Was ist eine Nation?

"Nationalstaaten sind für Demokratie, Gewaltenteilung und zivilgesellschaftliche Lebensform die optimale Betriebsgröße", erklärt die Friedenspreisträgerin Aleida Assmann und fordert eine Debatte um den Begriff der Nation.
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Schloß Neuschwanstein in Bayern.Foto: iStock
Epoch Times6. Januar 2019

Die Friedenspreisträgerin Aleida Assmann hat eine Debatte um den Begriff der Nation gefordert. In einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ zählte die Kulturwissenschaftlerin Fragen auf. Sie fragt beispielsweise, wie sich die Nationen verwandeln, „wenn sie in den gemeinsamen Rahmen Europa eintreten? Welche Werte halten sie zusammen. Ist es nur der Euro? Wie entsteht ein Gefühl der Solidarität?“

Nach Ansicht der 71-Jährigen sind Demokratien kein Bollwerk gegen autoritäre Bewegungen.

Gegen solche Bewegungen hilft meines Erachtens aber auch nicht die Abschaffung der demokratischen Nationen, sondern nur ihre Stärkung. Nationalstaaten sind für Demokratie, Gewaltenteilung und zivilgesellschaftliche Lebensform die optimale Betriebsgröße, und Europa kann der richtige Rahmen und die Stütze sein, in dem dies funktioniert und gelingt.“

Es sei symptomatisch für unsere Gesellschaft, dass viele Deutsche mit dem Begriff der Nation nichts anfangen könnten. Wenn Europa gerettet und gestärkt werden solle, müssten wir dringend anfangen, über unser Verhältnis zur demokratischen Nation zu sprechen.

Aleida Assmann. Foto: Arne Dedert/dpa

„Aufgrund unserer Geschichte haben es die Intellektuellen nicht vermocht, zu einem positiven Nationen-Begriff zurückzukehren, der mit unserer Verfassung, Gewaltenteilung, Menschenrechten und gerade auch mit kultureller Vielheit verbunden ist; alles Dinge, die wir täglich genießen, ohne sie uns bewusst zu machen und wertzuschätzen – wie lange noch?“, fragte Assmann in dem Interview.

Die Geisteswissenschaftler Aleida und Jan Assmann haben den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2018 erhalten.

Anlass für das Interview war eine Debatte zu Vorwürfen gegen den österreichischen Schriftsteller Robert Menasse zum Umgang mit Zitaten und historischem Kontext. Menasse hatte Fehler eingeräumt und sich dafür entschuldigt. Die Kritik an seinem Umgang mit Zitaten hatte der Autor als „künstliche Aufregung“ bezeichnet. (dpa)



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