Alexandre Dumas der Jüngere: Einst war er berühmter als sein Vater

Dieses Jahr wird Alexandre Dumas der Jüngere 200 Jahre alt. Tatsächlich wurde einst mehr über ihn gesprochen als über seinen berühmten Namensvetter und Vater. Heute wird vor allem „Die Kameliendame“, eine der großen Liebesgeschichten der Literaturgeschichte, gelesen und auf Bühnen in aller Welt gesehen.
Titelbild
Kamelien – Blüten der Liebe.Foto: Aylata/ iStock
Von 7. Juli 2024

Alexandre Dumas der Jüngere wurde am 27. Juli 1824 in Paris als unehelicher Sohn von Marie-Laure-Catherine Labay und Alexandre Dumas dem Älteren geboren.

In Anbetracht der Identität seines Vaters – der zu seinen Lebzeiten als umstrittener Schriftsteller galt – könnte sein Status als uneheliches Kind eines berühmten Schriftstellers zu einer besonderen Wahrnehmung seiner Person geführt haben.

Tatsache ist jedoch, dass sein Vater seine großen Romane wie „Die drei Musketiere“ (1844) und „Der Graf von Monte Christo“ (1845) erst schrieb und veröffentlichte, als sein Sohn bereits erwachsen war und begann, selbst schriftstellerisch tätig zu sein.

Dumas wurde auch in seiner eigenen Zeit berühmter als sein weithin bekannter Vater. Wenn wir Dumas mit seinem Vater vergleichen wollen, dann eher als Schriftstellerkollegen denn als Kind der Kultur.

Gute Erziehung, gute Ausbildung

Dumas wuchs in der Obhut seines Vaters auf. Seine Erfahrungen als uneheliches Kind schilderte er unter anderem in dem Theaterstück „Der Fremde“ (1878). Allerdings scheint er nicht so ein schweres Schicksal erlitten zu haben wie die Hauptfigur in „Der Fremde“. Sein Vater sorgte dafür, dass sein Sohn gut erzogen wurde und die bestmögliche Ausbildung erhielt. Dumas studierte an der angesehenen Institution Goubaux und am Collège Bourbon.

Dumas‘ frühe Bücher, die sowohl aus Lyrik als auch aus Prosa bestanden und in einem ausgeprägt romantischen Stil geschrieben waren, fanden wenig Beachtung. Als er sich später jedoch einem realistischeren Stil zuwandte, wurde sein literarisches Talent von Lesern und Kritikern gleichermaßen anerkannt.

„Die Kameliendame“

Dumas‘ Schilderungen des zeitgenössischen Pariser Lebens kamen besonders gut an und waren sehr beliebt und sein Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, als er 1848 „Die Kameliendame“ veröffentlichte. Dieses Werk ist ein fester Bestandteil des klassischen französischen Literaturkanons und heute sein bekanntester Roman.

Die Inspiration für seine Hauptfigur fand Dumas in Marie Duplessis (1824-1847), einer Kurtisane, die seine Geliebte gewesen war und im Alter von nur 24 Jahren an Tuberkulose starb.

Sprachlich, stilistisch und natürlich als dramatische Liebesgeschichte hat „Die Kameliendame“ auch heute noch ihre Gültigkeit. Die Protagonistin des Romans ist die Pariser Kurtisane Marguerite Gauthier. Sie beginnt eine Liebesbeziehung mit dem Provinzler Armand Duval, der sie überredet, ihr Leben als Kurtisane aufzugeben. Gemeinsam verlassen sie das Stadtleben und lassen sich auf dem idyllischen Land nieder.

„Die Kameliendame“ (1848) von Alexandre Dumas dem Jüngeren (1824-1895). Octave Uzanne, Le Livre, Paris, A. Quantin, 1885. Foto: gemeinfrei

Armands Vater ist dagegen, denn er befürchtet, dass ihre Beziehung Schande über die Familie bringt und es Armands Schwester schwer macht, zu heiraten. Armands Vater überredet Marguerite schließlich, nach Paris zurückzukehren und überzeugt sie davon, dass dies ihre einzige Chance ist, ihre Liebe zu Armand zu beweisen.

Der am Boden zerstörte Armand glaubt, dass Marguerite ihn für einen anderen Mann verlassen hat. Er folgt ihr nach Paris, wo es zu vielen Komplikationen kommt. Armand und Marguerite haben keine Zeit, wieder zueinander zu finden, bevor sie krank wird und an Tuberkulose stirbt.

Der ergreifendste Moment des Romans ist, als Marguerite auf dem Sterbebett von ihrem Bedauern darüber spricht, dass sie das wahre, liebevolle und tugendhafte Leben, das sie mit Armand führte, verlassen hat.

