Wie die Essgewohnheiten des Vaters die Gesundheit seiner Kinder und Enkel beeinflusst

Eine Studie in der schwedischen Gemeinde Överkalix zeigt, dass die Ernährung von Vätern und Großvätern langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit zukünftiger Generationen haben kann.
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Die Ernährung der Vorfahren prägt die Gesundheit künftiger Generationen.Foto: Illustration The Epoch Times
Von 3. August 2024

Lebensmittel sind heutzutage in Hülle und Fülle verfügbar. Während viele dies als Vorteil betrachten, gibt es auch Überlegungen, ob dieser Überfluss möglicherweise negative Auswirkungen haben könnte. Um diese Fragestellung zu untersuchen, betrachten wir die idyllische Gemeinde Överkalix im nördlichen Schweden.

In Överkalix ist die Tradition des reichlichen Essens tief verwurzelt. Diese Gewohnheit wird von den Großvätern an die Väter und schließlich an die Kinder weitergegeben.

Nun haben Wissenschaftler Daten von drei Överkalix-Generationen mit fast 300 Personen, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert dort geboren wurden, untersucht, um herauszufinden, ob die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln Auswirkungen auf die Gesundheit der zukünftigen Generationen hatte.

Ihre Ergebnisse sind verblüffend.

Ernährung und Erbgesundheit: Die Rolle der Spermien

Die Studien ergaben, dass Väter, die während ihrer langsamen Wachstumsphase – also den Jahren kurz vor der Pubertät, typischerweise im Alter von 9 bis 12 Jahren – unter Nahrungsmittelknappheit litten, ihren Kindern ein um 58 Prozent geringeres Risiko vererbten, später im Leben an einer Herzerkrankung zu sterben.

Im Gegensatz dazu zeigte sich, dass Großväter, die in dieser Phase reichlich Nahrung zu sich nahmen, das Risiko einer diabetesbedingten Sterblichkeit bei ihren Enkeln um mehr als das Vierfache erhöhten.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein ernährungsbedingter Mechanismus in der männlichen Linie eine bedeutende Rolle bei der Entstehung bestimmter Krankheiten über Generationen hinweg spielt.

Zahlreiche Forschungsarbeiten der letzten Jahrzehnte haben untersucht, wie die Ernährungsgewohnheiten des Vaters die Gesundheit seiner Nachkommen beeinflussen. Diese Studien zeigen, dass die Ernährung eines werdenden Vaters die geistigen und körperlichen Gesundheitsrisiken seiner Kinder erheblich beeinflussen kann.

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei nicht nur auf der Menge, sondern auch auf der Art der Nahrung. Tiermodelle haben gezeigt, dass das Verhältnis und die Ausgewogenheit von Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten einen erheblichen Einfluss haben können. Obwohl Studien am Menschen zu diesem Thema noch begrenzt sind, liefern die bisherigen Erkenntnisse bereits wichtige Hinweise.

Besonders alarmierend sind die Auswirkungen einer fettreichen Ernährung. Verarbeitete Lebensmittel, die in der Regel viel Fett enthalten, werden überall angeboten und es ist schwer, ihnen zu widerstehen.

Wer regelmäßig stark verarbeitete Lebensmittel konsumiert, nimmt täglich etwa 500 Kalorien mehr zu sich als jemand, der sich vorwiegend von wenig verarbeiteten Nahrungsmitteln ernährt.

Hauptursache hierfür sind der höhere Fett- und Kohlenhydratgehalt in den stark verarbeiteten Produkten. Dieser Kalorienüberschuss kann langfristig zu gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht und Diabetes führen.

Des Weiteren können die negativen Auswirkungen einer fettreichen Ernährung über die Spermien des Vaters an seine Kinder weitergegeben werden.

Veränderte Genfunktion durch fettreiche Ernährung

Eine Studie zeigte, dass männliche Ratten, die 12 Wochen lang eine fettreiche Diät erhielten, weibliche Junge mit einer um etwa 30 Prozent verringerten Masse an Betazellen der Bauchspeicheldrüse zeugten. Betazellen sind entscheidend für die Insulinproduktion.

