Ein prall gefülltes Leben: Blues-Legende B.B. King gestorben
Las Vegas – Verabschiedet hatte sich B.B. King schon vor zehn Jahren. In Deutschland sagte er 2005 das erste Mal Lebewohl. Ein Jahr später führte ihn seine „Final-Farewell-Tour“ erneut durch ganz Europa.
Und auch das war nicht der endgültige Abschied. Mit 85 Jahren legte er 2011 vor Fans in Deutschland wieder den legendären Hüftschwung hin und begeisterte mit seinem Blues-Feeling. So lange ihn das Publikum sehen wolle, werde er auch auftreten, versprach er bei seinen Konzerten.
Fragil und gehbehindert, aber weiter sprühend vor Witz und Energie trat die Blues-Legende noch im vergangenen Herbst in den USA auf. Doch nun hat sich der „King of the Blues“ für immer verabschiedet. Mit 89 Jahren ist der Sänger und Gitarrist, der seit vielen Jahren an Diabetes litt, in Las Vegas gestorben.
Mit „Lucille“, wie er seine Gitarren liebevoll nannte, spielte und sang der schwarze Amerikaner den Blues so, wie er ihn als Kind im Mississippi-Delta gehört hat. Nur eins übertreffe „Lucille“, gestand der „König des Blues“ seinem Biografen: „Richtiger Sex mit einer richtigen Frau“.
Seine beiden Ehen scheiterten, vor allem wohl, weil er immer auf Achse war. 15 Kinder soll er gezeugt haben, mit 15 verschiedenen Frauen, nicht ein einziges ehelich. „Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu den Müttern meiner Kinder – vorher, währenddessen und hinterher“, prahlte der Schwerenöter.
Obwohl Blues, die Urform des Jazz, sein Leben war, machte es ihm zu schaffen, „nur“ als Bluesmusiker geschätzt zu werden. „Blues-Sänger zu sein ist so, als ob man gleich zwei Mal schwarz wäre“, heißt es in seiner Biografie („B.B. King: Ein Leben mit dem Blues“). Mit Bewunderung blicke er zu Jazz-Kollegen wie Dizzy Gillespie, Miles Davis und Charlie Parker auf. Wie sie spielen, gehe schlicht über seinen Horizont. „Blues ist eine einfache Musik“, sagte er, „und ich bin ein einfacher Mann.“
Geboren wurde Riley B. King am 16. September 1925 als Sohn armer Plantagenarbeiter in Indianola (Mississippi). Sein Vater verlässt die Familie, als er vier ist. Die Mutter stirbt bald darauf. Schwere Feldarbeit hilft dem Jungen zu überleben. Er singt in Gospelchors, bringt sich selbst das Gitarrespielen bei und zieht schließlich für ein paar lausige Dollar von einer Südstaaten-Kaschemme zur anderen.
Den kraftvollen Anschlag aus dem Handgelenk und die langen Läufe, die seine Gibson zum Jauchzen bringen, hatte King schon ganz gut drauf, als er Ende der 40er Jahre nach Memphis ging. Dort engagierte man ihn als den „Blues Boy“ für eine Radio-Show. Aus „Blues Boy“ wurde B.B. – King hieß er ja sowieso schon.
Und den Titel „The King of the Blues“, den er sich selbst mit einem gleichnamigen Album zulegt, macht ihm spätestens seit 1987 keiner mehr streitig: 62-jährig erhielt B.B. King den Lebenswerk-Grammy. Dass er sein Repertoire auch ein Vierteljahrhundert später noch anreichern würde, ahnte damals niemand.
Den Durchbruch hatte King schon Ende der 60er Jahre mit seiner Erfolgsnummer „The Thrill Is Gone“ geschafft. Über Nacht wollte alle Welt seinen Blues hören. King wurde zur Gartenparty der britischen Queen eingeladen, zum Empfang im Weißen Haus. Schwedens König Carl XVI. Gustaf verlieh ihm den vornehmen Polar-Musikpreis. US-Präsident Barack Obama lud die Musiklegende 2012 zusammen mit Mick Jagger und anderen Blues- und Rockgrößen in seine Washingtoner Residenz ein.
Ohne B.B. King hätte der Blues vielleicht nie das Image der Arme- Schlucker-Musik aus den Schwarzen-Ghettos abgestreift. Er beobachtete derweil mit wachsender Irritation, wie sich die Jugend für Rock’n’Roll begeisterte. Als Außenseiter fühlte er sich auch, als der Soul aufkam. Später grämte er sich, dass die HipHop-Generation „leider oft kein Interesse am echten Blues“ habe. Dabei hatte er viele Bewunderer, darunter Eric Clapton und John Mayall. Auch John Lennon sagte einmal, er würde gern Gitarre spielen können wie B.B. King.
(dpa)
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