Trotz menschlicher Schwächen, Missverständnissen, der Missbilligung ihrer Umgebung, mangelnder Loyalität, einer ewigen Liebe, die nicht ewig sein darf, und dem tragischen Ende ist die Moral des Romans – dass die Liebe das Größte ist – ein Thema, das nie alt wird.

Als Theaterstück erreichte es Weltruhm

Vier Jahre nach der Veröffentlichung von „Die Kameliendame“ machte Dumas daraus ein Theaterstück, das noch berühmter wurde als der Roman.

Heute sind die meisten Menschen wahrscheinlich durch das Theater oder durch eine der vielen Verfilmungen mit „Die Kameliendame“ in Berührung gekommen. Die bekannteste Verfilmung ist der Film von 1936 unter der Regie von George Cukor mit Robert Taylor als Armand und Greta Garbo als Marguerite in den Hauptrollen.

Alexandre Dumas der Jüngere (1824–1895), Gemälde von Léon Bonnat (1824–1922). Aus der Sammlung Schloss Versailles. Foto: gemeinfrei

Als Theaterstück wurde „Die Kameliendame“ 1852 im Théâtre de la Vaudeville in Paris uraufgeführt, wo es ein großer Erfolg war. Das Stück hat die gleiche Handlung wie der Roman.

Allerdings gibt es auch Unterschiede, nicht zuletzt in der Darstellung von Marguerite. Im Roman wird sie geradlinig und realistisch beschrieben. Im Theaterstück wird sie als sanft und mild dargestellt. Die Theaterfassung ist auch etwas leichter und positiver als die Romanfassung.

Von der „Kameliendame“ zum „La Traviata“

Eine Version von „Die Kameliendame“ ist auch auf der Opernbühne zu sehen, und zwar in Form von Giuseppe Verdis „La Traviata“. Verdi hatte „Die Kameliendame“ gelesen, als sie gerade veröffentlicht worden war, und war sehr angetan davon. Nachdem er die Bühnenversion in Paris gesehen hatte, beschloss er, eine Oper über dasselbe Thema zu schreiben.

In Verdis Version heißt die Hauptfigur nicht Marguerite, sondern Violetta. La traviata bedeutet auf Italienisch „die Gefallene“. Das war auch die direkte Übersetzung des Titels der Oper, als sie 1869 in Schweden an der Stockholmer Oper uraufgeführt wurde.

Als „La traviata“ 1853 in Venedig im Opernhaus La Fenice (gebaut 1790 bis 1792) uraufgeführt wurde, war sie jedoch ein Misserfolg. Warum?

Einer der Gründe dafür: Die 38-jährige Sopranistin Fanny Salvini-Donatelli, die für die Rolle der Violetta ausgewählt worden war, hielten viele für zu alt und zu robust, um eine schöne junge Frau darzustellen, die krank wird und an Tuberkulose stirbt. Das italienische Opernpublikum ist nicht gerade für seine Freundlichkeit bekannt. Es heißt zum Beispiel, dass das Publikum bei der Premiere laut gelacht hat, als Violetta starb.

Allerdings war nicht alles ein Misserfolg. Das Publikum und einige prominente italienische Opernkritiker sollen von Fanny Salvini-Donatellis Gesang verzaubert gewesen sein. Nach der Premiere überarbeitete Verdi seine Oper, indem er zum Beispiel die Handlung ins 18. Jahrhundert statt in die Gegenwart verlegte – und das Werk wurde zu einem seiner größten und damit auch zu einem der großen Opernklassiker.

Ehrungen über Ehrungen

Nachdem „Die Kameliendame“ ein Theaterstück geworden war, schrieb Dumas ausschließlich Dramen und wurde zu einem der anerkanntesten und wichtigsten französischen Dramatiker seiner Zeit. Er übte einen großen Einfluss auf andere Dramatiker aus, darunter auch auf Größen wie Henrik Ibsen.

Dumas wurde mit Ehrungen überhäuft, vor allem für seine Leistungen als Dramatiker. Er erhielt vier Auszeichnungen der französischen Ehrenlegion und hatte von 1874 bis zu seinem Tod den zweiten Lehrstuhl an der französischen Akademie inne.

Keines von Dumas‘ Stücken nach „Die Kameliendame“ ist heute auch nur annähernd so bekannt und beliebt wie diese. Ein Grund dafür mag sein, dass seine späteren Stücke von einem viel strengeren Moralismus geprägt sind als „Die Kameliendame“.

Der Hauptgrund ist jedoch, dass sich Dumas nach „Die Kameliendame“ auf zeitgenössische Themen konzentrierte – die natürlich nicht annähernd so lange Bestand haben wie ewige Themen wie die Liebe.

Der Artikel erschien zuerst in der schwedischen Epoch Times unter dem Titel: „En gång var han mer berömd än sin far“. (Deutsche Übersetzung Christina Nassif-Kleinert⁩/ Bearbeitung ks)



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