Als ausgewachsene Ratten hatten diese weiblichen Jungen ein erhöhtes Risiko, Probleme mit ihrem Blutzucker (Glukoseintoleranz) zu bekommen. Dies ist ein frühes Anzeichen von Diabetes. Außerdem hatten sie weniger Insulin im Blut – das Hormon, welches für die Zuckerregulation im Körper mitverantwortlich ist.

Diese Auswirkungen wurden in einer kürzlich in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichten Studie weiter bestätigt. Wissenschaftler fütterten männliche Mäuse zwei Wochen lang mit fettreicher Nahrung, entnahmen ihnen Spermien und erzeugten durch In-vitro-Befruchtung Embryonen. Obwohl das Körpergewicht der Nachkommen nicht beeinträchtigt wurde, entwickelten etwa 30 Prozent der männlichen Nachkommen eine Glukoseintoleranz.

Diese Studien zeigen, dass die Ernährung des Vaters die Funktion bestimmter genetischer Materialien in den Mitochondrien der Spermien verändert. Diese veränderten Moleküle, sogenannte Transfer-RNAs, wirken als Botenstoffe und modifizieren die Genfunktion der Nachkommen, ohne die DNA-Sequenz zu verändern.

Tierstudien haben zudem ergeben, dass eine fettreiche Ernährung der väterlichen Tiere über die Spermien auch andere Gesundheitsaspekte der Nachkommen beeinflussen kann. Dazu gehören Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen und eine verminderte Fruchtbarkeit.

Langfristige Effekte einer eiweißarmen Diät auf die Nachkommen

Auch haben Wissenschaftler herausgefunden, dass der Proteingehalt in der Ernährung der männlichen Tiere die Erbinformationen in seinen Spermien verändern kann und somit auch weitreichende Auswirkungen auf die Nachkommen haben kann.

Männliche Mäuse, die eine eiweißarme Diät erhielten, produzierten Nachkommen mit mehr Körperfett, Stoffwechselproblemen und veränderten Darmbakterien. Zudem zeigte sich eine erhöhte Genaktivität in der Leber, die mit der Produktion von Fett und Cholesterin in Zusammenhang steht.

Doch die Folgen beschränken sich nicht nur auf Stoffwechselstörungen. Eine eiweißarme Ernährung des Vaters kann das Risiko für Gefäß- und Herzprobleme sowie Krebs bei seinen Nachkommen erhöhen.

Die Forscher entdeckten zudem, dass männliche Tiere, die sich eiweißarm und kohlenhydratreich ernährten, männliche Nachkommen mit ängstlichen Zügen und weibliche Nachkommen mit erhöhtem Körperfett zeugten.

Gesundheitliche Folgen über zwei Generationen hinweg

Eine der überraschendsten Entdeckungen ist, dass ernährungsbedingte genetische Veränderungen in den Spermien nicht nur an die unmittelbaren Nachkommen weitergegeben werden, sondern auch auf die zweite Generation übergehen. Diese dauerhaften Veränderungen können tiefgreifende gesundheitliche Folgen haben.

Daten aus Studien zeigen, dass Ratten, die mit einer fettreichen Diät gefüttert wurden, nicht nur selbst eine Glukoseintoleranz entwickelten, sondern dieses Merkmal auch an ihre Nachkommen der zweiten Generation weitergaben. 

Eine weitere Studie, die sich auf männliche Mäuse konzentrierte, die mit einer eiweißarmen Diät gefüttert wurden, zeigte, dass die Nachkommen dieser Mäuse ein höheres Körpergewicht und erhöhte Werte des Angiotensin-konvertierenden Enzyms (ACE) in Serum und Gewebe aufweisen. ACE ist ein klinischer Marker für verschiedene chronische Krankheiten, darunter Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes und Nierenerkrankungen

Diese Auswirkungen wurden nicht nur bei der ersten Generation von Mäusen beobachtet, sondern auch in der Jugend bei der zweiten Generation.

