Commerzbank: Unicredit-Chef wirbt für „Zusammenführung“ beider Banken
Der Chef der italienischen Bank Unicredit wirbt offen für eine Komplettübernahme der deutschen Commerzbank.
„Eine Zusammenführung beider Banken könnte zu einem erheblichen Mehrwert für alle Stakeholder führen und würde einen deutlich stärkeren Wettbewerber auf dem deutschen Bankenmarkt schaffen“, sagte Andrea Orcel dem Düsseldorfer „Handelsblatt“ vom Montag.
„Privatkunden könnten besser unterstützt und der deutsche Mittelstand mit Finanzierungen gestärkt und international umfassender begleitet werden.“
Deutscher Staat verkauft
Die zweitgrößte italienische Bank hatte vergangene Woche 4,5 Prozent an Anteilen an der Commerzbank übernommen, die der deutsche Staat zum Verkauf gestellt hatte.
Zwischen beiden Instituten gebe es sehr wenige Überschneidungen, sagte Orcel. „Es wäre also möglich, eine Bank zu schaffen, die sich geografisch gut ergänzt und mit Privatkunden- und Unternehmensgeschäft sehr gut ausbalanciert ist.“
Einsparmöglichkeiten gebe es vor allem bei den Zentralfunktionen. Einen Aufsichtsratssitz bei der Commerzbank strebe er nicht an, so Orcel. Er wolle mit der Commerzbank-Führung aber „einen konstruktiven Dialog führen“, wenn die Zeit dafür reif sei.
Dabei wolle er als neuer Großaktionär zunächst sicherstellen, dass sich sein Investment gut entwickle. „Es ist wichtig, dass die Commerzbank ihre Bilanz stärkt, wächst und dabei gleichzeitig profitabler wird“, forderte Orcel. „Das aktuelle Management hat hier deutliche Fortschritte gemacht, aber meiner Meinung nach kann man noch viel mehr tun.“
Die Eigenkapitalrendite der Unicredit-Tochter Hypo-Vereinsbank (HVB) sei doppelt so hoch wie die der Commerzbank. Ihr Verhältnis von Kosten zu Erträgen liege 20 Prozentpunkte unter dem der Commerzbank. Zudem brauche die polnische Commerzbank-Tochter M-Bank mehr Kapital für Wachstum.
Zweitgrößte italienische Bank will weitere Anteile übernehmen
Mit weiteren Anteilen, welche die Unicredit nach Angaben ihres Chefs Orcel ab diesem Sommer schrittweise erworben hatte, hält sie nun neun Prozent an der Commerzbank und hat Interesse bekundet, weitere Anteile zu übernehmen.
Derzeit ist der deutsche Staat mit zwölf Prozent noch der größte einzelne Anteilseigner an der Commerzbank.
Der Bund war im Zuge der Finanzkrise 2008 zur Rettung bei der Frankfurter Bank eingestiegen, will nun aber seine restlichen Anteile verkaufen. Oppositionspolitiker und besonders die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisierten eine mögliche Komplettübernahme durch die Unicredit scharf.
Die Bundesregierung war nach Angaben verschiedener Regierungsvertreter von der Übernahme der Anteile durch die italienische Bank überrascht worden. Orcel widersprach dem. „Unser Interesse an der Commerzbank war bekannt, und wir wären nicht aktiv geworden, wenn wir nicht willkommen gewesen wären“, sagte er dem „Handelsblatt“.
Die Commerzbank hatte das vergangene Jahr mit dem größten Gewinn seit 15 Jahren abgeschlossen. Der Konzernüberschuss der zweitgrößten deutschen Bank stieg im Vergleich zu 2022 um 55 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.
Das war auch das Ergebnis eines strikten Sparkurses seit 2021. Seitdem wurde das Filialnetz deutlich verkleinert und tausende Stellen gestrichen. (afp/red)
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