Von der Wiege zur App: Gefährdet zu viel Technologie unsere Kleinsten?
Aktuelle Studien zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen übermäßiger Nutzung von Technologie und steigenden Raten an Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS).
In einer Studie untersuchten Forscher, wie sich die Zeit, die Kinder vor dem Bildschirm verbringen, auf ihre Entwicklung auswirkt. Über 7.000 Kinder zwischen zwei und vier Jahren wurden beobachtet.
Die Ergebnisse zeigten, dass Kinder, die mit einem Jahr bereits viel vor dem Bildschirm saßen, später mit zwei und vier Jahren Schwierigkeiten in Kommunikation und Problemlösung hatten. Das deutet darauf hin, dass zu viel Bildschirmzeit die Entwicklung der Kinder beeinflusst.
Zu viel Bildschirmzeit sei außerdem ein Hauptgrund für die Zunahme von ADHS bei Kindern. Das sagte die Kinderpsychiaterin Dr. Victoria Dunckley im Gespräch mit Epoch Times. Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Bildschirmzeit auf das Nervensystem von Kindern.
Bildschirm: „Hauptverantwortlicher“ für ADHS
Forscher fanden in einer Meta-Analyse aus dem Jahr 2023 heraus, dass übermäßige Bildschirmexposition erheblich zur Entwicklung von ADHS bei Kindern beitragen kann. Dafür überprüften sie neun Studien mit insgesamt über 81.000 Kindern. „Daher“, schrieben die Autoren, „ist es notwendig, die Bildschirmzeit pro Tag bei Kindern zu reduzieren, um das Auftreten von ADHS zu verhindern.“
In einer Studie, die im Magazin „Pediatrics“ erschien, untersuchten Forscher den Einfluss von Bildschirmzeit bei jungen Kindern auf ihre Aufmerksamkeit. Sie beobachteten 1.278 Einjährige und 1.345 Dreijährige über einen Zeitraum von sechs Jahren. Dabei stellten sie fest, dass von den Kindern, die mit sieben Jahren untersucht wurden, zehn Prozent Aufmerksamkeitsprobleme aufwiesen. Es zeigte sich, dass die Menge an Fernsehzeit, die die Kinder mit einem und drei Jahren hatten, im Zusammenhang mit diesen Problemen stand.
Eine 2019 in „Trends in Neuroscience and Education“ veröffentlichte Studie testete die Hypothese, dass Bildschirmzeit die Aufmerksamkeitsspanne von jungen Kindern verkürzt. Dafür teilten die Forscher 30 Vorschulkinder in zwei Gruppen: Eine Gruppe sah Geschichten auf einem Bildschirm, während der anderen Gruppe die gleichen Geschichten vorgelesen wurden.
Nach sechs Wochen zeigten Gehirn-Scans (EEG), dass die Gehirnaktivität der Kinder, die oft vor dem Bildschirm saßen, ähnlich war wie die von Kindern mit ADHS.
„Der sich entwickelnde Geist ist darauf ausgelegt, sich an die relevantesten Reize zu binden“, sagte Roger McFillin gegenüber Epoch Times. Er ist klinischer Psychologe, der im Bereich der Verhaltens- und kognitiven Psychologie spezialisiert ist.
Bildschirme würden Neurotransmitter wie Serotonin und Dopamin überstimulieren, die für die geistige Gesundheit wichtig sind, fügte er hinzu. Eine Fehlregulation dieser Signalwege kann zu Störungen wie ADHS und Entwicklungsverzögerungen führen.
Bildschirme können das Gehirn „überfordern“
Ein intensiver Gebrauch digitaler Geräte kann sich nachteilig auf die Sprachentwicklung, die visuelle Wahrnehmung, das Gedächtnis und das soziale Verstehen auswirken. Besonders interaktive Bildschirmaktivitäten, wie die Nutzung von sozialen Medien und Video-Spielen auf Tablets oder Smartphones, beanspruchen das Gehirn stark, erläuterte Kinderpsychiaterin Dr. Dunckley.
„Dadurch gerät das Nervensystem häufig in einen Zustand von Alarmbereitschaft, ohne die Möglichkeit, diese aufgestaute Energie abzubauen“, merkt sie an. Wenn dieser Zustand der Hypererregung regelmäßig auftritt, kann es zu einer Art „Kurzschluss“ im Frontallappen des Gehirns kommen.
Der Frontallappen ist zuständig für unsere Emotionsregulation, Motivation und Aufmerksamkeit. Ist er beeinträchtigt, könnten Kinder impulsiver, unruhiger und aggressiver werden oder sogar in depressive Stimmungen verfallen.
Zum Einfluss interaktiver Bildschirme auf das Gehirn junger Kinder gibt es bisher nur begrenzte Forschungsergebnisse. Einige Studien deuten jedoch darauf hin, dass der auf dem Bildschirm gezeigte Inhalt relevanter sein könnte als die reine Bildschirmdauer.
„Ein schwaches Narrativ, schnelles Bildtempo, komplexe Reize oder jene, die stark von der Realität abweichen, können die Informationsverarbeitung bei Kindern beeinträchtigen“, hebte ein Bericht auf „Frontiers“ hervor.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Screens Negatively Impacting Kids‘ Brains, Fueling ADHD Epidemic: Experts“ (Deutsche Bearbeitung kr)
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