Die schwedische Kohortenstudie zeigt somit, dass die Ernährung der „großväterlichen“ Mäusegeneration langfristige Auswirkungen hat, da bei der zweiten Generation ein erhöhtes Risiko für diabetesbedingte Sterblichkeit beobachtet wurde.

Ernährung und männliche Fruchtbarkeit

Ähnlich wie in den Studien mit Tieren ist ein Zusammenhang zwischen Ernährung und Fruchtbarkeit beim Menschen festzustellen. In einer Studie, veröffentlicht in der Zeitschrift Nature, analysierte eine internationale Forschergruppe die Daten von über 3.000 Familien und kam zu einem überraschenden Ergebnis: Das Körpergewicht des Vaters zum Zeitpunkt der Empfängnis hat einen erheblichen Einfluss auf das Gewicht und die Stoffwechselgesundheit seiner Kinder. Selbst wenn das Gewicht der Mutter in die Analyse einbezogen wird, bleibt der Befund bestehen.

Bestimmte Lebensmittel und Nährstoffe können positive Auswirkungen auf die Spermienaktivität haben. Eine umfassende Untersuchung ergab, dass eine gesunde Ernährung, reich an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen, die Spermienqualität signifikant verbessert.

Zu den Nährstoffen, die die Spermienqualität fördern, gehören:

  • Omega-3-Fettsäuren
  • Vitamin E
  • Vitamin C
  • β-Carotin
  • Selen
  • Zink
  • Cryptoxanthin
  • Lycopin
  • Vitamin D
  • Folsäure

Diese Nährstoffe finden sich in Lebensmitteln wie Fisch, Schalentieren, Meeresfrüchten, Geflügel, Getreide, Gemüse und Obst wieder. 

Besonders hervorzuheben ist die mediterrane Ernährung, die mit einer erhöhten Spermienbeweglichkeit in Verbindung gebracht wird. Im Gegensatz dazu wirkt sich eine Ernährung, die viel verarbeitetes Fleisch, Transfette, Alkohol, zuckergesüßte Getränke und Süßigkeiten enthält, nachteilig auf die Spermienqualität aus. 

Fazit: Wie unsere Essgewohnheiten die Zukunft prägen

In einer Welt, in der Lebensmittel allgegenwärtig sind und der Hunger scheinbar besiegt wurde, ist es verlockend, die Fülle zu genießen und sich hemmungslos den kulinarischen Versuchungen hinzugeben. Doch diese scheinbare Freiheit hat ihren Preis. 

Wissenschaftliche Forschungen zeigen immer deutlicher, dass unsere Ernährungsgewohnheiten weit über unsere eigene Lebensspanne hinausreichen und tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit künftiger Generationen haben.

In jüngsten Studien zeigt sich, dass die Folgen einer ungesunden Ernährung über Generationen hinweg akkumuliert werden können, was möglicherweise zur zunehmenden Verbreitung chronischer Krankheiten beiträgt.

Das weit verbreitete Motto „Man lebt nur einmal“ (YOLO) erweckt den Eindruck, dass unsere Entscheidungen ausschließlich uns selbst betreffen. Doch die Wahrheit ist komplexer. Unsere Lebensweise, insbesondere unsere Essgewohnheiten, beeinflusst nicht nur unser eigenes Leben, sondern auch das unserer Nachkommen. 

Über die Autorin

Dr. Yuhong Dong ist medizinische Kolumnistin für Epoch Times. Zuvor war sie als leitende medizinisch-wissenschaftliche Fachkraft und als Verantwortliche für die Arzneimittelsicherheit bei Novartis in der Schweiz tätig. Dort wurde sie viermal mit einem Novartis-Preis ausgezeichnet.

Sie besitzt präklinische Forschungserfahrungen in den Bereichen Virologie, Immunologie, Onkologie, Neurologie und Ophthalmologie und hat zudem klinische Erfahrungen in der Behandlung von Infektionskrankheiten und in der Inneren Medizin. Ihren medizinischen Doktorgrad sowie einen Doktortitel in Infektionskrankheiten erlangte sie an der Universität Peking in China.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „How a Father’s Diet Shapes the Health of His Children and Grandchildren“.



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