuch zu Handgreiflichkeiten zwischen seinen Anhängern und Gegendemonstranten gekommen. Die Messeleitung hatte daraufhin ihr Sicherheitskonzept überarbeitet.

„Wir müssen die Angst verlieren vor der Kontroverse“

Am Mittwoch eröffnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) einen neuen zentralen Veranstaltungsraum auf dem Messegelände. In den Medien werde derzeit der Eindruck erweckt, als sei Deutschland schon nahezu von denen beherrscht, die die Demokratie zu Fall bringen wollten, sagte Steinmeier.

Es gebe „eine Normalität, über die wir eigentlich miteinander gar nicht reden“. Das gelte für Deutschland und ganz Europa. Er forderte, den verloren gegangenen Dialog in der Gesellschaft wiederaufzunehmen. „Wir müssen die Angst verlieren vor der Kontroverse.“

Deutschlands Schriftsteller machen sich große Sorgen über die Meinungsfreiheit im Land. Drei Viertel beklagen einer Befragung zufolge die Zunahme von Bedrohungen, Einschüchterungsversuchen und hasserfüllten Reaktionen. Gut jeder Zweite hat danach auch Angriffe auf seine eigene Person erlebt – vor allem im Internet. Dies geht aus einer Befragung unter 526 Schriftstellern hervor, die PEN Deutschland und die Universität Rostock am Mittwoch vorlegten.

Der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff sprach sich dafür aus, „rechter Hetze“ mit mehr Gelassenheit zu begegnen: „Wir sollten nicht überreagieren.“ Vor der AfD habe es die Republikaner und die NPD gegeben. „Das alles hat eine Demokratie überwunden“. Er sei ein Zweckoptimist und daher überzeugt: „Wir werden die Hetze aus diesen Kreisen überwinden.“

Unliebsame Verlage ins Abseits verbannt

Der SPD-Politiker Thilo Sarrazin präsentierte im Lesezelt sein neues Buch „Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“: „Hätte die SPD seit 2010 mehr auf mich gehört, dann gäbe es heute keine AfD im deutschen Bundestag,“ sagte Sarrazin.

Nach den Tumulten im letzten Jahr hat die Messe zwei unliebsame Verlage, die sich zur Buchmesse angemeldet haben, ins Abseits verbannt. Das mache bei Sicherheitsproblemen eine bessere Kontrolle möglich, argumentieren die Veranstalter.  Der AfD-Bundesvorstand sprach in Berlin von einem „Akt der Zensur“.

Comedian Oliver Polak („Gegen Judenhass“) knöpfte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor: Wenn er Angela Merkel vor der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sehe „und dann sehe, was hier in Deutschland gerade so los ist, dann habe ich echt das Gefühl, dass die deutschen Politiker besser mit toten Juden umgehen können als mit lebendigen“.

Inger-Maria Mahlke (40), Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2018, bekannte, dass sie sich lange nicht getraut habe, Autorin zu werden. Sie habe zwar immer Schriftstellerin werden wollen, sagte sie am Mittwoch auf dem Blauen Sofa der Frankfurter Buchmesse. Sie habe aber nicht gewusst, wie man das werde. „Und außerdem dachte ich, ich habe auch noch nicht genug erlebt.“ (dpa/so)



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