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„Wir leben jeden Tag in Angst“ – Ausgebranntes Gesundheitspersonal beklagt prekäre Situation in Wuhan

Die Lage in den Krankenhäusern von Wuhan ist prekär: Täglich strömen 600 Patienten ins Krankenhaus. Das Personal ist unterbesetzt und überfordert und es mangelt an medizinischer Versorgung. Eine Krankenhausmitarbeiterin im Gespräch mit der Epoch Times.

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In China verabschieden sich zwei Mitglieder eines medizinischen Teams, bevor eine nach Wuhan, zum Epizentrum des Coronavirus-Ausbruchs aufbricht.

Foto: Du Zheyu/XinHua/dpa/dpa

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Lesedauer: 5 Min.

Qinqin, eine Krankenhausmitarbeiterin im Epizentrum des Coronavirus Wuhan ist alleinerziehende Mutter eines achtjährigen Jungen. Für den Fall, dass etwas Unerwartetes passiert, hat sie bereits ein Testament verfasst. Jeden Tag ist sie darum bemüht, den tödlichen Virus, der die Stadt zum Stillstand gebracht hat, abzuwehren.
Die Krankenhausverwalterin hatte seit dem chinesischen Neujahrsfest, als der Ausbruch die Krankenhäuser der Stadt überraschte, keinen einzigen freien Tag.
Jeden Tag strömen etwa 600 Patienten in das Krankenhaus, indem Qinqin [Name aus Sicherheitsgründen anonymisiert] arbeitet. Dort warten sie auf eine Diagnose und eine Behandlung des Virus. Oft verließ Qinqin das Krankenhaus erst um Mitternacht.
Etwa 70 medizinische Mitarbeiter in Qinqins Krankenhaus haben sich mit dem Virus infiziert, sagte sie der Epoch Times. Einer ihrer Kollegen, ein etwas über 30 Jahre alter Mann, brach am 5. Februar bei der Arbeit am Boden zusammen. Er wurde später positiv auf das Coronavirus getestet.
Ein Foto einer Powerpoint-Folie, welches im Internet kursierte, zeigte, dass 13 große Krankenhäuser in der Provinz Hubei mindestens 15 infizierte Mitarbeiter hatten. Das Foto wurde demnach während einer auf Provinzebene abgehaltenen Konferenz als Reaktion auf das Coronavirus aufgenommen. Angesprochen auf die Ansteckungsgefahr, meinte Qinqin:
„Ein Versehen ist genug: eine nicht richtig angelegte Gesichtsmaske oder die Hände nicht gründlich gewaschen, jedoch sind die Folgen grauenvoll.“

Wuhan: „Überlebe oder gehe alleine unter“

Song, ein Arzt im Ruhestand, der kürzlich wieder in einem Privatkrankenhaus eingestellt wurde, gehört zu den zahlreichen infizierten Mitarbeitern des Gesundheitswesens.
Er bekam um den 18. Januar herum Fieber, als er Patienten behandelte. Da er glaubte, sich eine Lungenentzündung zugezogen zu haben, griff Song zu IV-Tropfen und Injektionen. Innerhalb nur einer Woche schoss sein Fieber auf 41,7 Grad Celsius hoch. Neben dem Fieber hatte er laut seiner Schwägerin Li zudem Durchfall.
Ein Arzt sagte der Familie, dass Song sich mit dem Coronavirus infiziert habe. Jedoch nahm ihn das Krankenhaus nicht auf. Man sagte ihnen, dass „nur wenn jemand stirbt können sie prüfen, ob es ein freien Platz für ihn gibt“, erklärte Li gegenüber der Epoch Times.
Zurzeit befindet sich Song zu Hause und wird von seiner Frau und seiner Schwägerin versorgt. Li sagte, dass sich Songs Durchfall seitdem verschlimmert habe.
Li erzählte, sie würden sich mit Brillen, Masken und Mützen schützen, während sie sich zu Hause um Song kümmern. Sie haben den Kontakt zu ihren Nachbarn und Freunden verloren, da die Menschen seit dem Ausbruch der Seuche keine Besuche mehr machen.
Auch vermutet sie, dass die Zahl der Todesfälle weitaus höher sei als berichtet. Sie sah, wie das Personal des Wuhan Central Hospital „Leichen nach draußen zog“, als sie Song dorthin brachte, um ihn impfen zu lassen.
„Das gemeine Volk wartet auf den Tod, die Menschen in Wuhan werden allein zu Hause gelassen, um zu überleben oder zu sterben“, sagte Li. „Was können Sie sonst noch tun? Es gibt keinen anderen Weg.“

Misere und Rationierung der Schutzanzüge

Eines Tages, als Qinqin um 23 Uhr von einer Sitzung nach Hause kam, setzte sie auf einen Bordstein und weinte. Sie ließ ihren Gefühlen der Verzweiflung freien Lauf.
„Wir leben jeden Tag in Angst, aber wir müssen unsere Arbeit trotzdem gut machen“, sagte sie.
Medizinische Versorgung ist zur Mangelware geworden. Qinqin, die gleichzeitig auch das Inventar des Krankenhauses verwaltet, sagte, dass sie die medizinische Ausrüstung nach dem „Grad der Gefährdung“ der einzelnen Gebiete rationieren musste.
Das Krankenhaus erhält täglich 200 gespendete Masken, was kaum für ein Fünftel der Mitarbeiter an der Front ausreicht. Die Anzahl der Schutzanzüge reicht laut Qinqin nur für eine Abteilungseinheit aus.
Da die Restaurants in der ganzen Stadt geschlossen haben, ist auch die Beschaffung von Lebensmitteln für das Personal zu einer Herausforderung geworden. „Ohne die öffentlichen Spenden wären alle Vorräte des Krankenhauses in diesem Zeitraum aufgebraucht gewesen. Wir wären in ein Chaos gestürzt“, sagte sie. „Sie fragten, ob ich Angst habe, ich bin mir auch nicht sicher denn ich weiß nicht, an welchem Tag mein Leben vorbei sein wird“, sagte Qinqin.
Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von rm)
Originalfassung: ‘We Live in Fear Every Day:’ Burnt-Out Health Workers Prepare for the Worst in Wuhan

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