Asterix-Zeichner Uderzo ist tot
Albert Uderzo muss als Kind in einen großen Kessel mit Zaubertrank gefallen sein: Er verlieh ihm zwar keine übermenschlichen Kräfte, aber ein riesiges Zeichentalent. Mit dem pfiffigen Gallier Asterix erschuf er einen der bekanntesten Comic-Helden der Welt und begeisterte Millionen Leser. Am Dienstag ist die Comic-Ikone im Alter von 92 Jahren bei Paris gestorben.
Ein Leben als Zeichner war Uderzo nicht in die Wiege gelegt: Er kam am 25. April 1927 in der französischen Gemeinde Fismes westlich der Stadt Reims mit sechs Fingern an jeder Hand auf die Welt. Die Fehlbildung wurde ihm später operativ entfernt. Als Jugendlicher wollte der Sohn eines italienischen Instrumentenbauers Rennfahrer werden. „Doch dafür hatte ich nicht das nötige Kleingeld“, sagte Uderzo einmal. „Ein Bleistift und ein Radiergummi waren billiger als Autos.“
Für Abenteuer und Spaß sorgten deshalb die Helden aus seinem Bleistift: Der kleine listige Gallier Asterix, sein Hinkelsteine schleppender Freund Obelix und die anderen Bewohner des gallischen Dorfes, das sich wacker gegen die römischen Eindringlinge wehrt.
Nach dem Krieg zeichnete Uderzo in Paris zunächst Comics für Zeitungen und brachte kleine Bände heraus. Schicksalhaft wurde 1951 seine Begegnung mit dem Texter René Goscinny. Ab 1959 veröffentlichte das Duo in der Zeitschrift „Pilote“ das erste Abenteuer von Asterix und Obelix, zwei Jahre später folgte das erste Album „Asterix der Gallier“.
Seitdem wurden weltweit rund 370 Millionen Exemplare der Serie verkauft. Übersetzt wurden sie in rund 111 Sprachen und Dialekte. Dabei waren die gallischen Helden, die mit List und Zaubertrank den Römern Angst und Schrecken einjagen, zuerst vor allem für die Franzosen gedacht.
„Wir wollten etwas typisch Französisches schaffen, das sich von den amerikanischen Comics absetzt“, sagte Uderzo einmal, obwohl er als Kind mit Begeisterung Micky-Maus-Hefte las. „Doch vermutlich haben wir mit unseren Geschichten etwas berührt, was alle Menschen trifft“. Gemeinsam mit Goscinny, der die Szenarien entwarf und mit seinen witzig-ironischen Texten den Nationalstolz der „unbeugsamen Gallier“ auf die Schippe nahm, schuf Uderzo 24 Bände.
Im November 1977 dann der Schock: Mit nur 51 Jahren starb Goscinny an einem Herzstillstand. Für viele war dies das sichere Ende von Asterix. Uderzo beschloss aber, alleine weiterzumachen und auch die Texte zu schreiben. Kritiker nahmen ihm das Solo übel und bemängelten, den neuen Bänden fehle der ironische Witz der früheren Jahre. Doch die Leser blieben Asterix und Obelix treu.
Vor rund neun Jahren zog sich der unter Arthrose leidende Uderzo vom Zeichentisch zurück und übergab das Zepter nach anfänglichem Zögern an jüngere Kollegen. Der erste Asterix-Band von Jean-Yves Ferri und Didier Conrad erschien 2013. Das vierte Album des Duos – der 38. Asterix-Band – mit dem Titel „Die Tochter des Vercingetorix“ ist seit Oktober im Handel.
Mit seiner eigenen Tochter lieferte sich Uderzo mit 85 Jahren noch einen erbitterten Streit. Er entzog ihr 2007 die Geschäftsführung seines Verlags Albert-René. „Familienfeiern ohne Familie sind nicht gerade lustig“, sagte Uderzo damals. Doch 2014 legten Vater und Tochter den vor Gerichten ausgetragenen Streit um das millionenschwere Asterix-Erbe bei.
Uderzo wurde 92 Jahre alt und damit ein wahrer Methusalix, wie der Dorfälteste bei den Galliern heißt. „Albert Uderzo ist in seinem Schlaf in seinem Wohnort in Neuilly gestorben“, erklärte die Familie nun. Er erlag demnach „einem Herzinfarkt, ohne Verbindung zum Coronavirus“. (afp)
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