Brauchtum zum Jahreswechsel
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Damit Bräuche nicht in Vergessenheit geraten, ist es nötig, sie zu pflegen und zu leben. Insbesondere um die Weihnachtszeit, Silvester und den Anfang des neuen Jahres ranken sich viele Legenden und Mythen. Manche dieser Überlieferungen werden heute noch gelebt, andere haben sich weiterentwickelt und wurden dem modernen Leben angepasst.
Die Rauhnächte
Nach dem germanischen Kalender hat das Mondjahr 354 Tage und das Sonnenjahr 365 Tage. Die Differenz von elf Tagen und zwölf Nächten, die sich aus diesem Wechsel ergibt, galt als „tote Zeit“ oder auch als „Zeit zwischen den Jahren“. Jetzt stand die Sonne still, der Tod des alten und die Geburt des neuen Jahres schlug eine Brücke zwischen Diesseits und Jenseits. Die Wintersonnenwende, das „Julfest“, wurde mit allerlei Ritualen und Bräuchen zelebriert. Auch heute noch werden den Tagen zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag eine besondere Bedeutung zugeschrieben.
Die geschäftige Adventszeit liegt hinter uns. Eine spezielle tiefe Ruhe kehrt ein, jetzt wird es wirklich besinnlich und wir blicken zurück auf das vergangene Jahr, auf das Erreichte und auf das Nichterreichte.
In früherer Zeit gab es verschiedene Rituale, die sich auf Haus und Hof oder die Zukunft bezogen. Unsere Vorfahren waren überzeugt, dass sich die finsteren Geschöpfe der Rauhnächte in Chaos und Unordnung besonders wohlfühlen. Daher wurde großer Wert auf Ordnung und Sauberkeit im Haus gelegt. Das Räuchern mit Kräutern und Harzen wie Weihrauch, Myrrhe oder Tannen- und Kiefernharz trug ebenfalls dazu bei, die Bewohner vor Unheil zu schützen. Bedeutsam waren auch die Träume während der Rauhnächte. Ihnen wurde eine prophetische Eigenschaft zugeschrieben, und so wurde geglaubt, dass sie sich im jeweiligen Monat des neuen Jahres verwirklichen. Des Weiteren wurde das Wetter prognostiziert. Sollten die Tage sehr neblig sein, würde das nächste Jahr nass werden.
Auch heute noch gibt es eine abgewandelte, moderne Orakelform, die am Silvesterabend zelebriert wird – das Bleigießen.
Silvester
Das Bleigießen ist ein geselliger Spaß für Alt und Jung und hat sich zu einer festen Silvester-Tradition etabliert. Ein Stück Blei wird in einem Metalllöffel so lange über einer Kerze erhitzt, bis es sich verflüssigt. Sodann wird diese Flüssigkeit in ein Glas mit kaltem Wasser gegossen. Schnell kühlt das Blei ab, wird hart und bildet Figuren oder Symbole, die dann gedeutet werden und für zukünftige Ereignisse stehen. Ein Hufeisen deutet an, dass anstehende Geschäfte positiv verlaufen. Die Schere steht für bedeutende Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Eine gedeutete Palme verspricht, dass ein großer Wunsch in Erfüllung geht.
Im Jahr 2018 legte die Europäische Union einen neuen Grenzwert für den Bleigehalt in Produkten fest und dadurch wurde das Bleigießen verboten. Doch alternativ kann Zinn oder Wachs genutzt werden und somit die Silvestertradition und der Partyspaß erhalten bleiben.
Den Germanen standen kein modernes Feuerwerk und Böller zur Verfügung. So nutzten sie ihre Möglichkeiten und lärmten mit Peitschen und Dreschflegeln, zündeten Holzräder an, ließen es so richtig krachen und vertrieben dadurch die Dunkelheit und mit ihr die bösen Geister. So konnte das neue Jahr geister- und sorgenfrei beginnen.
Doch die alten Römer sollen die Ersten gewesen sein, die 153 v. Chr. das Ende des alten und den Beginn des neuen Jahres mit sogenannten Feuerfesten zelebrierten.
Der Begriff Silvester hingegen wurde durch den gleichnamigen Papst Silvester erst viele Jahre später etabliert. Dieser Stellvertreter Gottes ging am 31. Dezember 335 zu seinem Herrn. Doch erst 1.247 Jahre später, also im Jahre 1582, wurde das Jahresendfest vom heutigen Heiligabend auf den 31. Dezember, den Todestag des bekannten Kirchenoberhaupts, verlegt und nach ihm benannt. Unter seiner Regentschaft im Römischen Reich vollzog sich die entscheidende Wende von einer christenfeindlichen hin zu einer christenfreundlichen Staatspolitik. Viele Geschichten und Legenden ranken sich um Papst Silvester. Der Name kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Waldmensch“ oder „Waldmann“.
Gaumenfreuden
Auch das viel genutzte Wort „Prosit“ wurde aus dem lateinischen Wortschatz übernommen und heißt so viel wie „Lass es gelingen“. Zum Schampus oder Sekt gehören natürlich die Gaumenfreuden. In dieser bedeutungsschwangeren Zeit ein nicht ganz unwichtiges Thema. So wird doch nach alter Tradition das Glück, der Wohlstand und die Gesundheit im neuen Jahr von den verzehrten Speisen an Weihnachten und Silvester beeinflusst.
Das Glück im neuen Jahr kann durch den Verzehr von Schweinefleisch gefördert werden. Die vegetarische Variante wäre dann wohl ein Schweinchen aus Marzipan oder Schokolade. Meiden Sie auf jeden Fall Geflügel! Denn dann würde ihr Glück davonfliegen.
Für einen prallen Geldbeutel sorgen Linsen. Sie symbolisieren Goldmünzen und harmonieren ausgezeichnet mit Schwein. Um dieses Gericht abzurunden, empfehlen sich sogenannte Gebildbrote. Diese runden Brote oder Kränze, meist aus Hefeteig, erinnern an den Kreislauf der Zeit und symbolisieren das ewige Leben.
Gute alte und neue Vorsätze
Das neue Jahr empfängt uns mit offenen Armen und mit allerlei guten Vorsätzen. Die Babylonier machten vor 4.000 Jahren den Anfang. Zu ihrer Zeit war der Jahreswechsel Mitte März, als die Felder bepflanzt wurden. Während ihres zwölftägigen Festes versprachen sie den Göttern, ihre Schulden zu begleichen und sich zu verbessern.
Zu späterer Zeit und an einem anderen Ort verhielt es sich recht ähnlich. Der Januar ist benannt nach dem römischen Gott Janus, der mit seinen zwei Gesichtern für das Ende und den Anfang steht. Die alten Römer verehrten diesen Gott mit Opfergaben und gelobten, sich im neuen Jahr besser zu verhalten. So verkündeten auch sie ihre guten Vorsätze und ebneten weiterhin den Weg für die heutige Neujahrstradition.
Der Brauch der guten Vorsätze hat sich folglich durchgesetzt, bis auf den Inhalt. Heutzutage stehen mehr Sport treiben und gesünder essen, mit dem Rauchen aufhören und weniger Alkohol trinken und mehr Zeit für uns und unsere Familie zu haben, auf der Liste. Nach der ganzen Feierei mit Familie und Freunden stufen wir diese Absichten als realisierbar ein, wir sind hoch motiviert. Doch wenn der Alltag mit seinen ganzen Tücken über uns kommt, fällt es oftmals schwer, die Vorhaben umzusetzen. Eine Erfolgsregel könnte lauten: Lieber nur einen Vorsatz haben, den man durchhält. Viele Vorsätze erzeugen zudem zusätzlichen Druck und sorgen für eine noch größere Enttäuschung. Oft sind es ohnehin kleine Veränderungen, die große Konsequenzen haben.
Ein Lächeln zum Beispiel. Nur eine Minute Lachen soll die gleiche gesundheitliche Wirkung haben wie 10 Minuten Joggen oder 45 Minuten Meditation. Wissenschaftlich ist bestätigt, dass Lachen Stress abbaut, das Immunsystem stärkt, die Verdauung anregt und gewiss ist ein Lächeln das Schönste, was wir tragen können.
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